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Die Nadel.

Titel: Die Nadel. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follettl
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wichtige Frage stellen. Könnte das Boot den Sturm
     überstanden haben?«
    Der Käpt’n wollte gerade mit einem Streichholz seine Pfeife
     anzünden. Er hielt inne und sagte nach einer Weile: »Mit einem sehr geschickten Seemann
     am Ruder – vielleicht. Vielleicht auch nicht.«
    »Wie weit könnte er bestenfalls
     gekommen sein, bevor der Sturm anfing?«
    »Nicht weit – ein paar Meilen. Die Marie II wurde erst am Abend vertäut.«
    Bloggs stand auf, ging um seinen
     Stuhl herum und setzte sich wieder. »Wo ist er jetzt also?«
    »Auf dem Grund des
     Meeres wahrscheinlich, der verdammte Idiot.« Die Erklärung des Hafenmeisters hatte etwas
     für sich.
    Die Wahrscheinlichkeit, daß Faber tot war, konnte Bloggs nicht
     zufriedenstellen. Ihm fehlten die Beweise. Die Unzufriedenheit machte sich jetzt auch
     körperlich bemerkbar; er war unruhig und gereizt. Was tun? Bloggs kratzte sich am Kinn,
     das eine Rasur benötigt hätte. »Das glaube ich erst, wenn ich’s sehe.«
    »Da
     können Sie lang warten.«
    »Spekulationen helfen uns nicht weiter«, sagte Bloggs
     scharf. »Ich brauche Information, nicht Defätismus.« Die umstehendenMänner erinnerten sich plötzlich daran, daß er trotz seiner Jugend der
     ranghöchste Polizeioffizier im Zimmer war. »Gehen wir die Möglichkeiten durch. Erstens:
     Er hat Aberdeen auf dem Landweg verlassen, und jemand anders hat die Marie II
     gestohlen. In diesem Fall hat er sein Ziel wahrscheinlich schon erreicht, aber er kann das
     Land wegen des Sturmes noch nicht verlassen haben. Alle anderen Polizeidienststellen suchen
     nach ihm; mehr können wir da im Moment nicht tun.
    Zweitens: Er ist immer noch in
     Aberdeen. Da die Fahndung immer noch läuft, ist auch diese Möglichkeit abgedeckt.
    Drittens: Er hat Aberdeen auf dem Seeweg verlassen. Wir stimmen wohl darin überein,
     daß das am wahrscheinlichsten ist. Diese Möglichkeit müssen wir uns genauer
     ansehen. Drei A: Er hat ein anderes Schiff – vermutlich ein U-Boot – erreicht, bevor
     der Sturm ausbrach. Wir glauben nicht, daß er Zeit dazu hatte, aber es ist nicht
     ausgeschlossen. Drei B: Er hat irgendwo Zuflucht gefunden oder Schiffbruch erlitten – auf
     dem Festland oder auf einer Insel. Drei C: Er ist tot.
    Wenn er ein U-Boot erwischt
     hat, haben wir verloren. Dann ist es zu spät, noch etwas zu unternehmen. Daran brauchen
     wir also nicht zu denken. Wenn er Zuflucht gefunden oder Schiffbruch erlitten hat, müssen
     wir früher oder später Hinweise darauf finden – entweder die Marie II oder Teile
     davon. Wir können sofort die Küste absuchen und das Meer, sobald das Wetter uns erlaubt,
     ein Flugzeug aufsteigen zu lassen. Wenn der Kahn gesunken ist, könnten wir immer noch
     Bootsteile finden, die auf dem Wasser treiben.
    Wir müssen also dreierlei tun: Die
     schon laufende Fahndung wird fortgesetzt; eine weitere wird eingeleitet, die sich auf die
     Küste nördlich und südlich von Aberdeen erstreckt; und wir treffen die nötigen
     Vorbereitungen, daß das Meer aus der Luft abgesucht werden kann, sobald sich das Wetter
     bessert.«
    Bloggs hatte begonnen, auf und ab zu gehen, während er sprach. Jetzt
     blieb er stehen und blickte in die Runde. »Kommentare, Fragen, Vorschläge?«
    Die späte Stunde hatte ihre Wirkung auf jeden von ihnen
     gehabt. Bloggs’ plötzlicher Energieschub rüttelte sie alle aus einer schleichenden
     Lethargie auf. Einer lehnte sich nach vorn und rieb sich die Hände, ein zweiter knüpfte
     sich die Schuhbänder, ein dritter zog seine Jacke an. Sie wollten an die Arbeit. Es gab
     keine Fragen.

VIERTER TEIL – KAPITEL 23
    aber war wach. Sein
     ausgelaugter Körper benötigte wahrscheinlich immer noch Schlaf, obwohl er den ganzen Tag
     im Bett gelegen hatte. Aber sein Kopf arbeitete auf Hochtouren, spielte Möglichkeiten
     durch, malte sich Szenen aus, beschäftigte sich mit Frauen und mit Zuhause.
    Jetzt,
     da er England so bald verlassen würde, wurden seine Erinnerungen an Deutschland
     schmerzlich-süß. Er dachte an alberne Dinge wie Mettwürste, die so fest waren, daß man
     sie scheibchenweise essen konnte, an Autos, die auf der rechten Straßenseite fuhren, und
     an wirklich große Bäume. Besonders dachte er an seine Muttersprache: Worte voller
     Eindringlichkeit und Genauigkeit, harte Konsonanten und reine Vokale mit dem Verb am
     Satzende – wo es auch hingehörte –, so daß Ziel und Bedeutung einer Aussage im selben
     krönenden Höhepunkt zusammenfielen.
    Bei

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