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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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etwas von ihm
    gekauft hatten.
    »Ah, Feldwebel… He, was bedeutet die kleine Krone?«
    »Sie weist darauf hin, dass ich Oberfeldwebel bin«, erwiderte Mumm.
    »Nun, Oberfeldwebel, dürfte ich dein Interesse auf ein heißes
    Würstchen mit Brötchen lenken? Garantiert kein Rattenfleisch.
    Hundert Prozent organisch. Das ganze Schweinefleisch vor dem
    Mischen gut rasiert.«
    Warum nicht?, dachte Mumm. Magen, Leber, Nieren und
    Verdauungssystem nannten eine ganze Anzahl von Gründen, trotzdem
    griff seine Hand in die Tasche und suchte nach Münzen.
    »Wie viel, Herr… äh.« Mumm erinnerte sich gerade noch rechtzeitig
    und blickte demonstrativ auf den Namen am Bauchladen. »…
    Schnapper?«
    »Vier Cent, Oberfeldwebel.«
    »Und damit treibst du dich selbst in den Ruin, wie?«, bemerkte
    Mumm fröhlich.
    »Verzeihung?«, erwiderte Schnapper verwundert.
    »Ich meine, mit einem solchen Preis treibst du dich selbst in den
    Ruin, nicht wahr?«
    »Treibe mich selbst in den…«
    »Ruin«, sagte Mumm verzweifelt.
    »Oh.« Schnapper dachte darüber nach. »Ja. Genau. Stimmt. Das ist die
    Wahrheit. Du möchtest also ein Würstchen?«
    »Dort steht ›Firma Schnapper, gegr.‹«, las Mumm. »Sollte das Schild
    nicht Auskunft darüber geben, wann du deine Firma gegründet hast?«
    »Sollte es das?«, fragte Schnapper und sah auf seinen Bauchladen
    hinab.
    »Wie lange bist du im Geschäft?«, erkundigte sich Mumm und wählte
    eine Pastete.
    »Mal sehen… In welchem Jahr sind wir?«
    »Äh… im Jahr des Tanzenden Hunds, glaube ich.«
    »Dann seit Dienstag«, sagte Schnapper. Er strahlte. »Aber dies ist nur
    der Anfang, um das Grundkapital zusammenzubringen. In ein oder
    zwei Jahren werde ich ein wichtiger Geschäftsmann in dieser Stadt
    sein.«
    »Ich glaube dir«, sagte Mumm. »Ja, ich glaube dir wirklich.« Schnapper
    sah erneut auf seinen Bauchladen, als Mumm fortging. »Treibe mich
    selbst in den Ruin, treibe mich selbst in den Ruin«, murmelte er. Dann
    sah er genauer hin und erbleichte. »Oberfeldwebel!«, rief er. »Iss die
    Pastete nicht!«
    Einige Meter entfernt verharrte Mumm mit der Hand auf halbem
    Wege zum Mund.
    »Was gibt es daran auszusetzen?«, fragte er. »Oh, wie dumm von
    mir… Ich meine, was gibt es speziel an dieser Pastete auszusetzen?«
    »Nichts! Ich meine nur… diese sind besser!«
    Mumm riskierte einen neuerlichen Blick auf den Bauchladen. Für ihn
    sahen die Pasteten al e gleich aus. Schnappers Pasteten wirkten recht
    lecker – das war ihr einziger Reiz.
    »Ich sehe keinen Unterschied«, sagte er.
    »Aber es gibt einen«, erwiderte Schnapper. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. »Siehst du hier? Bei deiner Pastete hat der Teig oben
    kleine Schweinemuster, während bei den anderen Würstchen zu sehen
    sind. Nun, äh, es würde mir gar nicht gefal en, wenn du glaubst, dass ich
    dich für ein Schwein halte oder so, wenn du sie mir zurückgibst,
    bekommst du eine, äh, andere, die ist nicht richtig, ich meine, es ist die
    falsche Pastete, die mit den Schweinen drauf…«
    Mumm sah dem Mann in die Augen. Schnapper musste erst noch die
    freundliche Ausdruckslosigkeit lernen, die ihn dreißig Jahre des
    Verkaufs wahrhaft organischer Pasteten lehren würden.
    Zum Entsetzen des jungen Mannes biss Mumm in die Pastete.
    Sie war al das, was er erwartet hatte, und enthielt nichts, das sich
    identifizieren ließ.
    »Lecker«, sagte er und hielt den Blick auf den leidenden Verkäufer
    gerichtet, als er auch den Rest verspeiste, was eine gewisse
    Konzentration erforderte.
    »Ich glaube, deine Pasteten sind tatsächlich einzigartig, Herr
    Schnapper«, sagte Mumm und leckte sich die Finger ab, für den Fal ,
    dass er später jemandem die Hand reichen wol te.
    »Du hast alles gegessen?«, fragte Schnapper.
    »War das falsch?«, erwiderte Mumm.
    Erleichterung stieg von dem Mann auf wie Rauch von einem Feuer,
    in dem feuchtes Holz brannte. »Was? Nein! Es ist alles in Ordnung!
    Einfach bestens! Möchtest du noch eine, damit sich die erste nicht so
    allein fühlt?«
    »Nein, ich schätze, eine ist mehr als genug«, sagte Mumm und wich
    zurück.
    »Du hast wirklich alles gegessen?«, vergewisserte sich Schnapper.
    »Das war doch richtig, oder?«, fragte Mumm.
    »Oh, ja. Sicher. Natürlich!«
    »Ich muss jetzt weiter«, sagte Mumm und ging über die Straße. »Ich
    freue mich schon auf unsere nächste Begegnung – hoffentlich habe ich
    dann weniger Hunger.«
    Er wartete, bis er außer Sicht war, und brachte

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