Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die nächste Begegnung

Die nächste Begegnung

Titel: Die nächste Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
Vom Netzwerk:
überlegte: Wie essen die denn? Denn das runde Loch, das sie zur akustischen Kommunikation benutzten, schien wirklich nicht groß genug für die Nahrungszufuhr. Und weitere Öffnungen am Kopf gab es nicht, allerdings ein paar kleinere Knötchen und Runzeln, deren Zweck er nicht erraten konnte.
    Seine Führer brachten ihn zum achten oder vielleicht auch neunten Stockwerk. Dort warteten sie zu dritt auf ihn auf der Plattform, und Richard folgte ihnen in ein hexagonales Gebäude, an dessen Stirnwand leuchtend rote Markierungen zu sehen waren. Das ist aber komisch, dachte Richard und starrte die merkwürdigen Kritzeleien an. Solch eine Schrift hab ich doch schon mal gesehen ... Ja, natürlich, auf dieser Karte — oder was immer es war —, die die Avianer studiert hatten.
    Man brachte ihn in einen gut beleuchteten Raum mit geschmackvollen geometrischen Dekorationen in Schwarz und Weiß. Ringsum befanden sich Objekte von unterschiedlicher Größe und Gestalt, aber er konnte nicht erraten, was sie darstellten. Durch Zeichensprache bedeuteten ihm seine Begleiter, dass er hierzubleiben habe, dann verschwanden sie. Ziemlich müde und angeschlagen betrachtete sich Richard das vorhandene Mobiliar, um herauszufinden, was davon vielleicht ein Bett sein könnte, streckte sich dann aber doch lieber auf dem Fußboden zum Schlafen aus.
    Ja, Myrmikatzen, so werde ich sie nennen. Richard war nach vierstündigem Schlaf wieder erwacht, und er hatte sofort wieder über diese fremden Wesen nachgedacht. Er wollte ihnen einen passenden Namen geben. Nachdem er sowohl »Katzameisen« wie »Katzinsekt« als wenig schön verworfen hatte, war ihm eingefallen, dass Wissenschaftler, die sich dem Studium von ameisenähnlichen Tieren widmen, als »Myrmekologen«, bezeichnet wurden. Und er gab >seinen< Myrmikatzen ein >i<, anstatt des korrekten >e<, weil ihm das einfach besser gefiel.
    Der Raum war gut beleuchtet. Ja, eigentlich war jeder Raum, den er in der Myrmikatzenwelt betreten hatte, ausgesprochen gut beleuchtet gewesen, was in drastischem Gegensatz stand zu den düsteren Katakombengängen der oberen Bereiche in dem braunen Zylinder. Aber ich habe keinen von den Avianern mehr gesehen, seit der Fahrt im Aufzug, überlegte er. Also leben die beiden Arten anscheinend nicht symbiotisch. Oder doch nicht im exakten Wortsinn ... Aber beide haben Mannamelonen ... Also, wie ist ihre Interrelation genau?
    Zwei Myrmikatzen kamen durch den Eingang geeilt und setzten eine säuberlich tranchierte Melone und einen Becher W as ser vor ihm nieder, dann verschwanden sie wieder. Er war hung ri g und durstig. Augenblicke, nachdem er sein Frühstück beendet hatte, erschienen die Myrmikatzen wieder und bedeuteten ihm mit den Händen ihrer Vorderbeine, dass er aufstehen solle. Er starrte sie nur an. Ob das dieselben sind wie gestern?, überlegte er. Beziehungsweise dieselben, die mir die Melone und das Wasser brachten ?Er dachte an sämtliche Myrmikatzen, die er zu Gesicht bekommen hatte, darunter auch jene, die ihm auf dem Rollband begegnet waren. Und dabei fiel ihm ein, dass keine irgendwelche besonderen Unterscheidungsmerkmale aufgewiesen hatte. Sie sehen also alle gleich aus ... aber wie können sie sich dann selber auseinanderhalten?
    Die Myrmikatzen geleiteten ihn auf den Gang hinaus und schossen dann nach rechts davon. Na wunderbar!, dachte Richard, und nachdem er einen Moment lang die elegante Schönheit ihrer Bewegungen bewundert hatte, trottete er ihnen hinterdrein. Die denken wahrscheinlich, alle Menschen sind Sportler. Vierzig Meter weiter hielt eine der Myrmis an. Sie drehte sich nicht nach ihm um, doch er konnte sehen, dass sie ihn beobachtete, denn beide Stielaugen waren nach rückwärts ihm zugewandt. »Ich komm ja schon«, keuchte Richard. »Aber ich kann nicht so schnell rennen ...«
    Er brauchte nicht lang, um zu begreifen, dass man ihn auf eine Besichtigungstour durch das Myrmikatzen-Habitat führte. Das Ganze war höchst logisch geplant. Der erste Haltepunkt war sehr kurz und bei einem Lagerhaus für Mannamelonen. Richard sah zwei melonengefüllte Wagen über die Gleisfurchen in einen Aufzug gleiten, der dem ähnlich sah (oder identisch war mit ihm?), in dem er am Vortag hinabgefahren war.
    Nach weiteren fünf Minuten Jogging kamen sie in einen völlig andersartigen Bereich. Während die Wände in der anderen Sektion zumeist metallisch grau oder weiß gewesen waren — mit Ausnahme seines Raums —, waren hier die Gänge und Kammern sämtlich

Weitere Kostenlose Bücher