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Die nächste Begegnung

Die nächste Begegnung

Titel: Die nächste Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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sprach, unmöglich sie sein.
    Wenn jedoch die Person (oder die Maschine) in diesem TV- Segment eine robotische Imitation oder Nachbildung von Madame des Jardins war, dann war dies sämtlichen bislang auf der Erde erreichten Ms unendlich überlegen. Vorläufige Schlussfolgerungen besagten also, dass die Erde erneut einer fortgeschrittenen Zivilisation von unvorstellbaren Kapazitäten konfrontiert war, wie sich dies an dem technischen Niveau der beiden Rama-Raumfahrzeuge bereits zwingend gezeigt hätte.
    Es gab auch keine differierenden Ansichten bezüglich der Drohung in dieser Botschaft, diesbezüglich waren sich die Super-Agenten völlig einig. Wenn tatsächlich ein neues Rama- Schiff auf dem Weg ins Sonnensystem war (obwohl die beiden Excalibur-Stationen bisher noch nichts entdeckt hatten), dann durfte die Erde eine derartige Botschaft auf keinen Fall ignorieren. Natürlich gab es auch die Möglichkeit, dass das Ganze ein brillantes Betrugsmanöver war, ausgeklügelt von den superschlauen Physikern in China (sie waren eindeutig die Hauptverdächtigen), doch bis dies stichhaltig nachweisbar sein würde, brauchte COG eben unbedingt einen klaren und klar bestimmten Aktionsplan.
    Zum Glück gab es das bereits verabschiedete Planprojekt der Errichtung einer bescheidenen neuen Kolonie auf dem Mars für die Mitte der vierziger Jahre. In den zwei Jahrzehnten davor hatte ein halbes Dutzend Erkundungsflüge zum Mars die Begeisterung für die großartige Idee der Terraformung des Roten Planeten neu entfacht. Es gab bereits unbemannte Wissenschaftslaboratorien dort, die Experimente durchführten, die entweder zu gefährlich oder zu umstritten waren, als dass man sie auf der Erde hätte ausführen können. Es bot sich daher als angenehmste Möglichkeit an, wenn man den Forderungen entsprechen wollte, die in diesem angeblichen Nicole-de-Jardins-Video gestellt wurden (ohne dabei die Erdbevölkerung in Panik zu versetzen), ganz einfach den Aufbau und die Finanzierung einer beträchtlich viel größeren Marskolonie zu verkünden. Sollte sich die Geschichte späterhin als Schwindel herausstellen, nun, dann konnte man ja leicht die Kolonie auf das ursprünglich geplante Maß reduzieren.
    Einer der Teilnehmer der Nowosibirsk-Geheimkonferenz, ein Inder namens Ravi Srinivasan, durchforschte penibel die umfangreichen gespeicherten Daten der ISA-Archive aus dem Jahr 2200 und gelangte zu der festen Überzeugung, dass Rama-II bei dem irdischen Nuklearangriff nicht zerstört worden war. »Es ist möglich«, sagte Mr Srinivasan, »dass dieses Video authentisch und dass die Sprecherin tatsächlich Madame des Jardins ist.«
    »Aber sie müsste doch inzwischen siebenundsiebzig Jahre alt sein«, warf einer der anderen ein.
    »Nichts an diesem Video weist auf die Zeit seiner Entstehung hin«, entgegnete Srinivasan. »Und wenn man die während der Mission gemachten Fotos von Madame des Jardins mit dem Gesicht auf dem von uns aufgefangenen Video vergleicht, so zeigen sich deutliche Unterschiede. Sie sieht älter aus, vielleicht um zehn Jahre gealtert. Wenn die Sprecherin dieser Aufzeichnung eine Betrügerin ist oder ein künstliches Abbild, dann ist die Sache jedenfalls ungeheuer raffiniert gemacht. «
    Doch auch Srinivasan gab zu, dass der schließlich ausgearbeitete Plan der einzig richtige sei, selbst im Fall, dass das Video echt sei. Darum spielte es keine so große Rolle, dass er nicht alle von der Stichhaltigkeit seiner Ansichten überzeugen konnte. Sämtliche Geheimnisträger waren einhellig der Meinung, es sei mit höchster Dringlichkeit geboten, nur einem absoluten Minimum von Personen Kenntnis von der Existenz dieses Videos zu geben.
    In den vierzig Jahren seit Beginn des 23. Jahrhunderts hatte es auf der Erde einschneidende Veränderungen gegeben. In den Nachbeben des >Großen Chaos< war der Rat der Regierungen (Council of Governments, COG) zu einer monolithischen Machtorganisation zusammengewachsen, die das politische Geschehen auf dem Planeten kontrollierte — oder doch zumindest manipulierte. Nur China, das sich nach seinen verheerenden Erfahrungen in der Chaos-Zeit in die Isolation geflüchtet hatte, war dem Einflussbereich von COG entzogen. Nach 2200 jedoch mehrten sich die Anzeichen, dass die bislang unbestrittene Macht des COG brüchig zu werden begann.
    Zuerst kamen (2209) die Wahlen in Korea, bei denen das Volk— das der Aufeinanderfolge korrupter politischer Regime überdrüssig geworden war, die sich auf Kosten der Massen

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