Die Nadel.
Angehörigen mehr hatten und ein unstetes Leben führten.
Der erste war ein elegant
angezogener, selbstbewußter Mann, der wenig überzeugend behauptete, daß er umherreise
und Gelegenheitsarbeiten annehme. Godliman erklärte, daß er nach einem deutschen Spion
suche und im Gegensatz zur Polizei die Befugnis habe, jeden für die Dauer des Krieges
einsperren zu lassen, ohne daß Fragen gestellt würden. Es sei ihm nicht im geringsten
daran gelegen, gewöhnliche Verbrecher zu fassen. Alles was er hier im Kriegsministerium
erfahre, sei streng vertraulich und werde nicht weitergegeben.
Der Festgenommene
gestand daraufhin sofort, ein Hochstaplerzu sein, und nannte die
Adressen von neun älteren Frauen, die er in den letzten drei Wochen um ihren
Familienschmuck betrogen hatte.
Godliman übergab ihn der Polizei. Er fühlte sich
nicht verpflichtet, gegenüber einem Betrüger ehrlich zu sein.
Dank Godlimans
Taktik begann auch der letzte Verdächtige auszupacken. Sein Geheimnis bestand darin, daß
er alles andere als ein Junggeselle war. Er hatte eine Frau in Brighton, noch eine in
Solihull bei Birmingham und weitere in Colchester, Newbury und Exeter. Alle fünf konnten
noch am selben Tag Heiratsurkunden vorlegen. Der Polygamist wurde in Untersuchungshaft
genommen.
Godliman schlief in seinem Büro, während die Jagd weiterging.
Bristol, Temple Meads, Bahnhof: »Guten Morgen, Miss. Würden Sie sich
das mal ansehen, bitte?«
»He, Mädels – der Bobby will uns seine Schnappschüsse
zeigen!«
»Reden Sie keinen Quatsch, sagen Sie mir nur, ob Sie diesen Mann gesehen
haben.«
»Oh, ist der hübsch! Wäre schön, wenn ich ihn gesehen hätte!«
»Wenn Sie wüßten, was er getan hat, wären Sie anderer Meinung. Würden Sie sich’s
bitte alle angucken?«
»Nie gesehen.«
»Ich nicht.«
»Ich auch
nicht.«
»Nein.«
»Wenn Sie ihn fangen, fragen Sie ihn doch, ob er sich mit
einem netten jungen Mädchen aus Bristol treffen möchte.«
»Ihr Mädchen – ich
verstehe euch nicht . . . Nur weil sie euch ein paar Hosen geben und euch als
Gepäckträger beschäftigen, glaubt ihr, euch wie Männer aufführen zu können
. . . «
An der Fähre in Woolwich: »Ein Dreckswetter, nicht wahr,
Constable?«
»Morgen, Käpt’n. Wahrscheinlich ist’s auf hoher See noch
schlimmer.«
»Kann ich was für Sie tun? Oder wollen Sie nur über den Fluß
setzen?«
»Ich möchte Sie bitten, sich dieses Photo hier anzusehen,
Käpt’n.«
»Will mir nur eben die Brille aufsetzen. – Oh, keine Sorge, ich kann
genug sehen, um ein Schiff zu führen. Brauche die Brille nur für die Nähe. Also
. . . «
»Na, kommt er Ihnen bekannt vor?«
»Tut mir leid, Constable. Sagt
mir gar nichts.«
»Geben Sie mir Bescheid, wenn er Ihnen über den Weg
läuft.«
»Klar.«
»Bon voyage.«
Leak Street Nr. 35, London E1: »Sergeant Riley – was für eine nette
Überraschung!«
»Werd nicht frech, Mabel. Wen hast du hier?«
»Alles nur
nette und ehrenwerte Gäste, Sergeant. Sie kennen mich doch.«
»Und ob. Deshalb bin
ich ja hier. Ist einer deiner netten ehrenwerten Gäste vielleicht von der Truppe
abgehauen?«
»Seit wann spielen Sie denn Kindermädchen für die Armee?«
Ȇberhaupt nicht, Mabel. Ich suche einen Verbrecher, und wenn er hier ist, hat er dir
wahrscheinlich erzählt, daß er stiften gegangen ist.«
»Hör zu, Jack – wenn ich
dir sage, daß ich alle Gäste kenne, läßt du mich dann in Ruhe und verschwindest?«
»Wieso sollte ich dir trauen?«
»Wegen 1936.«
»Damals hast du besser
ausgesehen, Mabel.«
»Du auch, Jack.«
»Eins zu null für dich . . . Guck dir das mal an. Wenn der Knabe hier
auftaucht, verständigst du mich, ja?«
»Ehrenwort.«
»Und verlier keine
Zeit.«
»In Ordnung!«
»Mabel . . . er hat eine Frau in deinem Alter
abgestochen. Ich will dir nur helfen.«
»Ich weiß. Danke.«
»Tschüß.«
»Paß auf dich auf, Jacko.«
Bill’s Cafe, an der A30 in der Nähe von Bagshot: »Tee, bitte,
Bill. Zwei Stückchen Zucker.«
»Morgen, Constable Pearson. Schreckliches
Wetter.«
»Was ist auf dem Teller, Bill – Kieselsteine aus Portsmouth?«
»Butterbrötchen, das wissen Sie ganz genau.«
»Oh! Na, geben Sie mir
zwei. Danke . . . Also, Leute! Wer will, daß sein Laster von oben bis unten durchsucht
wird, kann sofort rausgehen . . . So ist’s schon besser. Bitte, seht euch dieses Photo
an.«
»Warum sind Sie
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