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Die nächste Begegnung

Die nächste Begegnung

Titel: Die nächste Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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fügte Nicole hinzu. »Ich habe zwar nie selbst eine Herzoperation durchgeführt, aber meine Assistenzzeit habe ich in einer Kardiologischen Klinik absolviert.«
    Der Arzt blickte von Ellie zu Amadou und dann zu Nicole. »Na, damit scheint die Sache ja zu stehen, nehme ich an. Ihr lasst mir ja wirklich kaum die Wahl.«
    »Du wirst es tun?«, rief Ellie in jugendlichem Überschwang.
    »Ich will es versuchen«, antwortete der Arzt und ging mit weit ausgestreckten Händen zu Amadou. »Dir ist doch bewusst, dass die Chancen sehr gering sind, dass du jemals wieder aufwachst?«
    »Yes Sir, Dr. Turner. Aber eine sehr geringe Chance ist besser als gar keine ... Ich danke dir.«
    Dr. Turner wandte sich zu Nicole. »Wir treffen uns in einer Viertelstunde zu einer Verfahrensabstimmung in meinem Büro ... Ach ja, und bitte, Dr. desJardins, könntest du einen Tiasso dazu bewegen, uns eine Kanne frischen Kaffee zu bringen?«
    Die Vorbereitungen für die Herztransplantation ließen in Dr. Turner Erinnerungen aufsteigen, die er tief in sich vergraben hatte. Ein-, zweimal bildete er sich sogar sekundenlang ein, er sei tatsächlich ins Dallas Medical Center zurückversetzt. Am intensivsten erinnerte er sich daran, wie glücklich er damals in diesen lang entschwundenen Tagen auf einem fernen Planeten gewesen war. Er hatte seine Arbeit geliebt, und er hatte seine Familie geliebt, und sein Leben war nahezu vollkommen gewesen .. .
    Die beiden Ärzte Turner und Wakefield legten die genaue Prozedur der Operation vorher schriftlich fest. Während der Operation selbst prüften sie gemeinsam nach jedem beendeten Schritt den Verlauf. Es traten während der ganzen Operation keinerlei unvorhergesehene Komplikationen auf. Als Dr. Turner Amadous Herz entnahm, drehte er es um, damit Nicole und Ellie (sie hatte darauf bestanden, dabeizubleiben, falls sie irgendwie helfen konnte) sehen konnten, wie stark die Muskulatur dort atrophiert war. Das Herz dieses Mannes war in einem furchtbaren Zustand. Amadou wäre wahrscheinlich in weniger als vier Wochen gestorben.
    Die Pumpautomatik hielt den Blutkreislauf des Patienten aufrecht, während das Spenderherz an alle wichtigen Arterien und Venen angekoppelt wurde. Dies war der schwierigste und gefährlichste Teil der Operation. In Dr. Turners Berufstätigkeit hatte noch nie eine menschliche Hand diesen Teil der operativen Prozedur durchgeführt.
    Doch seine Geschicklichkeit als Operateur war durch die zahlreichen manuellen Eingriffe aufs Feinste gesteigert worden, die er im Verlauf seiner dreijährigen Tätigkeit in New Eden hatte durchführen müssen. Die Leichtigkeit, mit der er das Herztransplantat an Amadous Hauptblutgefäße anschloss, erstaunte sogar ihn selbst.
    Als kurz vor dem Anschluss der Transplantation sämtliche kritischen Phasen überwunden waren, erbot sich Nicole, die noch verbleibenden Routineaufgaben zu übernehmen. Aber Dr. Turner schüttelte nur den Kopf. Obschon es bereits zu dämmern begann in der Kolonie, bestand er darauf, die Operation selbst bis zum Ende durchzuführen.
    Aber war es auf seine extreme körperliche Erschöpfung zurückzuführen, dass Dr. Turners Augen ihm während der letzten paar Minuten der Operation einen Streich spielten? Oder war das auf den Adrenalinstoß zurückzuführen, der in ihm aufstieg, sobald er erkannt hatte, dass die Operation erfolgreich sein würde? Was immer es war, im letzten Stadium sah Dr. Turner deutlich periodische Veränderungen im Gesicht seines Patienten, Amadou Diaba. Das Gesicht veränderte sich mehrfach langsam vor seinen Augen, und die Züge Amadous verschwammen zu jenen Carl Tysons, des jungen Schwarzen, den Turner in Dallas ermordet hatte. Einmal, als er gerade eine Naht beendet hatte, blickte er auf und sah entsetzt Carl Tysons herausforderndes Grinsen. Er blinzelte, sah erneut hin, aber da lag nur Amadou Diaba auf dem OP-Tisch.
    Nachdem sich dieses Phänomen mehrfach wiederholt hatte, fragte Dr. Turner Nicole, ob ihr an Amadous Gesicht irgendetwas Ungewöhnliches aufgefallen sei. »Höchstens, dass er so lächelt«, sagte sie. »Ich habe noch nie jemand unter Narkose derart lächeln sehen.«
    Als dann die Tiassos berichteten, dass alle Vitalfunktionen des Patienten hervorragend gut seien, erfasste helle Freude die drei Operateure, so erschöpft sie auch waren. Dr. Turner lud Mutter und Tochter zu sich ins Büro, um den Erfolg mit einer allerletzten Tasse Kaffee zu feiern. Es war ihm in diesem Moment noch nicht bewusst, dass er Ellie

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