Die Nachtwächter
werde ich
dafür sorgen, dass du für den Rest deines Lebens beim Anblick einer
Flasche aufschreist.«
»Ich habe dir nichts getan! Du kennst mich nicht einmal!«
»Ja«, sagte Mumm. »Wir erledigen dies auf dir vertraute Weise.« Sam
kehrte zurück. »Jemand ist in den Abort gefal en!«, meldete er. »Er war
auf das Dach geklettert, und es hat nachgegeben!«
»Das muss eins der revolutionären Elemente gewesen sein«, sagte
Mumm und beobachtete das Gesicht des Gefangenen. »Man hat uns
vor ihnen gewarnt.«
»Der Mann behauptet, er käme aus der Ankertaugasse,
Oberfeldwebel!«
»Genau das würde ich sagen, wenn ich ein revolutionäres Element
wäre«, meinte Mumm. »Na schön, werfen wir einen Blick auf den
Burschen.«
Oben stand die Tür noch offen. Draußen lungerten einige Leute am
Rand des von den Laternen erhel ten Areals herum. Drinnen trat
Feldwebel Klopf vom einen Bein auf das andere und wirkte ganz und
gar nicht glücklich.
»Wer hat angeordnet, dass alles offen sein soll?«, fragte er. »Draußen
auf den Straßen sieht’s übel aus! Es ist gefährlich…«
»Die Anordnung stammt von mir«, sagte Mumm und kam die Treppe
hoch. »Gibt es ein Problem, Feldwebel?«
»Nun… Oberfeldwebel, auf dem Weg hierher habe ich gehört, dass
man Steine auf das Wachhaus in der Düstergutstraße wirft«, sagte Klopf
und wirkte ein wenig eingeschüchtert. »Leute sind auf den Straßen!
Pöbel! Mir graut bei der Vorstellung, was in anderen Teilen der Stadt
geschieht.«
»Und?«
»Wir sind Polizisten! Wir sollten uns vorbereiten!«
»Auf was? Schlägst du vor, die Fensterläden zu schließen und dem
Prasseln von Steinen zu lauschen?«, fragte Mumm. »Oder sollen wir
losgehen und alle verhaften? Meldet sich jemand freiwillig? Nein? Ich
sag dir was, Feldwebel: Wenn du Polizist sein willst, dann verhafte den
Mann im Abort. Wegen Einbruch und…«
Oben ertönte ein Schrei.
»Und wenn du nach oben gehst, findest du vermutlich jemanden, der
durchs Dachfenster geklettert und auf eine Spindtür vol er Nägel
gefallen ist, die dort zufälligerweise lag«, fuhr Mumm fort. Er bemerkte
die Verwirrung in Klopfs Gesicht. »Es sind die Burschen aus der
Ankertaugasse, Feldwebel«, erklärte er. »Sie wol ten übers Dach zu uns
kommen, um den dummen Nachtnarren einen Schrecken einzujagen.«
»Du verhaftest Unaussprechliche ?«
»Keine Uniform. Keine Dienstmarke. Bewaffnet. Wie wär’s mit etwas
Gesetz?«, erwiderte Mumm. »Schnauzi, wo bleibt der Kakao?«
»Wir bekommen Schwierigkeiten!«, rief Klopf.
Mumm ließ ihn warten, während er sich eine Zigarre anzündete. »Wir
sind bereits in Schwierigkeiten, Windelbert«, sagte er und schüttelte das
Streichholz aus. »Jetzt gilt es nur noch, die Art von Schwierigkeiten zu
wählen, die wir haben möchten. Danke, Schnauzi.«
Er nahm den Becher entgegen und nickte Sam zu. »Vertreten wir uns
draußen ein wenig die Beine.«
Plötzlich wurde es still im Raum, abgesehen vom Wimmern aus der
Dachkammer und den fernen Schreien aus dem Abort.
»Was steht ihr hier alle so herum?«, wandte sich Mumm an die
Wächter. »Möchte jemand mit der Glocke läuten und verkünden, dass
alles gut ist?«
Diese Worte hingen groß und rosarot im Raum, als Mumm nach
draußen in die Abendluft trat.
Er sah Leute in kleinen Gruppen von drei oder vier Personen, die
miteinander sprachen und dabei gelegentlich zum Wachhaus blickten.
Mumm nahm auf einer Treppenstufe Platz und trank seinen Kakao.
Ebenso gut hätte er seine Hose ausziehen können. Die Gruppen
verteilten sich und wurden zu einem Publikum. Niemand, der ein
nichtalkoholisches Getränk genoss, war jemals das Zentrum so großer
Aufmerksamkeit gewesen.
Er hatte Recht. Eine geschlossene Tür lädt zu tollkühnen Handlungen
ein. Ein Mann, der unter einer Laterne Kakao trinkt und die kühle
Abendluft genießt, ist eine Einladung zum Zögern.
»Wir verstoßen gegen die Ausgangssperre«, sagte ein junger Mann. Er
trat kurz nach vorn und ebenso schnel wieder zurück.
»Tatsächlich?«, erwiderte Mumm.
»Willst du uns verhaften?«
»Ich nicht«, sagte Mumm fröhlich. »Ich habe gerade Pause.«
»Ach?« Der junge Mann deutete auf Colon und Keule. »Haben die
ebenfal s Pause?«
»Jetzt ja.« Mumm drehte sich halb um. »Der Kakao ist fertig, Jungs.
Holt ihn euch. Ihr braucht euch nicht zu beeilen, es ist genug für alle
da. Und kommt zurück nach draußen, wenn ihr euren Kakao habt…«
Als das
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