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Die nächste Begegnung

Die nächste Begegnung

Titel: Die nächste Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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sogar. Aber da unsere Orbitalgeschwindigkeit und die der Erdumdrehung gleich sind, sehen wir stets denselben Erdaspekt.«
    »In der andren Raumstation war es nicht so«, sagte Nai und schob sich auf ihren Slippern vom Fenster weg. »Dort hat die Erde majestätisch ausgesehen, stark, viel, viel eindrucksvoller.«
    »Aber da waren wir nur dreihundert Kilometer über ihr. Selbstverständlich war das ...«
    »So ein Scheiß!« Eine Stimme aus der anderen Ecke des Observationsraumes störte sie. Ein stämmiger junger Mann in Karohemd und Bluejeans schwamm knapp einen Meter über dem Boden in der Luft und hampelte mit Armen und Beinen, und die heftige Bewegung bewirkte, dass er seitwärts wegkippte. Kenji schob sich zu dem Neuling hinüber und half ihm wieder auf die Füße.
    »Danke«, sagte der Mann. »Ich hab einfach vergessen, immer einen Fuß auf dem Boden zu lassen. Diese Schwerelosigkeit ist beschissen komisch für einen vom Land wie mich.«
    Er hatte einen schweren Südstaatler-Akzent. »Opsala, 'tschuldigung für den Ausdruck, M'am. Ich hab zu lang mit Kühen und Schweinen gelebt.« Er streckte Kenji die Hand entgegen. »Ich bin Max Puckett aus DeQueen in Arkansas.«
    Kenji stellte sich und seine Frau vor. Max Pucketts Gesicht war offen und freundlich und lachbereit. »Wisst ihr«, sagte er, »als ich mich für den Mars verpflichtet hab, wär mir natürlich nie eingefallen, dass wir auf dem ganzen verdammten Trip schwerelos sein werden ... Was wird bloß aus den armen Hennen? Vielleicht legt von denen keine je wieder ein Ei.«
    Max schlurfte ans Fenster. »Bei mir daheim ist's jetzt fast Mittag ... auf diesem komischen Planeten. Mein Bruder Clyde hat vielleicht grad ein Bier geköpft, und Winona, das ist seine Frau, macht ihm grad ein belegtes Brot zurecht.« Er schwieg lange. Dann wandte er sich um und fragte: »Und ihr, Mister und Missus Watanabe, was macht ihr auf dem Mars?«
    »Ich bin der Historiker der Kolonie«, erklärte Kenji. »Oder jedenfalls einer davon. Nai, meine Frau, ist Lehrerin für Englisch und Französisch..
    »Ach, Schei — eibenhonig«, sagte Max Puckett. »Und ich hab schon gehofft, ihr seid auch Bauern. Aus Vietnam oder Laos. Ich möchte nämlich gern was über Reis lernen.«
    Nach kurzer Pause fragte Nai: »Hab ich richtig gehört, hast du etwas von Hühnern gesagt? Werden wir etwa an Bord der Pinta Hühner mitnehmen?«
    »Liebe Dame«, erwiderte Max Puckett feierlich, »fünfzehntausend von Pucketts erster Qualität stecken in Käfigen in einem Kargoschlepp, der am Hinterende dieser Station geparkt ist. Die ISA hat für die Vögel genug geblecht, dass Clyde und Winona ein ganzes Jahr lang blaumachen könnten, wenn sie das wollten ... Und wenn diese Hühner nicht mit uns mitkommen, dann möchte ich, verdammt noch mal, aber gern wissen, was sie dann damit vorhaben.«
    »Die Passagiere werden in der Pinta und der Santa Maria nur zwanzig Prozent des Raumes beanspruchen«, erinnerte Kenji seine Frau. »Vorräte und andre Fracht nehmen das Hauptvolumen ein. Auf der Pinta werden wir insgesamt nur dreihundert Passagiere sein, vorwiegend ISA-Beamte und anderes nötiges Personal mit Spezialfunktionen zum Initial- Aufbau der Kolonie ... «
    »Ih-nie-zieh-all-Aufbau von der Kolonie?«, unterbrach Max. »Ach Mann, das ist doch Scheiße. Du redest grad so wie einer von den Scheißrobotern.« Er grinste Nai fröhlich an. »Nach zwei Jahren, die ich mit einem von diesen sabbernden Kultivatoren überstanden hab, hab ich das Miststück weggeschmissen und mir dafür eins von den früheren stummen Modellen besorgt.«
    Kenji lachte herzlich. »Ja, wahrscheinlich hab ich 'ne Menge von diesem ISA-Jargon aufgeschnappt. Ich war einer der ersten Zivilkandidaten für New Lowell und hab dann im Osten die Rekrutierung geleitet.«
    Max hatte sich eine Zigarette zwischen die Lippen geklemmt. Er schaute sich um. »Ich seh da nirgends ein Zeichen. Also, wenn ich das Ding anstecke, löse ich wahrscheinlich 'nen Generalalarm aus.« Er klemmte die Zigarette hinters Ohr. »Winona wurde immer giftig, wenn Clyde und ich eine geraucht haben. Sie sagt, heutzutage rauchen bloß noch blöde Bauern — und blöde Nutten.«
    Max kicherte. Auch Kenji und Nai mussten lachen. Der Mann war wirklich lustig. »Und da wir schon von — ehemm — gewissen Damen reden, also ich meine die Huren«, sagte Max augenzwinkernd, »wo sind eigentlich diese ganzen Knastladys, die ich im Fernsehen bewundern durfte? Mannomann, da waren aber einige

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