Die nächste Begegnung
Überzeugung gelangt, dass es ihm möglich sein müsste, da hindurchzukriechen. Was aber, wenn der Durchstich nicht regelmäßig wäre? Das wirste dann ja schnell genug merken, sagte er sich und näherte sich der Stelle.
Die Techniker hatten nur einen Satz Kabel und Instrumente wieder in den Stollen eingebracht, und die konnte er ohne Schwierigkeiten beseitigen. Falstaff war anscheinend gleichfalls erfolgreich, denn Richard sah und hörte nichts von dem Wachbioten. Er warf seinen kleinen Rucksack in die Bohrungsöffnung und versuchte dann selbst hinterherzuklettern. Es war nicht möglich. Zuerst zog er sich die dicke Schutzjacke aus, dann das Hemd, die Hosen und die Schuhe. Aber auch so passte er nur knapp hinein. Er verschnürte seine Kleidung zu einem Bündel, hängte dies seitlich an den Pack und quetschte sich in die Schachtmündung.
Es ging sehr langsam voran. Er kroch auf dem Bauch, robbte auf den Händen und Ellbogen langsam vorwärts und schob seinen Pack dabei zentimeterweise vor sich her. Bei jeder Bewegung stieß er gegen die Decke und Seitenwände. Als er fünfzehn Meter tief vorgedrungen war, begannen seine Muskeln zu ermüden, und er machte eine Pause. Das andere Ende des Tunnels lag noch fast vierzig Meter vor ihm.
Er spürte bei dieser Rast, dass seine Ellbogen, die Knie und seine Kopfhaut unter dem sich lichtenden Haarschopf zerkratzt waren und bluteten. Es war nicht möglich, Verbandspray aus seinem Pack zu holen — sich auch nur auf den Rücken zu drehen, um zurückzuschauen, war in der Enge unglaublich mühsam.
Er merkte auch, dass er erbärmlich fror. Während er vorwärtskroch, hatte ihn die Bewegungsenergie warm gehalten. Nun, als er pausierte, war sein entblößter Körper sehr rasch ausgekühlt. Und dass er mit einem so großen Bereich seiner Körperfläche an kalte Metallflächen stieß, verbesserte seine Lage auch nicht. Seine Zähne begannen zu schnattern.
Er schob sich unter Schmerzen weitere fünfzehn Minuten lang vorwärts. Dann fuhr ihm ein Krampf ins rechte Hüftgelenk, und bei der unwillkürlichen Reaktion prallte er mit dem Kopf gegen die Decke. Er war ein wenig benommen, aber dann geriet er in Panik, als er Blut seitlich am Kopf herunterrinnen fühlte.
Vor ihm war alles dunkel. Die schwache Lumineszenz war verschwunden. Mühsam rollte er sich auf den Rücken, um nach hinten zu sehen. Überall Finsternis, und er begann wieder zu frieren. Er tastete seinen Schädel ab und versuchte festzustellen, ob er ernstlich verletzt war. Seine Panik wuchs, als er fühlte, dass die Blutung nicht aufhörte.
Bis zu diesem Augenblick war er von Klaustrophobie verschont geblieben, doch jetzt auf einmal — wie er da in diesem engen Schlauch steckte, der von allen Seiten her beklemmend auf ihn eindrückte, bekam er das Gefühl, keine Luft mehr zu kriegen. Die Wände schienen ihn erdrücken zu wollen. Er konnte sich nicht mehr beherrschen — und schrie laut.
Knapp dreißig Sekunden später strahlte eine Art Lichtschein hinter ihm im Stollen auf. Er hörte die komische englische Aussprache des Garcia-Bioten, konnte aber kein Wort verstehen. Höchstwahrscheinlich schickt der grad einen Notruf los, dachte Richard. Ich leg mal besser ein bisschen Tempo zu.
Also kroch er weiter und achtete nicht auf seinen blutigen Kopf, die aufgeschürften Knie und Ellbogen und nicht auf seine Müdigkeit. Er schätzte, dass nur noch etwa zehn Meter, höchstens fünfzehn vor ihm lagen, als der Stollen enger zu werden schien. Da konnte er niemals durchkommen! Er spannte alle Muskeln an, doch es nützte ihm nichts. Er saß eindeutig fest. Während er in eine günstigere Kriechposition zu gelangen versuchte, hörte er leise Krik-krack-Geräusche, die aus der Tunnelendung zum Vögel-Habitat näher kamen.
Sekunden später hatten sie ihn. Fünf Sekunden lang verspürte er ein absolutes Entsetzen, ehe ihm sein Hirn sagte, dass die kitzelnden Hautempfindungen, die er am ganzen Körper verspürte, von den Leggies verursacht wurden, die über ihn krochen. Er erinnerte sich an die Fernsehbilder: kleine kugelförmige, etwa zwei Zentimeter große Wesen auf sechs radial symmetrisch angeordneten vielgelenkigen Beinen, die voll ausgestreckt fast zehn Zentimeter lang werden konnten.
Eins der Kriechwesen hatte direkt auf seinem Gesicht haltgemacht und bedeckte ihm nun Mund und Nase. Beim Versuch, es abzustreifen, stieß er sich erneut am Kopf. Er begann sich zu winden, um die Leggies loszuwerden, und dabei schob er sich
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