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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Dol ar geben!«
    Mumm wagte es nicht, Rasen anzusehen. »Tatsächlich?«, erwiderte er
    so unschuldig wie möglich. »Und du hast das Ingwerbier?«
    »Sechs Halbe vom Besten«, sagte Colon. »Auf die Flaschen gibt es
    übrigens drei Cent Pfand. Und, äh…« Er scharrte unsicher mit den
    Füßen. »Ich, äh, habe gehört, dass man das Wachhaus bei den Tollen
    Schwestern in Brand gesetzt hat, Oberfeldwebel. Beim Schlummerhügel
    sieht’s ebenfalls ziemlich übel aus. Und, äh… beim Wachhaus in der
    Kröselstraße sind al e Fenster zerbrochen, und drüben beim Geringsten
    Tor verließen einige Wächter das Wachhaus, um junge Leute daran zu
    hindern, mit Steinen zu werfen, und einer von ihnen zog sein Schwert,
    Oberfeldwebel…«
    »Und dann?«
    »Er wird wahrscheinlich überleben, Oberfeldwebel.«
    Doktor Rasen sah sich im Hauptbüro um, in dem noch immer Leute
    miteinander sprachen. Schnauzi ging mit einem Tablett herum und bot
    Kakao an. Draußen leisteten einige Wächter dem Rest der Menge an
    einem wärmenden Feuer Gesel schaft.
    »Ich muss sagen, ich bin beeindruckt«, meinte er. »Offenbar ist dies
    das einzige Wachhaus, das in dieser Nacht nicht belagert wird. Ich
    möchte nicht wissen, wie du das fertig gebracht hast.«
    »Glück war dabei im Spiel«, erwiderte Mumm. »Und ich habe drei
    Männer in den Zel en, die sich nicht ausweisen können, und einen
    anonymen Möchtegern-Mörder, der ermordet wurde.«
    »Ein ziemliches Problem«, sagte Rasen. »Ich bin nur mit so einfachen
    Mysterien konfrontiert wie mit der Frage, was ein bestimmter
    Hautausschlag bedeutet.«
    »Ich bin entschlossen, mein Problem so bald wie möglich zu lösen«, sagte Mumm.

    Der Assassine kletterte lautlos von Dach zu Dach, bis er ein ganzes
    Stück von der Aufregung beim Wachhaus entfernt war.
    Seine Bewegungen konnten durchaus katzenhaft genannt werden.
    Allerdings markierte er seinen Weg nicht mit Urin.
    Schließlich erreichte er eins der vielen Verstecke der oberen Welt.
    Mehrere Dickichte aus Schornsteinen schufen hier einen kleinen,
    geschützten Ort, der von unten aus nicht zu sehen war und auch in der
    Dachlandschaft verborgen blieb. Der Assassine betrat ihn nicht sofort,
    sondern schlich erst um ihn herum, bewegte sich völ ig geräuschlos von
    einem Aussichtspunkt zum nächsten.
    Ein Beobachter, der die Assassinengilde von Ankh-Morpork kannte,
    wäre von der Unsichtbarkeit dieser Gestalt erstaunt gewesen. Wenn sie sich bewegte, sah man Bewegung. Wenn sie verharrte, existierte sie
    nicht mehr. Der Beobachter hätte Magie vermutet, und Magie spielte
    tatsächlich eine Rol e, wenn auch eine indirekte. Neunzig Prozent der
    meisten Magie gehen auf das Wissen um eine zusätzliche Tatsache
    zurück.
    Schließlich schien der Assassine zufrieden zu sein und betrat den
    geschützten Ort. Er griff nach einem Beutel, der zwischen den
    rauchenden Schornsteinen lag, und leises Knistern verriet, dass er sich
    umzog.
    Etwa eine Minute später verließ er das Versteck, und jetzt war er
    sichtbar. Dem hypothetischen Beobachter wäre es noch immer schwer
    gefallen, ihn zu erkennen, als einen Schatten unter vielen, aber jetzt
    existierte er, auf andere Weise als vorher. Vorher war er so sichtbar gewesen wie der Wind.
    Leichtfüßig sprang er auf das Dach eines Schuppens hinab und dann
    auf die Straße, wo er in einen nahen Schatten trat. Dort verwandelte er
    sich erneut.
    Dies nahm nicht viel Zeit in Anspruch. Die praktische kleine
    Armbrust wurde auseinander genommen und in den einzelnen Taschen
    eines Samtbeutels verstaut, in dem sie garantiert nicht klimpern konnte.
    Die weichen Lederschuhe wurden gegen ein Paar Stiefel eingetauscht,
    das im Schatten gewartet hatte. Hände strichen die schwarze Kapuze
    zurück.
    Schließlich trat die Gestalt um eine Ecke und wartete.
    Eine Kutsche näherte sich mit brennenden Fackeln. Sie wurde kurz
    langsamer, und eine Tür öffnete und schloss sich.
    Der Assassine lehnte sich auf der Sitzbank zurück, als die Kutsche
    wieder schneller rol te.
    In ihrem Innern ließ eine kleine Laterne, von der ein wenig Licht ausging, eine Frau erkennen, die auf der anderen Seite saß. Als die
    Kutsche eine Straßenlaterne passierte, war violette Seide zu erahnen.
    »Du hast einiges versäumt«, sagte die Frau. Sie holte ein violettes
    Taschentuch hervor und hielt es vor das Gesicht des jungen Mannes.
    »Spuck«, befahl sie.
    Er kam der Aufforderung widerstrebend nach. Eine Hand wischte
    seine Wange ab und hielt das

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