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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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verstand. Er kannte die
    Namen der Dinge, aber jetzt fül ten sie sich plötzlich mit Bedeutung.
    Und al es schien gleichzeitig zu geschehen. Die Tollen Schwestern.
    Dort hatten sich einige Hitzköpfe versammelt…
    »Der Leutnant der Tagwache hat eins der Regimenter um Hilfe
    ersucht«, sagte Tilden. »Wozu er natürlich berechtigt war.«
    »Welches?«, fragte Mumm, obwohl er Bescheid wusste. Der Name
    stand in den Geschichtsbüchern.
    »Lord Venturis Mittlere Dragoner, Oberfeldwebel. Mein altes
    Regiment.«
    Stimmt, dachte Mumm. Und die Kavallerie ist natürlich bestens dafür geeignet, eine Menge ziviler Fußgänger unter Kontrol e zu bringen. Das
    weiß jeder…
    »Und, äh, es kam zu einigen bedauerlichen Todesfäl en…«
    Tilden tat Mumm leid. Es konnte nie ein Beweis dafür erbracht
    werden, dass jemand den Befehl erteilt hatte, die Leute niederzureiten,
    aber spielte das eine Rol e? Nach vorn drängende Pferde, Leute, die
    nicht ausweichen konnten, weil hinter ihnen noch mehr Leute
    standen… So leicht konnten kleine Kinder da die Hand des Vaters oder
    der Mutter verlieren…
    »Aber um der Gerechtigkeit willen muss man sagen, dass es die
    Soldaten mit Wurfgeschossen zu tun bekamen, und einer von ihnen
    wurde schwer verletzt«, fügte Tilden hinzu, als läse er die Worte von
    einem Zettel.
    Und dann ist natürlich alles in Ordnung, dachte Mumm. »Was für
    Wurfgeschosse, Herr?«
    »Obst, wie ich hörte. Es könnten auch einige Steine dabei gewesen
    sein.« Mumm stellte fest, dass Tildens Hand zitterte. »Soweit ich weiß,
    war der Brotpreis der Grund für den Aufruhr.«
    Nein. Bei einem Protest geht es um den Brotpreis, sagte Mumms
    innere Stimme. Zu einem Aufruhr kommt es, wenn Leute in Panik
    geraten, die zwischen Idioten auf Pferden und anderen Idioten, die »Ja,
    genau!« rufen und nach vorn drängen, festsitzen. Und letztendlich
    verantwortlich dafür ist ein Narr, der sich von einem mit Greifzirkel
    und Lineal ausgerüsteten Wahnsinnigen beraten lässt.
    »Im Palast glaubt man, dass revolutionäre Elemente die Wachhäuser
    angreifen könnten«, sagte Tilden langsam.
    »Im Ernst, Herr? Warum?«
    »Weil revolutionäre Elemente so etwas tun«, antwortete Tilden.
    »Die Männer sind gerade damit beschäftigt, al es dicht zu machen…«
    »Ergreife alle Maßnahmen, die du für richtig hältst, Oberfeldwebel«,
    sagte Tilden und winkte mit einer Hand, die einen Brief hielt. »Wir sind
    aufgefordert, den Bestimmungen der Ausgangssperre Geltung zu
    verschaffen. Der Hinweis ist unterstrichen.«
    Mumm zögerte, bevor er antwortete. Die erste Antwort schluckte er
    hinunter, begnügte sich mit »In Ordnung, Herr« und verließ das Büro.
    Er wusste, dass Tilden kein schlechter Kerl war. Die Neuigkeiten
    mussten ihn schwer getroffen haben, andernfal s hätte er wohl kaum
    einen so dummen Befehl gegeben. »Ergreife alle notwendigen
    Maßnahmen.« Gib diese Anweisung einem Mann, der dazu neigt, beim
    Anblick von vielen Fäuste schwingenden Leuten in Panik zu geraten,
    und du bekommst das »Massaker bei den Tollen Schwestern«.
    Mumm ging die Treppe hinunter. Die Männer standen im Hauptraum
    und wirkten nervös.
    »Ist der Gefangene in der Zelle?«, fragte er.
    Korporal Colon nickte. »Jaherr. Schnauzi meint, drüben bei den
    Tollen Schwestern…«
    »Ich weiß. Und dies sind die notwendigen Maßnahmen: Öffnet die
    Fensterläden, entriegelt die Tür und lasst sie offen. Zündet alle
    Laternen an. Warum brennt die blaue Laterne über dem Eingang
    nicht?«
    »Keine Ahnung, Oberfeldwebel. Aber was ist, wenn…«
    »Zünde sie an, Korporal. Und dann gehst du mit Keule nach draußen
    und hältst dort Wache, wo man euch ganz deutlich sehen kann. Ihr seid
    freundlich aussehende Burschen, Jungs. Nehmt eure Glocken mit, aber
    – und das möchte ich extra hervorheben – keine Schwerter.«
    »Keine Schwerter?«, entfuhr es Colon. »Aber was passiert, wenn ein
    verdammter Pöbelhaufen um die Ecke kommt und ich nicht bewaffnet
    bin?«
    Mumm näherte sich ihm mit einigen raschen Schritten und blieb Nase
    an Nase vor Colon stehen.
    »Und wenn du ein Schwert hast, was machst du dann, hm? Was willst
    du damit gegen einen verdammten Pöbelhaufen ausrichten? Was sol en
    die Leute sehen? Ich möchte, dass sie den dicken Colon sehen: einen anständigen Burschen, nicht übermäßig intel igent, kannte seinen Vater,
    und da ist der gute alte Keule, er trinkt in meiner Taverne. Wenn die
    Leute nur zwei Männer in Uniform und mit

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