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Die Nadel.

Titel: Die Nadel. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follettl
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knöcheltief unter Wasser. Der Regen peitschte über die Windschutzscheibe. Auf den
     ungeschützten Hügelkuppen bestand die Gefahr, daß die orkanartigen Böen das Auto von
     der Fahrbahn fegten, in die moorigen Wiesen am Straßenrand. Meile um Meile saß Bloggs
     vorgebeugt auf dem Sitz, spähte durch den kleinen Teil der Scheibe, den die
     Scheibenwischer vom Regen freihalten konnten, und schaute angestrengt hinaus, um den
     Verlauf der Straße zu erkennen. Währenddessen kämpften die Scheinwerfer mit dem Regen,
     der alles in schwarze Dunkelheit tauchte. Kurz hinter Edinburgh überfuhr er drei Kaninchen
     und spürte das ekelerregende Holpern, als die Reifen ihre kleinen pelzigen Körper
     zerquetschten. Er verringerte das Tempo nicht, dachte aber eine Zeitlang darüber nach, ob
     Kaninchen normalerweise bei Nacht aus ihrem Bau herauskamen.
    Das anstrengende Fahren
     machte ihm Kopfschmerzen, und der Rücken tat ihm weh. Außerdem hatte er Hunger. Er
     öffnete das Fenster, um von der kühlen Brise wachgehalten zu werden, doch es kam so viel
     Wasser herein, daß er gezwungen war, es gleich wieder zu schließen. Die Nadel oder Faber
     oder wie er sich jetzt nennen mochte, fiel ihm ein: ein lächelnder junger Mann in seiner
     Turnhose, der einen Pokal in der Hand hielt. Faber schien dieses Rennen zu gewinnen. Er
     hatte einen Vorsprung von 48 Stunden und besaß den weiteren Vorteil, daß nur er die
     richtige Route kannte. Bloggs hätte es gern allein mit diesem Mann aufgenommen, wenn der
     Einsatz nicht so verdammt hoch gewesen wäre.
    Ein oder zwei Stunden vor
     Morgendämmerung fuhr Bloggs nach Aberdeen hinein. Nie in seinem Leben war er so dankbarfür Straßenlaternen gewesen, wenn sie wegen der Verdunkelung auch nur
     trübes Licht verbreiteten. Er hatte keine Ahnung, wo die Polizeiwache war. Da sich niemand
     auf den Straßen zeigte, der ihm den Weg hätte weisen können, fuhr er in der Stadt umher,
     bis er die vertraute blaue Laterne sah (auch sie abgedunkelt).
    Bloggs stellte den
     Wagen ab und rannte durch den Regen in das Gebäude. Man erwartete ihn. Godliman hatte
     angerufen, und der Professor war inzwischen jemand. Bloggs wurde in das Büro Alan Kincaids
     gebracht, eines Chefinspektors der Kriminalpolizei, der so Mitte Fünfzig sein mußte. Drei
     weitere Beamte waren in dem Zimmer. Bloggs schüttelte ihnen die Hand und vergaß sofort
     ihre Namen.
    Kincaid sagte: »Sie haben’s verdammt schnell von Carlisle
     geschafft.«
    »Und mich dabei fast umgebracht«, erwiderte Bloggs. Er setzte
     sich. »Wenn Sie ein Sandwich auftreiben könnten . . . «
    »Selbstverständlich.«
     Kincaid steckte den Kopf aus der Tür und rief etwas. »Kommt sofort.«
    Das Büro
     hatte grauweiße Wände, einen Holzfußboden und einfaches dunkelbraunes Mobiliar: einen
     Schreibtisch, ein paar Stühle und einen Aktenschrank. Ein Tablett mit schmutzigen Tassen
     stand auf dem Boden, und die Luft war rauchgeschwängert. Es roch, als hätten Männer hier
     die ganze Nacht gearbeitet.
    Kincaid hatte einen kleinen Schnurrbart, dünnes graues
     Haar und eine Brille. Er war ein großer, intelligent wirkender Mann in Hemdsärmeln und
     Hosenträgern – nach Bloggs’ Meinung von der Art, wie sie das Rückgrat der britischen
     Polizei bilden. Er sprach mit örtlichem Akzent, was darauf hindeutete, daß er wie Bloggs
     von der Pike auf gedient hatte. Sein Alter verriet aber, daß er nicht so schnell
     aufgestiegen war wie Bloggs.
    Bloggs fragte: »Wieviel wissen Sie über diese ganze
     Sache?«
    »Nicht viel«, sagte Kincaid. »Aber Ihr Boß, Godliman, meinte, daß die
     Londoner Morde die unwichtigsten Verbrechen dieses Mannes sind. Wir wissen auch, bei
     welcher Abteilung Siesind. Wenn wir also zwei und zwei zusammenzählen,
     können wir uns ausrechnen, daß Faber ein sehr gefährlicher Spion ist.«
    »Genau
     das«, bestätigte Bloggs.
    Kincaid nickte.
    »Was haben Sie bis jetzt
     unternommen?« erkundigte sich Bloggs.
    Kincaid legte die Füße auf den
     Schreibtisch. »Er ist vor zwei Tagen hierhergekommen, richtig? Da fingen wir an, nach ihm
     zu fahnden. Wir hatten die Bilder – ich nehme an, daß jede Polizeiwache des Landes sie
     bekommen hat.«
    »Stimmt.«
    »Wir haben die Hotels und Pensionen, den Bahnhof
     und den Busbahnhof überprüft. Wir waren sehr genau, obwohl wir noch nicht wußten, daß
     er hier war. Natürlich hatten wir keinen Erfolg. Zwar suchen wir weiter, aber nach meiner
     Meinung hat er Aberdeen

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