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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Schild verkündete: »So viel du in zehn Minuten essen kannst –
    10 Cent.«
    Darunter stand eine wohlbeleibte Frau mit bloßen Armen an einem
    großen Kessel, in dem ungewisse Dinge in grauer Flüssigkeit
    schwammen. Sie bedachte Mumm mit einem abschätzenden Blick und
    sah dann auf seinen Ärmel.
    »Was kann ich für dich tun, Feldwebel?«, fragte sie. »Was ist mit
    Feldwebel Klopf passiert?«
    »Oberfeldwebel«, sagte Mumm. »Klopf kam wohl oft hierher?«
    »Zum Mittag- und Abendessen.« Das Gesicht der Frau verriet
    deutlich: jeweils mit Nachschlag. Und er hatte nie bezahlt. Mumm hob
    Nobby hoch. »Siehst du das hier?«, fragte er.
    »Ist das ein Affe?«, fragte die Frau.
    »Har, har, sehr komisch«, stöhnte Nobby, als Mumm ihn wieder
    absetzte.
    »Von jetzt an kommt er für eine Mahlzeit pro Tag hierher«, sagte
    Mumm. »So viel er für zehn Cent essen kann.«
    »Ach? Und wer bezahlt, wenn ich fragen darf?«
    »Ich.« Mumm legte einen halben Dol ar auf den Tisch. »Das sind fünf
    Tage im Voraus. Was gibt’s heute? Plempe? Das lässt Haare auf seiner
    Brust wachsen, wenn er jemals eine Brust bekommt. Gib ihm einen
    großen Teller. Bei diesem Kunden zahlst du vielleicht drauf.«
    Er schob Nobby auf eine Sitzbank, stel te den Tel er vor ihn hin und
    nahm auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches Platz.
    »Du hast eine Frau erwähnt«, sagte er. »Versuch besser nicht, mich
    auf den Arm zu nehmen, Nobby«
    »Muss ich das mit dir teilen, Oberfeldwebel?«, fragte Nobby und griff
    nach dem Holzlöffel.
    »Es ist alles für dich. Und lass nichts übrig! Vielleicht stelle ich dich
    später auf die Probe«, meinte Mumm. »Eine Frau, hast du gesagt.«
    »Lady Meserole, Oberfeldwebel«, antwortete Nobby undeutlich, mit
    dem Mund vol Gemüse und Fett. »Piekfein. Al e nennen sie Madame.
    Kam vor einigen Monaten aus Gennua.«
    »Wann sprach sie mit dir?«
    »Heute Morgen.«
    »Was? Hielt sie dich einfach auf der Straße an?«
    »Äh… ich habe eine Art Vertrag mit ihr, Oberfeldwebel.«
    Mumm starrte ihn an. Es funktionierte besser als gesprochene Worte.
    Nobby wand sich vol er Unbehagen hin und her.
    »Um ganz ehrlich zu sein… Letzten Monat hat sie mich dabei
    erwischt, wie ich ihre Mol e gewehlt habe. Mann, die Dame schlägt
    vielleicht zu – mich traf’s wie der Tritt eines Maulesels. Als ich wieder
    zu mir kam, hatten wir dann ein kleines Gespräch, und sie meinte, ich
    könnte ihr nützlich sein, wie ein Ohr auf der Straße.«
    Mumm starrte noch immer, aber er war beeindruckt. Der junge
    Nobby war ein sehr geschickter Dieb gewesen – wer ihn erwischen
    wol te, musste sehr aufmerksam sein. Er legte noch etwas mehr Strenge
    in seinen durchdringenden Blick.
    »Na schön, Oberfeldwebel, sie drohte damit, mich der Tagwache zu
    übergeben, wenn ich ihr nicht helfe«, gestand Nobby. »Man wandert
    direkt ins Kittchen, wenn einen irgendwelche feinen Leute anzeigen.«
    Da hat er verdammt Recht, dachte Mumm. Privates Gesetz. »Und ich
    will nicht ins Kittchen, Oberfeldwebel. Dort würde ich Sconner
    begegnen.«
    Und er hat dir die Arme gebrochen, erinnerte sich Mumm. »Und
    warum ist eine feine Dame an mir interessiert, Nobby?«, fragte er.
    »Keine Ahnung. Hab ihr von dir, dem Gefangenenwagen, den
    Unaussprechlichen und von dem übrigen Kram erzählt. Sie meinte, es
    hörte sich nach einem interessanten Mann an. Und Rosie Palm zahlt
    mir einen lächerlichen Cent pro Tag, damit ich dich im Auge behalte.
    Und Korporal Schnuppel aus der Ankertaugasse zahlt mir einen halben
    Cent pro Tag, um dich zu beobachten, aber was ist heutzutage ein
    halber Cent wert, frage ich dich, deshalb beobachte ich dich nur ein
    wenig für ihn. Oh, und Obergefreiter Coates. Auch von ihm bekomme
    ich einen Cent.«
    »Warum?«
    »Weiß nicht. Er hat mich heute Morgen gefragt. Ein Cent-Job.«
    Nobby rülpste laut. »Besser drin als draußen. Wen soll ich für dich
    beobachten, Oberfeldwebel?«
    »Mich«, sagte Mumm. »Fal s du überhaupt noch Zeit für mich
    erübrigen kannst. Scheinst ja ziemlich beschäftigt zu sein.«
    »Du möchtest, dass ich dir folge?«
    »Nein. Berichte mir nur, was die Leute über mich sagen. Beobachte
    al e, die mir folgen. Halt mir den Rücken frei, sozusagen.«
    »In Ordnung!«
    »Gut. Und noch etwas, Nobby…«
    »Ja, Oberfeldwebel?«, fragte Nobby und löffelte noch weiter Brei in
    sich hinein.
    »Gib mir das Notizbuch, das Taschentuch und die vier Cent zurück,
    die du aus meinen Taschen stibitzt hast!«
    Nobby

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