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Die Nadel.

Titel: Die Nadel. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follettl
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lange, steile, schmale Rampe, die
     sich wie eine Brücke hoch über den Strand erhob. Lucy hätte Mühe gehabt, den Rollstuhl
     nach oben zu bekommen, aber Tom schaffte es ohne sichtliche Anstrengung.
    Das Haus
     war perfekt.
    Es war klein und grau und lag windgeschützt in einer Mulde. Alle
     Holzteile waren frisch gestrichen, und ein wilder Rosenbusch wuchs neben der Treppe. Rauch
     kräuselte aus dem Schornstein und wurde von der Brise weggeblasen. Die winzigen Fenster
     blickten auf die Bucht hinaus.
    Lucy sagte: »Ich finde es herrlich!«
    Das
     Haus war geputzt, gelüftet und frisch gestrichen worden; auf dem Steinfußboden lagen
     dicke Teppiche. Das Haus hatte vier Zimmer: unten eine modernisierte Küche und ein
     Wohnzimmer mit einem Steinkamin; oben zwei Schlafzimmer. Die eine Seite des Hauses war mit
     Bedacht umgestaltet worden. Es gab neue Rohrleitungen, ein neues Badezimmer oben und unten
     einen Küchenanbau.
    Ihre Kleider hingen in den Schränken. Im Bad fanden sie
     Handtücher und in der Küche Lebensmittel.
    Tom sagte: »Ich möchte Ihnen in der
     Scheune etwas zeigen.«
    Es war ein Schuppen, keine Scheune. Er war hinter dem Haus
     versteckt. Darin stand ein glänzender neuer Geländewagen.
    »Mr. Rose sagt, daß er
     extra umgebaut wurde, damit der junge Mr. Rose ihn fahren kann«, erklärte Tom. »Er hat
     eine automatische Schaltung, der Gashebel und die Bremse werden mit der Hand bedient. Das
     hat er gesagt.« Er schien die Worte wie ein Papagei zu wiederholen, als könne er sich
     wenig unter einer Schaltung, einem Gashebel und einer Bremse vorstellen.
    »Ist es
     nicht klasse, David?« fragte Lucy.
    »Toll. Aber wohin soll ich damit fahren?«
    »Sie können mich jederzeit besuchen und mit mir eine Pfeife rauchen und einen Whisky
     trinken«, sagte Tom. »Ich habe mich schon lange darauf gefreut, wieder Nachbarn zu
     haben.«
    »Vielen Dank«, meinte Lucy.
    »Das hier ist der Generator«, sagte Tom, der sich umgedreht hatte und mit dem Finger darauf deutete. »Ich habe genauso einen. Hier kommt der Treibstoff rein. Er liefert Wechselstrom.«
    »Das ist ungewöhnlich«, erwiderte David. »Kleine Generatoren liefern meist Gleichstrom.«
    »Tja, ich weiß eigentlich nicht, was der Unterschied ist, aber das hier soll sicherer sein.«
    »Stimmt. Hier würde Sie ein elektrischer Schlag nur durchs Zimmer werfen, aber Gleichstrom würde Sie umbringen.« Sie gingen zurück zum Haus.
    »Na, Sie werden sich häuslich einrichten wollen, und ich muß mich um die Schafe kümmern«, sagte Tom. »Auf Wiedersehen also! Oh! Fast hätte ich’s vergessen: Bei einem Notfall können Sie mit dem Festland über Funk Verbindung aufnehmen.«
    David war überrascht. »Sie haben einen Sender?«
    »Ja«, antwortete Tom stolz. »Ich bin Feindbeobachter für das Königliche Flugmeldekorps.«
    »Haben Sie schon mal einen entdeckt?« fragte David.
    Lucys Augen blitzten bei dem Sarkasmus, der in Davids Stimme lag, mißbilligend auf, aber Tom schien nichts bemerkt zu haben. »Noch nicht«, entgegnete er.
    »Na, dann auf jeden Fall viel Glück.«
    Nachdem Tom fortgegangen war, meinte Lucy: »Er will eben auch etwas tun.«
    »Es gibt viele in England, die auch etwas tun wollen «, gab David bitter zurück.
    Und das, dachte Lucy, ist das Problem. Sie ließ das Thema fallen und schob den Rollstuhl, in dem ihr verkrüppelter Mann saß, in ihr neues Heim.
    Als man Lucy gebeten hatte, die Krankenhauspsychologin aufzusuchen, hatte sie sofort angenommen, daß David einen Hirnschaden davongetragen habe. Sie hatte sich geirrt.
    »Das einzige, was mit seinem Kopf nicht stimmt, ist eine schlimme
     Prellung an der linken Schläfe«, hatte die Psychologin gesagt. »Der Verlust beider Beine
     verursacht jedoch ein Trauma, und man kann noch nicht absehen, wie das seinen
     Geisteszustand beeinflussen wird. Hat er sich sehr gewünscht, Pilot zu werden?«
    Lucy überlegte. »Er hatte Angst, aber ich glaube, daß er es sich trotzdem sehr
     gewünscht hat.«
    »Er wird jeden Trost und jede Hilfe brauchen, die Sie ihm geben
     können. Und Geduld natürlich. Wir können Ihnen jetzt schon sicher sagen, daß er für
     eine Weile reizbar und schlecht gelaunt sein wird. Er braucht Liebe und Ruhe.«
    Während der ersten Monate auf der Insel schien er jedoch weder das eine noch das andere
     zu wollen. Er schlief nicht mit ihr, vielleicht weil er wartete, bis seine Verletzungen
     voll ausgeheilt waren, doch er ruhte sich auch nicht aus. Er widmete sich

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