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Die nächste Begegnung

Die nächste Begegnung

Titel: Die nächste Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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bereicherten — tatsächlich für den föderativen Anschluss an China stimmte. Unter allen großen Ländern der Erde hatte einzig China eine signifikant andere Regierungsform, die sich deutlich von dem gelenkten Kapitalismus unterschied, wie er in den reichen Nationen und Nationalkonföderationen in Nordamerika, Asien und Europa praktiziert wurde. Die chinesische Staatsform war eine Art von demokratischem Sozialismus, der sich auf die humanistischen Prinzipien stützte, die ein italienischer Katholik im 22. Jahrhundert vertreten hatte, der später heiliggesprochene Michael von Siena.
    Der COG, ja eigentlich die ganze Welt, war bestürzt über die koreanischen Wahlergebnisse. Und bis es der IIA gelang, einen Bürgerkrieg (2211-2212) anzuzetteln, hatten die neue Regierung Koreas und die chinesischen Verbündeten längst die Herzen und Hirne des Volkes gewonnen. Die Rebellion der Putschisten wurde mit Leichtigkeit erstickt, und Korea war von da an fester Bestandteil der Chinesischen Föderation.
    Die Chinesen erklärten immer wieder offen, sie trügen sich mit keinerlei Absichten, ihre Staatsform mittels militärischer Aktionen zu exportieren, aber die übrige Welt glaubte ihnen nicht. Zwischen 2210 und 2220, als politische Spannungen erneut die Weltbühne zu beherrschen begannen, verdoppelte der COG die Budgetsummen im Haushalt für Militär und Geheimdienste.
    Die dreihundertfünfzig Millionen Brasilianer erwählten sich inzwischen im Jahre 2218 Joao Pereira, einen mit Charisma begnadeten General, zum Führer der Nation. General Pereira vertrat die Überzeugung, Südamerika werde vom COG schlecht behandelt und unterbewertet (worin er nicht unrecht hatte), und forderte entsprechende Änderungen der COG-Charta, um dem abzuhelfen. Als COG ihm dies verweigerte, versetzte Pereira dem alten Regionalismus in Südamerika einen elektrifizierenden Schock, indem er einseitig die COG-Charta aufkündigte. Brasilien schied aus dem Council of Governments aus, und im Verlauf der folgenden Dekade taten es ihm die meisten anderen südamerikanischen Staaten nach; wahrscheinlich ermutigt durch die massive militärische Stärke Brasiliens, das sich erfolgreich gegen die Friedenstruppen von COG zur Wehr setzte. So ergab es sich, dass auf der geopolitischen Szene ein dritter Hauptakteur erschien — eine Art brasilianisches Imperium unter der energievollen Führerschaft General Pereiras.
    Anfänglich drohten die Embargo-Verfügungen COGs Brasilien und ganz Südamerika wieder in jenes bittere Elend zurückzustoßen, in welches der ganze Erdteil in der Folge des Großen Chaos gestürzt worden war. Doch Pereira ging zum Gegenangriff über. Da die hochentwickelte Nation in Nordamerika, Europa und Asien ihm seine legalen Exporte nicht mehr abkaufen wollten, entschied er, dass er und seine Verbündeten eben illegale Produkte exportieren würden. So wurde der Drogenhandel zum Hauptgeschäft des brasilianischen Imperiums. Eine Entscheidung, die sich als unendlich erfolgreich erweisen sollte. Um das Jahr 2240 ergoss sich ein breiter Strom von Drogen aller Arten aus Südamerika in die restliche Welt.
    In dieses politische Umfeld platzte Nicoles Video. Gewiss, der globale Herrschaftsapparat von COG hatte einige Risse bekommen, doch die Organisation vertrat noch immer neunzig Prozent aller irdischen Ressourcen und Reichtümer. So war es ganz natürlich, dass COG und die ISA, die ihr untergeordnete Weltraumbehörde, die Verantwortlichkeit für die Reaktion der Erde für sich beanspruchten. Unter sorgsamster Wahrung der Sicherheitskriterien, die von der HA erarbeitet worden waren, wurde im Februar 2242 verkündet, dass man die Zahl der für die Lowell-Kolonie auf dem Mars vorgesehene Personenzahl verfünffachen werde. Als geplante Startdaten von der Erde wurde der Frühsommer 2245 angegeben.
    Die übrigen vier Personen im Raum — allesamt blond und blauäugig und Angehörige derselben Familie aus Malmö in Schweden — verschwanden nacheinander durch die Tür und ließen Kenji und Nai Watanabe allein. Nai schaute weiter gebannt auf die Erde hinab, die fünfunddreißigtausend Kilometer unter ihr stand. Kenji trat neben sie an das riesige Beobachtungsfenster.
    »Ich habe mir das nie so recht klargemacht«, bemerkte Nai, »was es wirklich heißt, im geosynchronen Orbit zu sein. Von hier aus bewegt sich die Erde gar nicht, sie sieht aus wie im Weltraum aufgehängt.«
    Kenji lachte. »Aber in Wirklichkeit bewegt sie sich — und wir auch, ziemlich schnell

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