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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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jemanden bezahlen, um dich zu töten.«
    »In dem Fal sol test du mir besser nichts erzählen. Aber ich glaube,
    Hunde-Freund ist ein unangenehmer Spitzname.«
    »Wenn man Vetinari heißt, Madame, kann man mit ›Hunde-Freund‹
    einigermaßen zufrieden sein. Setzt du mich bitte ein Stück vom
    Gildenhaus entfernt ab? Ich möchte übers Dach gehen. Bevor ich du
    weißt schon wohin gehe, muss ich mich noch um einen Tiger
    kümmern.«
    »Um einen Tiger. Wie aufregend.« Einmal mehr streichelte die Frau
    ihre Katze. »Hast du einen Weg hinein gefunden?«
    Vetinari zuckte mit den Schultern. »Den Weg kenne ich seit Jahren,
    Madame. Aber jetzt hat ein halbes Regiment den Palast umstel t. Vier
    oder fünf Wachen an jeder Tür, unregelmäßige Streifen und
    Stichproben. Da komme ich nicht durch. Aber wenn ich erst einmal im
    Palast drin wäre… Die Männer dort sind kein Problem.«
    Die Katze kratzte sich am Kragen.
    »Ist er vielleicht gegen Diamanten allergisch?«, fragte Madame.
    Sie hob die Katze hoch. »Bist du gegen Diamanten al ergisch,
    Schnutziputzi?«
    Havelock seufzte, aber nur innerlich, denn er respektierte seine Tante.
    Er wünschte sich nur, sie wäre in Bezug auf Katzen etwas vernünftiger
    gewesen. Wenn man während eines Gesprächs über Ränke und
    ähnliche Machenschaften unbedingt eine Katze streicheln wol te,
    musste es eine weiße mit langem Fell sein und kein an Blähungen
    leidender Kater von der Straße.
    »Was ist mit dem Oberfeldwebel?«, fragte Havelock und schob sich so
    höflich wie möglich zur Seite.
    Die violette Frau setzte ihre Katze vorsichtig auf die Sitzbank. Ein
    übler Geruch breitete sich in der Kutsche aus.
    »Ich glaube, ich sol te John Keel so bald wie möglich begegnen«, sagte
    sie. »Vielleicht können wir ihn überzeugen, mit uns
    zusammenzuarbeiten. Die Party steigt morgen Abend. Äh… würdest
    du bitte das Fenster öffnen?«

    Ein wenig später in jener Nacht, nach einem kleinen Umtrunk im
    Gemeinschaftsraum der Aufsichtsschüler, torkelte Witwenmacher zu
    seinem Zimmer und bemerkte, dass eine Fackel erloschen war. Mit
    einer Schnelligkeit, die alle überrascht hätte, die nur sein gerötetes
    Gesicht und den unsicheren Gang bemerkten, holte er einen Dolch
    hervor und spähte durch den Flur. Überal sah er graue Schatten, sonst
    nichts. Manchmal gingen Fackeln von ganz al ein aus.
    Er trat vor.
    Als er am nächsten Morgen in seinem Bett erwachte, führte er die
    Kopfschmerzen auf den schlechten Brandy zurück. Und irgendein
    Blödmann hatte ihm orange und schwarze Streifen ins Gesicht gemalt.

    Es begann wieder zu regnen. Mumm mochte den Regen. Es wurden
    weniger Verbrechen verübt, wenn es regnete. Die Leute blieben zu
    Hause. In einigen der besten Nächte seines beruflichen Lebens hatte es
    aus Eimern geschüttet. Dann hatte er an einer windgeschützten Stel e
    im Schatten gestanden und dem silbrigen Prasseln des Regens
    gelauscht, den Kopf eingezogen, sodass zwischen Helm und Kragen
    kaum etwas zu sehen war.
    Einmal hatte er ganz still dagestanden, so sehr in Gedanken
    versunken und nicht da, dass ein fliehender Räuber, der seinen
    Verfolgern entkommen war, sich an ihn lehnte, um auszuruhen. Als
    Mumm die Arme um den Mann legte und ihm »Hab dich!« ins Ohr
    flüsterte, erschrak der arme Kerl so sehr, dass er das in die Hose
    machte, was er, wie ihn seine Mutter vor rund vierzig Jahren mit viel
    Geduld gelehrt hatte, nicht in die Hose machen sollte.
    Die Leute waren nach Hause gegangen. Fred Colon hatte den
    zusammengenähten Gappy zum Alten Flickschusterweg begleitet und
    den Eltern des jungen Mannes al es erklärt, mit strahlender Ehrlichkeit
    im runden, roten Gesicht. Rasen nahm vermutlich die Gelegenheit
    wahr, sein Bett zu benutzen.
    Und der Regen gurgelte in den Abflussrohren und spritzte aus
    Wasserspeiern und rauschte im Rinnstein und übertönte alle anderen
    Geräusche.
    Nützlicher Regen.
    Mumm nahm eine Flasche von Frau Ritters bestem Ingwerbier. Er
    erinnerte sich daran. Es enthielt unglaublich viel Kohlensäure und
    erfreute sich deshalb großer Beliebtheit. Nach nur einem Schluck davon
    konnte ein Junge mit dem richtigen Ansporn und nach guter
    Vorbereitung die ganze erste Strophe der Nationalhymne rülpsen.
    Solche Kunst gilt als sehr erstrebenswert, wenn man acht ist.
    Mumm hatte Colon und Keule für diese Aufgabe ausgewählt. Den
    jungen Sam wollte er nicht daran beteiligen. Das, was er plante, war
    keineswegs illegal, aber es hatte den Anschein von

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