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Die Nadel.

Titel: Die Nadel. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follettl
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Schließlich kam er zum
     Sandstrand und schlenderte über die zwei Meilen lange Promenade. An deren Ende lagen in
     der Flußmündung des Don zwei Yachten vertäut. Sie wären an sich für Faber in Betracht
     gekommen, aber sie hatten kein Benzin.
    Eine dichte Wolkenbank verhüllte die
     aufgehende Sonne. Die Luft war schon wieder schwül und gewittrig. Ein paar unentwegte
     Urlauber tauchten aus den Hotels an der Seeseite auf und setzten sich trotzig an den
     Strand, in der Hoffnung auf Sonnenschein. Faber bezweifelte, daß sie heute Erfolg haben
     würden.
    Vielleicht war es am besten, sich am Strand zu verstecken. Die Polizei
     würde den Bahnhof und den Busbahnhof überprüfen, allenfalls noch ein paar Hotels und
     Pensionen. Eine Großfahndungwürden sie in der Stadt kaum
     auslösen. Es war unwahrscheinlich, daß sie jeden am Strand kontrollieren konnten. Er
     beschloß, den Tag in einem Liegestuhl zu verbringen.
    Faber kaufte sich eine Zeitung
     an einem Kiosk und mietete sich einen Liegestuhl. Er zog sein Hemd aus und streifte es dann
     wieder über die Latzhose. Seine Jacke zog er nicht wieder an.
    Wenn ein Polizist
     kam, würde Faber ihn schon lange sehen, bevor er ihn erreicht hätte. Er würde genug Zeit
     haben, den Strand zu verlassen und in den Straßen unterzutauchen. Er schlug die Zeitung
     auf, die er sich gekauft hatte, und begann zu lesen. Man jubelte über eine neue alliierte
     Offensive in Italien. Faber war skeptisch. Anzio war ein wüstes Durcheinander gewesen. Die
     Zeitung war schlecht gedruckt und hatte keine Bilder. Er las, daß die Polizei einen
     gewissen Henry Faber suchte, der in London zwei Menschen mit einem Stilett umgebracht hatte
     . . .
    Eine Frau in einem Badeanzug schlenderte vorbei und musterte ihn
     genau. Fabers Herz setzte für eine Sekunde aus. Dann wurde ihm klar, daß sie mit ihm
     flirten wollte. Einen Augenblick lang war er versucht, sie anzusprechen. Es war schon so
     lange her . . . Er rief sich innerlich zur Ordnung. Nur Geduld! Morgen würde er zu Hause
     sein.
    Es war ein kleines Fischerboot, fünfzig oder sechzig
     Fuß lang, mit breitem Deck und einem Innenbordmotor. Die Antenne ließ auf ein starkes
     Funkgerät schließen. Der größte Teil des Decks wurde von Luken eingenommen, die zu dem
     kleinen Laderaum unten führten. Die Kabine lag achtern und war gerade groß genug, um zwei
     stehenden Männern sowie den Armaturen und dem Ruder Platz zu bieten. Der Rumpf war aus
     Holz, in Klinkerbauweise, und erst vor kurzem geteert und frisch gestrichen worden.
    Zwei andere Boote im Hafen hätten auch für seine Zwecke getaugt, aber Faber hatte am
     Kai gestanden und beobachtet, wie die Besatzungsmitglieder dieses Bootes es vertäuten und
     auftankten, bevor sie sich nach Hause aufmachten.
    Er wartete ein paar Minuten, bis sie verschwunden waren. Dann ging er um
     das Hafenbecken herum und sprang in das Boot. Es hieß Marie II .
    Das Ruder
     war festgekettet. Er setzte sich auf den Boden der kleinen Kabine, so daß er nicht zu
     sehen war, und brauchte zehn Minuten, das Schloß mit dem Dietrich zu öffnen. Es wurde
     früh Nacht, da der Himmel immer noch bedeckt war.
    Als Faber das Ruder gelöst
     hatte, lichtete er den kleinen Anker, sprang zurück auf den Kai und machte die Taue
     los. Dann kehrte er in die Kabine zurück und zog am Anlasser. Der Motor hustete kurz auf
     und erstarb. Er versuchte es noch einmal. Jetzt sprang der Motor donnernd an. Vorsichtig
     manövrierte er das Boot aus dem Liegeplatz hinaus.
    Faber ließ die anderen Boote am
     Kai hinter sich und fand die Hauptfahrrinne des Hafens, die durch Bojen markiert
     war. Wahrscheinlich brauchten sich nur Schiffe mit viel größerem Tiefgang daran zu
     halten, aber man konnte nicht vorsichtig genug sein.
    Außerhalb des Hafens spürte
     er eine steife Brise und hoffte, daß sie keinen Wetterumschlag anzeigte. Die See war
     überraschend rauh, und das kleine Boot wurde von den Wellen ganz schön auf und nieder
     geschaukelt. Faber gab Vollgas, blickte auf den Kompaß am Armaturenbrett und ging auf
     Kurs. Er fand ein paar Seekarten in einem Schränkchen unter dem Ruder. Sie sahen alt und
     wenig benutzt aus. Zweifellos kannte der Kapitän die örtlichen Gewässer so gut, daß er
     keine Karten brauchte. Faber überprüfte die Koordinaten, die er sich in jener Nacht in
     Stockwell eingeprägt hatte, korrigierte den Kurs und stellte das Ruder fest.
    Das
     Wasser spritzte gegen die Kabinenfenster, so daß

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