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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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gehörige Ohrfeige von mir.«
    »Sie gehört nicht zu einer höheren Struktur?«
    »Vielleicht doch. Wer weiß? Und wen kümmert’s? Meine Güte, solche
    Sachen gehen mir auf die Tonsur«, sagte Kehrer. Er setzte sich und
    legte die Hände auf die Knie, woraufhin Ruhe und Gelassenheit wieder
    flossen. »Nun, Herr Mumm… Weißt du, dass das Universum aus sehr
    kleinen Dingen besteht?«
    »Wie bitte?«
    »Wir müssen uns allmählich nach oben arbeiten, Herr Mumm. Du
    bist ein intelligenter Mann. Ich kann nicht dauernd behaupten, dass
    Magie hinter al em steckt.«
    »Bin ich wirklich hier? In dieser Stadt? Ich meine, mein jüngeres
    Selbst?«
    »Natürlich. Warum auch nicht? Äh, wo war ich stehen geblieben? Ah
    ja. Das Universum besteht aus sehr kleinen Dingen, und…«
    »Dies ist keine gute Zeit, um in der Wache zu dienen. Ich erinnere
    mich! Es gab die Ausgangssperre. Und das war nur der Anfang!«
    »Kleine Dinge, Herr Mumm«, sagte Kehrer scharf. »Das musst du
    wissen.«
    »Na schön. Wie klein sind die kleinen Dinge?«
    »Sehr klein. So klein, dass sie sich manchmal seltsam verhalten.«
    Mumm seufzte. »Jetzt soll ich vermutlich fragen: Was meinst du mit
    seltsam?«
    »Ich bin froh, dass du diese Frage gestellt hast. Um nur ein Beispiel zu
    nennen: Sie können an mehreren Orten zugleich sein. Denk nach, Herr
    Mumm.«
    Mumm versuchte, sich auf etwas zu konzentrieren, das vermutlich der
    weggeworfene Pappteller der Unendlichkeit war. Ihm gingen viele
    schreckliche Gedanken durch den Kopf, und erstaunlicherweise war es
    fast eine Erleichterung, sie beiseite zu schieben und über die Worte des
    Mönchs nachzudenken. So verhielt sich das Gehirn. Mumm erinnerte
    sich an einen Messerstich, der ihn das Leben gekostet hätte, wäre
    Feldwebel Angua nicht rechtzeitig zur Stel e gewesen. Er hatte blutend
    auf dem Boden gelegen und sich sehr für das Muster des Teppichs
    interessiert. Die Sinne sagten: Uns bleiben nur noch ein oder zwei
    Minuten, deshalb sol ten wir al es ganz genau aufzeichnen…
    »Das kann nicht stimmen«, sagte er. »Wenn diese Bank aus vielen sehr
    kleinen Dingen besteht, die an mehreren Orten zugleich sein können –
    warum steht sie dann still?«
    »Man gebe dem Mann eine kleine Zigarre!«, jubelte Kehrer. »Das ist
    das große Problem, Herr Mumm. Und nach unserem Abt lautet die
    Antwort: Die Sitzbank ist an vielen Orten gleichzeitig. Ah, da kommt der Tee. Und damit die Sitzbank an vielen Orten gleichzeitig sein kann,
    besteht das Multiversum aus vielen alternativen Universen. Eine
    massenhafte Massenhaftigkeit an Universen. So wie die größte Zahl, die
    sich jemand vorstel en kann. Um al den Quanten Platz genug zu bieten.
    Geht das zu schnell für dich?«
    »Oh, Quanten «, sagte Mumm. »Und alternative Universen. Darüber
    weiß ich Bescheid. Du meinst, man trifft in diesem Universum eine
    Entscheidung, und im nächsten eine andere. Bei einem Empfang habe
    ich einmal gehört, wie die Zauberer darüber sprachen. Sie…
    diskutierten über den Ruhmvollen Fünfundzwanzigsten Mai.«
    »Und was sagten sie?«
    »Oh, es ging um den üblichen Kram. Al es wäre anders ausgegangen,
    wenn die Rebel en die Tore und Brücken richtig bewacht hätten. Und
    dass man mit einem Frontalangriff nicht aus einer Belagerung
    ausbrechen kann. Die Zauberer meinten, dass in gewisser Weise al es
    irgendwo passiert…«
    »Und du hast ihnen geglaubt?«
    »Es klingt völlig hirnrissig. Aber manchmal fragt man sich: Was wäre
    geschehen, wenn ich bei der Gelegenheit anders gehandelt hätte…«
    »Wie die Frage, was passiert wäre, wenn du deine Frau umgebracht
    hättest?«
    Mumms Mangel an Reaktion beeindruckte Kehrer.
    »Dies ist ein Test, nicht wahr?«
    »Du lernst schnell, Herr Mumm.«
    »Aber du kannst sicher sein: In einem anderen Universum habe ich
    dich gepackt und dir eine geknal t.«
    Wieder lächelte Kehrer jenes ärgerliche kleine Lächeln, das darauf
    hinwies, dass er ihm nicht glaubte.
    »Du hast deine Frau nicht umgebracht«, sagte er. »Nirgends. Wie groß
    auch immer das Multiversum sein mag: Es gibt keinen Ort, an dem Sam
    Mumm, so wie er heute ist, Lady Sybil umgebracht hat. Aber die Theorie lässt in dieser Hinsicht keinen Zweifel zu. Wenn etwas geschehen kann,
    ohne gegen die Naturgesetze zu verstoßen, so geschieht es. Bei dir ist das nicht der Fal . Und doch funktioniert die Theorie der ›vielen Universen‹.
    Ohne sie wäre niemand imstande, irgendeine Entscheidung zu treffen.«
    »Und?«
    »Es ist

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