Die Nachtwanderin
los, du zerdrückst mich!", schimpfte Mimma mit gepresster Stimme. Ardric entließ sie aus seiner Umarmung.
"Herrje, das war wirklich nur Spaß!", versicherte sie Ardric und lächelte gequält.
"Das ist es nicht, was mich so traurig macht", sagte er leise.
"Oh, was ist es dann?", fragte Mimma besorgt.
"Du hast gemeint, dass es nicht dein Zuhause ist", antwortete er ihr und sah sie voller Kummer an.
"Du bist wirklich nur so traurig, weil ich nicht gesagt habe, dass ich hier Zuhause bin?", fragte sie überrascht nach. Ardric nickte stumm.
"Das habe ich nicht so gemeint.
Naja, irgendwie schon. Klar, es ist mein Zuhause, aber es ist eben nicht mein Zuhause.
Hier gibt es nichts, was von mir wäre. Nichts, dass an mich und an meine Vergangenheit erinnert", erklärte sie Ardric. Er schien zu verstehen, was sie damit ausdrücken wollte. Langsam hellte sich seine düstere Miene wieder auf und Sekunden später hatte er wieder seine üblich lässige und freche Art drauf.
"Deinen üppigen Busen hättest du in diesem engen Tanktop bestimmt nicht noch höher unter dein Kinn schnallen können", bemerkte er spitz und ließ Mimma verdutzt im Aufzug stehen, als es läutete und sich die Tür öffnete. Mit offenem Mund und einem leichten Grinsen im Gesicht, starrte sie ihm fassungslos nach. Und wieder einmal hatte er es geschafft, sie mit seinen Anspielungen verdattert dastehen zu lassen. Mimma knöpfte ihren Mantel zu und rannte ihm schnell nach. Als sie ihn eingeholt hatte, hakte sie sich bei ihm unter. Diese freiwillige Annäherung von Mimma überraschte Ardric, doch er wollte diesen Moment nicht mit einem dummen Kommentar versauen und schielte Mimma zufrieden aus seinen Augenwinkeln an.
"Du hast mich doch dazu überredet mehr von meinem Körper zu zeigen.
Also warum sollte ich der Männerwelt diesen von der Natur gegeben Prachtkörper vorenthalten?
Ich bin mir sicher, dass ich den Vampiren in deinem Club mindestens genauso gut gefalle wie dir.
Und wer weiß, vielleicht lande ich heute sogar noch bei einem und mache mit ihm rum!", sagte sie so lässig wie möglich, machte sich dann von ihm los und rannte zur Limousine. Dieses Mal war es Ardric, der verdutzt da stand und Mimma mit offenem Mund verwundert nach sah. Der Gedanke gefiel ihm überhaupt nicht, dass Mimma ihre Ankündigung womöglich wahrmachen könnte und sich lustvoll einem anderen Vampir, außer ihm, hingeben könnte. Während Mimma in die Limousine einstieg, beobachtete der Chauffeur sie ganz genau, in der Hoffnung irgendeinen Anhaltspunkt zu entdecken, der ihm bei seinen geheimen Nachforschungen über Ardric Donovan und Mimma Craft weiter helfen konnte, doch Mimma schien wie ausgewechselt. Vergnügt stieg sie in die Limousine ein, mit einem breiten Grinsen bis über beide Ohren. Nichts deutete darauf hin, dass sie vielleicht unglücklich wäre, oder sich unfreiwillig in der Gewalt von Ardric Donovan befand. Doch er blieb weiterhin misstrauisch.
Als Ardric endlich in die Limousine einstieg, hielt ihm Mimma ein Glas Whiskey hin. Sich selbst hatte sie bereits einen Martini eingeschenkt. Ardric nahm den Whiskey entgegen. Anschließend stieß Mimma mit ihm an, denn sie hatte sich einen passenden Trinkspruch zurechtgelegt.
"Auf die Nacht der Vampire!", sagte sie überschwänglich und kippte sich ihren Martini auf einen Zug die Kehle hinunter. Ardric starrte sie verdutzt an, während Mimma sich nachschenkte. Seine Blicke bohrten sich durch ihren Körper. Er wollte unbedingt wissen, ob sie sich wirklich mit einem anderen Vampir einlassen würde. Mimma fühlte Ardrics Anspannung, denn sie wusste, dass ihn ihre Ankündigung eifersüchtig machte. Zufrieden grinste sie in sich hinein und biss sich auf ihre Unterlippe, denn sie wollte ihren Triumph über Ardric, noch eine Weile auskosten. Mimma nippte an ihrem Glas und wartete darauf, dass er endlich etwas sagen würde.
"Sag mal, das hast du doch vorhin nicht ernst gemeint?", fragte er sie und versuchte dabei desinteressiert zu klingen. Er schwenkte seinen Whiskey im Glas hin und her und tat so, als ob ihm die Antwort nicht wirklich wichtig war. Dieses Mal drehte Mimma den Spieß um. Obwohl sie ganz genau wusste, was er wissen wollte, tat sie so, als ob sie von Nichts eine Ahnung hatte und gab sich so Wortkarg, wie er es sonst immer tat, wenn sie etwas von ihm wissen wollte.
"Was meinst du?", fragte sie.
"Na das mit den Vampiren", erwiderte er.
"Das ihr Blutsauger seid? Das entspricht doch der Wahrheit!", sagte sie
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