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Die Nadel.

Titel: Die Nadel. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follettl
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Schnurrbart und trug einen zweireihigen Mantel. In der anderen Hand hielt er recht unsicher einen großen Schraubenschlüssel. Er schien nicht zu wissen, was er damit anfangen sollte.
    Faber sah sich den Motor an. »Was ist denn los?«
    »Er tut’s nicht mehr. Eben noch lief er großartig, dann fing er plötzlich an zu stottern. Ich verstehe leider nicht viel von technischen Dingen.« Er richtete die Taschenlampe wieder auf Faber. »Sie vielleicht?« fragte er hoffnungsvoll.
    »Eigentlich nicht«, sagte Faber, »aber eine unterbrochene Leitung kann ich schon erkennen.«
    Er nahm die Taschenlampe, die der Mann ihm reichte, faßte in den Motorraum und steckte das lose Zündkabel wieder auf die Zündkerze.
    »Versuchen Sie’s jetzt.«
    Der Mann stieg ins Auto, ließ den Motor an. »Prima!« rief er über den Lärm hinweg. »Sie sind ein Genie! Steigen Sie ein.«
    Faber überlegte kurz, ob es sich um eine raffinierte Falle des MI5 handeln könne, aber er ließ den Gedanken fallen. Wenn sie gegen alle Wahrscheinlichkeit wußten, wo er war, warum sollten sie sich dann so vorsichtig verhalten? Sie könnten ebensogut zwanzig Polizisten und einen oder zwei Panzerkampfwagen ausschicken, um ihn zu fangen.
    Er stieg ein.
    Der Mann fuhr los und schaltete rasch hoch, so daß der Wagen bald in Fahrt kam. Faber machte es sich bequem. Der Fahrer sagte: »Übrigens, ich heiße Richard Porter.«
    Faber fiel die Kennkarte in seiner Brieftasche ein. »James Baker.«
    »Freut mich. Ich muß dort hinten an Ihnen vorbeigekommen sein – habe Sie nicht gesehen.«
    Faber merkte, daß der Mann sich entschuldigen wollte, weil er ihn nicht mitgenommen hatte – seit der Benzinmangel begonnen hatte, nahm jeder Anhalter mit. »Keine Ursache. Ich war wahrscheinlich hinter einem Busch und mußte mal austreten. Aber ich habe einen Wagen gehört.«
    »Kommen Sie von weit her?« Porter bot ihm eine Zigarre an.
    »Das ist nett von Ihnen, aber ich rauche nicht«, sagte Faber. »Ja, aus London.«
    »Alles per Anhalter?«
    »Nein, ich hatte eine Panne in Edinburgh. Offenbar benötigt man ein Ersatzteil, das nicht auf Lager war, und so mußte ich den Wagen in der Werkstatt lassen.«
    »Pech. Nun, ich fahre nach Aberdeen. Ich kann Sie absetzen, wo Sie wollen.«
    Faber überlegte blitzschnell. Das war ein echter Glücksfall. Er schloß die Augen und stellte sich die Karte von Schottland vor. »Wunderbar. Ich möchte nach Banff, Aberdeen käme mir also sehr entgegen. Aber ich wollte die Hauptverkehrsstraße nehmen, ich habe nämlich keinen Passierschein – ist Aberdeen Sperrgebiet?«
    »Nur der Hafen. Aber um so was brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen, solange Sie in meinem Auto sind – ich bin Friedensrichter und gehöre zur Bürgerwehr. Na?«
    Faber lächelte in der Dunkelheit. Es war sein Glückstag. »Vielen Dank.« Er beschloß, das Thema zu wechseln. »Ist das eine ganztägige Beschäftigung, Friedensrichter?«
    Porter zündete seine Zigarre an und paffte. »Eigentlich nicht. Ich bin halb im Ruhestand, wissen Sie. War Anwalt, bis mein schwaches Herz entdeckt wurde.«
    »Ah.« Faber versuchte, ein wenig Mitgefühl in seine Stimme zu legen.
    »Macht Ihnen doch nichts aus, daß ich rauche?« Porter wedelte mit der dicken Zigarre.
    »Aber nein.«
    »Was führt Sie nach Banff?«
    »Ich bin Ingenieur. Es gibt da ein Problem in einer Fabrik . . . Die Sache ist mehr oder weniger geheim.«
    Porter hob eine Hand. »Alles klar. Ich verstehe.«
    Sie schwiegen eine Weile. Das Auto raste durch mehrere Ortschaften. Porter kannte die Straße offenbar sehr gut, da er trotz der Verdunklung so schnell fuhr. Der große Wagen fraß Meile für Meile, und das gleichmäßige Fahrgeräusch wirkte einschläfernd. Faber unterdrückte ein Gähnen.
    »Sie müssen müde sein«, sagte Porter. »Wie dumm von mir, nicht daran
     zu denken. Sie können gerne ein Schläfchen machen.«
    »Danke.« Faber schloß die
     Augen. Der Wagen federte fast genauso wie ein Zug, und Faber hatte wieder den Alptraum von
     seiner Ankunft. Allerdings war er diesmal etwas anders. Statt im Zug zu essen und sich mit
     einem Reisenden über Politik zu unterhalten, mußte er aus irgendeinem Grunde im Tender
     fahren. Er saß auf seinem Kofferfunkgerät und hatte sich mit dem Rücken an die harte
     Eisenwand des Wagens gelehnt. Als der Zug in Waterloo ankam, hatte jeder – auch die
     aussteigenden Fahrgäste – einen kleinen Abzug des Photos von Faber in der
     Leichtathletikmannschaft. Alle sahen

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