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Die nächste Begegnung

Die nächste Begegnung

Titel: Die nächste Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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soll.
    Sofort tauchten visuelle Eindrücke auf, allerdings dermaßen verschwommen, dass Richard aus ihnen keine präzise Erkenntnis zu gewinnen vermochte. Dann verbesserte sich die Bildqualität jedoch sehr schnell, denn er baute geschickt eine rudimentäre Kommunikationsverbindung zu dem Gewebe auf. Sobald der erste Bildeindruck in seinem Kopf erschien, schloss Richard, dass das Netz, das nun über Tage hin seine Gedächtnis-Outputs abgetastet hatte, sich nunmehr anschickte, ihm Inputs ins Gehirn zu schreiben. Offenbar aber hatte das Geflecht keine Möglichkeit der Qualitätsbestimmung der Bilder, die Richard empfing. Er erinnerte sich an seine Visiten beim Augenarzt als Junge, die zu der endgültigen Bestimmung der nötigen Linsen führte, und benutzte seine Finger, um anzudeuten, ob die jeweiligen Veränderungen, die das Netz im Übertragungsprozess vornahm, jeweils das Bild schärfer oder unklarer machten. Auf diese Weise konnte er bald >sehen<, was die fremde Intelligenz ihm zu zeigen versuchte.
    Die ersten Bildsequenzen zeigten einen Planeten aus der Sicht eines Raumschiffs. Die wolkenbedeckte Welt besaß zwei kleine Monde und einen einzelnen fernen gelben Stern, der die Licht- und Wärmequelle für diesen Planeten, höchstwahrscheinlich die Heimat der Gewebe, darstellte. Die weiteren Bildsequenzen zeigten Richard verschiedene Landschaften auf dem Planeten.
    Die Heimat der Gewebe schien ganz von Nebeldunst bedeckt zu sein. Auf den meisten Bildern erschien unter diesem Nebel eine braune, sterile Fläche ohne felsige Erhebungen. Ausschließlich an Gestaden, wo die braune Erde an grüne flüssige Seen und Meere stieß, gab es Hinweise auf Leben. In einer dieser Oasen erblickte Richard nicht nur mehrere Avianer, sondern auch ein faszinierendes Gemisch weiterer Lebewesen. Er hätte Tage damit verbringen können, eines dieser Bilder zu analysieren, aber die Bildersequenzen waren seiner Kontrolle entzogen. Das Netz verfolgte einen Zweck mit seiner Kommunikation, dessen war er gewiss, also waren die ersten Bild-Inputs nur so etwas wie eine Einleitung.
    Auf den restlichen Bildern waren entweder ein Avianer, eine Mannamelone, eine Myrmikatze, ein Gangliongewebe oder eine Kombination aller vier zu sehen. Die Szenen stellten nach Richards Vermutung >normales Alltagsleben< auf diesem Planeten dar und zeigten betont immer wieder das Generalthema: die Symbiose zwischen den Spezies. In mehreren Sequenzen verteidigten die Ms die unterirdischen Kolonien der Myrmikatzen und Gewebe gegen äußere Eind ri nglinge, anscheinend kleinere Tiere und Pflanzen. Andre Sequenzen zeigten Myrmikatzen bei der Versorgung der avianischen Brut oder beim Transport großer Mengen Mannamelonen zu einem Avianerbau.
    Es verwirrte Richard, als er mehrere Bilder sah, die winzige Mannas im Innern eines Gewebewesens zeigten. Wieso sollten die Myrmikatzen ihre Eier hier drin ablegen ?, fragte er sich. Zum Schutz? Oder sind diese sonderbaren Gewebsfasern eine Art intelligenter Plazenta?
    Allerdings hinterließen die Bildsequenzen bei Richard den definitiven Eindruck, dass im hierarchischen Sinn die Gewebe die dominierende Spezies waren. Aus allen Bildern ging hervor, dass die Myrmikatzen und die Avianer den Faserkreaturen ehrerbietig dienten. Erledigen also vielleicht diese Geflechte irgendwie die ganze wichtige Denkarbeit für die Avianer und die Myrmikatzen ?, fragte sich Richard. Welch unglaubliche Symbiontenbeziehungen ... Aber wie, um alles in der Welt, hat sich so was entwickeln können?
    Die Gesamt-Inputs umfassten mehrere Tausend Bilder. Nachdem sie das Ganze noch zweimal wiederholt hatten, zogen sich die Fasern von Richard zurück und verschwanden in dem Riesenganglion. Darauf war Richard für längere Zeit im Wesentlichen unbehelligt, und die Verbindungen zwischen ihm und seinem Wirtsorganismus beschränkten sich auf die für sein Überleben notwendigen.
    Als sich im Gewebe eine Schneise auftat und er den Zugang wieder sehen konnte, durch den er vor vielen Wochen hier hereingekommen war, nahm Richard zunächst an, dass er nun in Freiheit gesetzt werden solle. Seine verfrühte Freude erhielt jedoch rasch einen Dämpfer. Beim ersten Versuch, sich zu bewegen, schlossen sich die Geflechte wieder fest um seinen Körper.
    Also? Was soll der Gang? Aber noch während er hinschaute, kam ein Myrmikatzentrio durch den Gang herein. Die in der Mitte hatte zwei gebrochene Beine, und das hinterste Leibsegment war zerdrückt, wie wenn es von einem schweren Wagen

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