Die Nadel.
wichtige Frage stellen. Könnte das Boot den Sturm
überstanden haben?«
Der Käpt’n wollte gerade mit einem Streichholz seine Pfeife
anzünden. Er hielt inne und sagte nach einer Weile: »Mit einem sehr geschickten Seemann
am Ruder – vielleicht. Vielleicht auch nicht.«
»Wie weit könnte er bestenfalls
gekommen sein, bevor der Sturm anfing?«
»Nicht weit – ein paar Meilen. Die Marie II wurde erst am Abend vertäut.«
Bloggs stand auf, ging um seinen
Stuhl herum und setzte sich wieder. »Wo ist er jetzt also?«
»Auf dem Grund des
Meeres wahrscheinlich, der verdammte Idiot.« Die Erklärung des Hafenmeisters hatte etwas
für sich.
Die Wahrscheinlichkeit, daß Faber tot war, konnte Bloggs nicht
zufriedenstellen. Ihm fehlten die Beweise. Die Unzufriedenheit machte sich jetzt auch
körperlich bemerkbar; er war unruhig und gereizt. Was tun? Bloggs kratzte sich am Kinn,
das eine Rasur benötigt hätte. »Das glaube ich erst, wenn ich’s sehe.«
»Da
können Sie lang warten.«
»Spekulationen helfen uns nicht weiter«, sagte Bloggs
scharf. »Ich brauche Information, nicht Defätismus.« Die umstehendenMänner erinnerten sich plötzlich daran, daß er trotz seiner Jugend der
ranghöchste Polizeioffizier im Zimmer war. »Gehen wir die Möglichkeiten durch. Erstens:
Er hat Aberdeen auf dem Landweg verlassen, und jemand anders hat die Marie II
gestohlen. In diesem Fall hat er sein Ziel wahrscheinlich schon erreicht, aber er kann das
Land wegen des Sturmes noch nicht verlassen haben. Alle anderen Polizeidienststellen suchen
nach ihm; mehr können wir da im Moment nicht tun.
Zweitens: Er ist immer noch in
Aberdeen. Da die Fahndung immer noch läuft, ist auch diese Möglichkeit abgedeckt.
Drittens: Er hat Aberdeen auf dem Seeweg verlassen. Wir stimmen wohl darin überein,
daß das am wahrscheinlichsten ist. Diese Möglichkeit müssen wir uns genauer
ansehen. Drei A: Er hat ein anderes Schiff – vermutlich ein U-Boot – erreicht, bevor
der Sturm ausbrach. Wir glauben nicht, daß er Zeit dazu hatte, aber es ist nicht
ausgeschlossen. Drei B: Er hat irgendwo Zuflucht gefunden oder Schiffbruch erlitten – auf
dem Festland oder auf einer Insel. Drei C: Er ist tot.
Wenn er ein U-Boot erwischt
hat, haben wir verloren. Dann ist es zu spät, noch etwas zu unternehmen. Daran brauchen
wir also nicht zu denken. Wenn er Zuflucht gefunden oder Schiffbruch erlitten hat, müssen
wir früher oder später Hinweise darauf finden – entweder die Marie II oder Teile
davon. Wir können sofort die Küste absuchen und das Meer, sobald das Wetter uns erlaubt,
ein Flugzeug aufsteigen zu lassen. Wenn der Kahn gesunken ist, könnten wir immer noch
Bootsteile finden, die auf dem Wasser treiben.
Wir müssen also dreierlei tun: Die
schon laufende Fahndung wird fortgesetzt; eine weitere wird eingeleitet, die sich auf die
Küste nördlich und südlich von Aberdeen erstreckt; und wir treffen die nötigen
Vorbereitungen, daß das Meer aus der Luft abgesucht werden kann, sobald sich das Wetter
bessert.«
Bloggs hatte begonnen, auf und ab zu gehen, während er sprach. Jetzt
blieb er stehen und blickte in die Runde. »Kommentare, Fragen, Vorschläge?«
Die späte Stunde hatte ihre Wirkung auf jeden von ihnen
gehabt. Bloggs’ plötzlicher Energieschub rüttelte sie alle aus einer schleichenden
Lethargie auf. Einer lehnte sich nach vorn und rieb sich die Hände, ein zweiter knüpfte
sich die Schuhbänder, ein dritter zog seine Jacke an. Sie wollten an die Arbeit. Es gab
keine Fragen.
VIERTER TEIL – KAPITEL 23
aber war wach. Sein
ausgelaugter Körper benötigte wahrscheinlich immer noch Schlaf, obwohl er den ganzen Tag
im Bett gelegen hatte. Aber sein Kopf arbeitete auf Hochtouren, spielte Möglichkeiten
durch, malte sich Szenen aus, beschäftigte sich mit Frauen und mit Zuhause.
Jetzt,
da er England so bald verlassen würde, wurden seine Erinnerungen an Deutschland
schmerzlich-süß. Er dachte an alberne Dinge wie Mettwürste, die so fest waren, daß man
sie scheibchenweise essen konnte, an Autos, die auf der rechten Straßenseite fuhren, und
an wirklich große Bäume. Besonders dachte er an seine Muttersprache: Worte voller
Eindringlichkeit und Genauigkeit, harte Konsonanten und reine Vokale mit dem Verb am
Satzende – wo es auch hingehörte –, so daß Ziel und Bedeutung einer Aussage im selben
krönenden Höhepunkt zusammenfielen.
Bei
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