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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Schwertern sehen, seid ihr
    in Schwierigkeiten, und wenn ihr die Schwerter zieht, seid ihr in noch
    größeren Schwierigkeiten, und wenn ihr heute Abend die Schwerter
    ohne meine Erlaubnis zieht und überlebt, dann bedauert ihr sowohl das
    eine als auch das andere, weil ihr es nämlich mit mir zu tun bekommt,
    klar? Und dann erfahrt ihr, was echte Schwierigkeiten sind, denn was
    ihr bis dahin erlebt habt, wird euch wie ein netter Tag am Meer
    erscheinen. Verstanden?«
    Fred Colon glotzte ihn an. Man konnte es nicht anders nennen.
    »Lass dich von meinem zuckersüßen Tonfal nicht zu der Annahme
    verleiten, ich hätte dir keinen verdammten Befehl gegeben«, sagte
    Mumm und wandte sich ab. »Mumm?«
    »Ja, Oberfeldwebel?«, fragte der junge Sam.
    »Haben wir hier eine Säge?«
    Schnauzi trat vor. »Ich habe eine Werkzeugkiste, Chef.«
    »Auch Nägel?«
    »Jaherr!«
    »Gut. Reiß die Tür von meinem Spind, schlag viele Nägel hindurch
    und leg sie dann oben auf den Treppenabsatz. Ich nehme die Säge und
    gehe zum Abort.«
    Stille folgte diesen Worten, und nach einigen Sekunden schien sich
    Colon verpflichtet zu fühlen, einen Diskussionsbeitrag zu leisten. Er
    räusperte sich und sagte:
    »Wenn du in dieser Hinsicht ein Problem hast, Oberfeldwebel… Frau
    Colon kennt da eine wundervol e Medizin, die…«
    »Es wird nicht lange dauern«, meinte Mumm. Nach vier Minuten
    kehrte er zurück.
    »Alles erledigt«, sagte er und hörte das Hämmern aus dem
    Umkleideraum. »Komm mit, Gefreiter. Zeit für eine Lektion in
    Verhörtechnik. Oh… und nimm die Werkzeugkiste mit.«
    »Fred und Keule sind nicht gern draußen«, sagte Sam, als sie über die
    steinernen Stufen nach unten gingen. »Sie fürchten, was passiert, wenn
    Unaussprechliche aufkreuzen?«
    »Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Unsere Freunde aus der
    Ankertaugasse gehören nicht zu den Leuten, die den Vordereingang
    benutzen.«
    Mumm öffnete die Tür zu den Zellen. Der Gefangene stand auf und
    griff nach den Gitterstäben.
    »Na schön, sie sind gekommen, um mich abzuholen«, sagte er. »Wenn
    ihr mich jetzt sofort rauslasst, lege ich ein gutes Wort für euch ein.«
    »Niemand ist gekommen, um dich abzuholen«, erwiderte Mumm. Er
    schloss die Haupttür hinter sich und öffnete dann die Zel entür.
    »Vermutlich haben sie zu viel zu tun«, fuhr er fort. »Drüben bei den
    Tollen Schwestern soll ziemlich was los gewesen sein. Es gab einige
    Tote. Vielleicht dauert es noch eine Weile, bis deine Kollegen Zeit für
    dich erübrigen können.«
    Der Mann sah zu der Werkzeugkiste in den Händen des Gefreiten. Es
    war nur ein kurzer Blick, aber Mumm bemerkte den Moment der
    Unsicherheit.
    »Ich verstehe«, sagte er. »Guter Polizist, böser Polizist, wie?«
    »Wenn du möchtest«, entgegnete Mumm. »Aber wir sind mit dem
    Personal ein wenig knapp. Also wenn ich dir eine Zigarette gebe – bist
    du dann so freundlich, dir selbst die Zähne einzuschlagen?«
    »Dies ist ein Spiel, oder?«, fragte der Gefangene. »Du weißt, dass ich zur Sondergruppe gehöre. Und du bist neu in der Stadt und möchtest
    uns beeindrucken. Das ist dir gelungen. Wir haben al e schön gelacht,
    haha. Außerdem war ich nur zur Überwachung eingeteilt.«
    »Ja, aber so funktioniert das nicht«, sagte Mumm. »Jetzt haben wir
    dich hier und können darüber entscheiden, was du verbrochen hast. Du
    weißt ja, wie das läuft. Möchtest du ein Ingwerbier?«
    Das Gesicht des Mannes erstarrte.
    »Weißt du, nach dem Aufruhr von heute Abend hat man uns darauf
    hingewiesen, dass es zu revolutionären Angriffen auf die Wachhäuser
    kommen könnte«, sagte Mumm. »Ich persönlich rechne nicht damit.
    Ich erwarte eher, dass einige ganz normale Leute kommen, weil sie
    gehört haben, was geschehen ist. Aber – und du kannst mich Herr
    Misstrauisch nennen, wenn du willst – ich habe das Gefühl, dass
    Unangenehmes geschehen könnte. Es heißt, wir sol ten den
    Bestimmungen der Ausgangssperre Geltung verschaffen. Was
    vermutlich bedeutet: Wenn Leute kommen, um sich darüber zu
    beklagen, dass Soldaten unbewaffnete Bürger angegriffen haben, was
    ich persönlich für ›tätlichen Angriff mit einer tödlichen Waffe‹ halte…«
    Oben entstand Unruhe. Mumm nickte dem jungen Sam zu, der die
    Treppe hinaufeilte.
    »Da mein leicht zu beeindruckender Assistent jetzt weg ist, möchte
    ich dich noch auf Folgendes hinweisen«, sagte Mumm leise. »Wenn
    auch nur einem meiner Männer heute Nacht etwas zustößt,

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