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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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den
    Taschen. Nichts. Nicht einmal ein benutztes Taschentuch.«
    »Sehr seltsam, Oberfeldwebel«, kommentierte Sam loyal.
    »Vor al em deshalb, weil ich einen Zettel mit der Aufschrift ›Ich bin
    eindeutig Mitglied eines revolutionären Kaders, darauf könnt ihr euch
    verlassen‹ erwartet habe«, sagte Mumm und blickte nachdenklich auf die
    Leiche hinab.
    »Ja, das würde beweisen, dass er ein Revolutionär war«, erwiderte
    Sam.
    Mumm seufzte und starrte kurz an die Wand. »Fäl t jemandem etwas
    an der Armbrust auf?«, fragte er dann.
    »Es ist die neue Bollsower A7«, sagte Fred Colon. »Keine schlechte
    Armbrust, Oberfeldwebel. Aber nicht die Waffe eines Assassinen.«
    »Das stimmt«, bestätigte Mumm und drehte den Kopf des Toten,
    sodass der kleine Metal bolzen hinter dem Ohr sichtbar wurde. »Im
    Gegensatz hierzu. Fred, du kennst al e. Wo kann ich mir um diese Zeit Ingwerbier besorgen?«
    »Ingwerbier, Oberfeldwebel?«
    »Ja, Fred.«
    »Warum…«, begann Colon.
    »Frag nicht, Fred. Hol einfach nur sechs Flaschen.«

    Mumm trat zu dem Tisch, wo Dr. Rasen, von faszinierten Zuschauern
    umringt, an Gappy arbeitete.
    »Wie kommst du voran?«, fragte Mumm und bahnte sich einen Weg
    durch das Publikum.
    »Langsamer, als ich vorankommen könnte, wenn nicht dauernd
    jemand im Licht stünde«, sagte Rasen, hob die Pinzette vorsichtig zu
    einem Becher neben Gappys Hand und ließ einen blutigen Glassplitter
    hineinfal en. »Freitagabends sehe ich manchmal Schlimmeres. Er wird
    seine Finger weiter benutzen können, wenn du das wissen wil st.
    Allerdings dauert es bestimmt eine Weile, bis er wieder Schuhe
    schustern kann. Gut gemacht, danke.«
    Zustimmendes Gemurmel erklang. Mumm sah sich um, ließ den Blick
    über Polizisten und Zivilisten wandern. Hier und dort wurde leise
    geflüstert. Er hörte Bemerkungen wie »Üble Sache« und »Es heißt,
    dass…«
    Er war recht geschickt vorgegangen. Die meisten seiner Jungs
    wohnten nur ein oder zwei Straßen entfernt. Es war eine Sache,
    irgendwelche unbekannten Mistkerle in Uniform anzugreifen, aber eine
    ganze andere, Steine nach dem guten alten Fred Colon oder Keule oder
    Billy Wiggel zu werfen, die man von Kindesbeinen an kannte und mit
    denen man im Rinnstein Schlag Meine Tote Ratte Kaputt gespielt hatte.
    Rasen legte die Pinzette beiseite und rieb sich den Nasenrücken. »Das
    war’s«, sagte er müde. »Ein paar Nähte, und er ist soweit in Ordnung.«
    »Es gibt noch einige andere, die du dir ansehen sol test«, sagte
    Mumm.
    »Warum überrascht mich das nicht?«, erwiderte der Doktor.
    »Einer hat viele Löcher in den Füßen, ein anderer ist durchs Dach des
    Aborts gefal en und hat sich das Bein verrenkt, und noch einer ist tot.«
    »Ich schätze, dem Toten kann ich kaum helfen«, sagte Rasen. »Woher
    weißt du, dass er tot ist? Ja, und mir ist klar, dass ich diese Frage
    vermutlich bedauern werde.«
    »Er brach sich das Genick, als er vom Dach fiel, und er fiel vom
    Dach, weil sich ihm ein stählerner Armbrustbolzen in den Kopf
    gebohrt hat.«
    »Ah. Klingt ganz danach, dass er tot ist, wenn du meine medizinische
    Meinung hören willst. Hast du ihn umgebracht?«
    »Nein!«
    »Nun, du bist ein viel beschäftigter Mann, Oberfeldwebel. Du kannst
    nicht überal sein.« Der Doktor lächelte, als er sah, wie Mumm rot
    anlief, und ging dann zu der Leiche.
    »Ja, ich würde sagen, dieser Herr ist ganz eindeutig verstorben«,
    brummte er. »Und?«
    »Ich möchte, dass du es aufschreibst. Auf ein Stück Papier. Mit
    offiziell klingenden Worten wie ›Quetschung‹ und ›Hautabschürfung‹.
    Ich möchte, dass du es aufschreibst und auch notierst, wann du ihn tot
    vorgefunden hast. Und anschließend sieh dir bitte die beiden anderen
    an, und nachdem du sie behandelt hast, danke, möchte ich, dass du ein
    anderes Stück Papier unterschreibst, auf dem geschrieben steht, dass du
    den Männern in meinem Auftrag geholfen hast. Jeweils in doppelter
    Ausführung, wenn du nichts dagegen hast.«
    »Na schön. Darf ich fragen, warum?«
    »Niemand sol mir die Schuld geben.«
    »Warum sol te jemand dir die Schuld geben? Du hast doch gesagt,
    dass er vom Dach gefallen ist!«
    »Dies sind misstrauische Zeiten, Doktor. Ah, da ist Fred. Hast du was
    auftreiben können?«
    Korporal Colon trug eine Kiste und stellte sie mit einem leisen
    Ächzen auf den Tisch.
    »Die alte Frau Richter mag es nicht, wenn man mitten in der Nacht an
    ihre Tür klopft«, verkündete er. »Ich musste ihr einen

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