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Die nächste Begegnung

Die nächste Begegnung

Titel: Die nächste Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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nummerisches Messverfahren für die jeweiligen Unterschiede zwischen zwei Individuen auf der Grundlage der jeweiligen Anordnung, der Verkettung der vier Haupt Aminosäuren im Genom — und hat dann, natürlich nur probeweise, sämtliche Bürger von New Eden in Gruppen eingeordnet. Also die metrischen Werte sagen ja eigentlich gar nichts aus ...«
    »Doktor Robert Turner!«, unterbrach Ellie, von Lachen geschüttelt. »Würdest du jetzt endlich zum Kern kommen? Was willst du mir da eigentlich sagen?«
    »Also, es ist schon seltsam«, sagte er. »Und wir wissen auch nicht so recht, was wir davon zu halten haben. Als Ed seinen ersten Klassifizierungsraster erstellte, passten zwei der Probanden zu überhaupt keiner Gruppe. Dann hat er ein wenig modifizierend an den Gruppenkategorien herumgespielt, und schließlich gelang es ihm, eine quantitative Abweichung zu ermitteln, die für eine der abnormen Testpersonen zutraf. Aber der Aufbau der Aminosäurenkette bei der verbleibenden Testperson unterschied sich dermaßen drastisch von dem sämtlicher andrer Einwohner von New Eden, dass man sie einfach keiner der Gruppen zuordnen konnte ...«
    Ellie starrte ihren Mann an, als fürchtete sie, er könne den Verstand verloren haben.
    »Diese beiden Personen waren dein Bruder Benjy ... und du«, fügte er hölzern hinzu. »Und du passt in überhaupt keine der Kategorien.«
    »Und? Soll ich jetzt deswegen in Tränen ausbrechen?«, fragte Ellie, nachdem sie fünfzig Schritte schweigend nebeneinander hergelaufen waren.
    »Ach, das glaub ich eigentlich nicht«, sagte Robert ein wenig zu beiläufig. »Möglicherweise handelt es sich nur um einen T ri ck, den sein spezielles Bewertungssystem Ed gespielt hat. Oder aber es hat sich irgendwo ein Fehler eingeschlichen ... Aber faszinierend wäre es schon, wenn man entdecken könnte, ob vielleicht kosmische Strahlung im Verlauf deiner Emb ry onalentwicklung deine Genstruktur verändert hat.«
    Sie waren inzwischen auf dem Hauptplatz von Positano angelangt. Ellie wandte sich ihrem Mann zu und gab ihm einen Kuss. »Du, das war hochinteressant, mein Lieber«, sagte sie mit leisem Spott, »aber ich muss gestehen, ich habe noch immer nicht so recht begriffen, worum es dabei ging.«
    Den Platz beherrschte vordringlich eine große Fahrradparkanlage. Vor der ehemaligen Bahnstation breiteten sich zwei Dutzend Parkplätze aus. Inzwischen benutzten sämtliche Kolonisten (mit Ausnahme natürlich der Regierungsmitglieder, die Elektroautos fuhren) das Fahrrad als Transportmittel.
    Kurz nach Kriegsbeginn war der Zugverkehr in New Eden eingestellt worden. Die Züge waren ursprünglich von den Außerirdischen aus sehr leichten und extrem starken Materialien gebaut worden, aber die Fabriken der Menschenkolonie waren nie dazu fähig gewesen, die Baustoffe nachzuahmen. Für verschiedene militärische Zwecke jedoch waren diese Verbindungen äußerst wertvoll. Deshalb hatte das Verteidigungsbüro in der mittleren Phase der Kampfhandlungen sämtliche Waggons des zivilen öffentlichen Transportsystems requiriert.
    Ellie und Robert fuhren auf ihren Rädern am Ufer des Lake Shakespeare entlang. Nicole-Baby war aufgewacht und besah sich stumm die Gegend. Sie kamen an dem Parkgelände vorbei, auf dem traditionsgemäß das Volks-Picknick zum Siedlungstag abgehalten wurde, und wandten sich nach Norden. »Robert«, sagte Ellie mit sehr ernstem Ton, »hast du noch mal über das lange Gespräch gestern Abend nachgedacht?«
    »über Nakamura und Politik?«
    »Ja. Ich glaube nach wie vor fest, dass wir beide gegen seinen Erlass opponieren müssten, die Wahlen bis zum Kriegsende zu verschieben ... Du genießt in der Kolonie ein hohes Ansehen. Die meisten Leute aus dem Gesundheitswesen würden dir folgen, wenn du den Anfang machst ... Nai ist sogar überzeugt, dass die Fabrikarbeiter in Avalon streiken würden.«
    »Das kann ich nicht tun«, sagte Robert nach einem langen Schweigen.
    »Und wieso nicht, Lieber?«
    »Weil ich nicht daran glaube, dass es funktionieren würde. Ellie, in deiner idealistischen Weltvorstellung handeln die Menschen, weil sie an bestimmte Prinzipien, an moralische Grundwerte gebunden sind. Aber in Wirklichkeit verhalten sich Menschen eben ganz und gar nicht so. Wenn wir gegen Nakamura opponieren, landen wir mit hoher Wahrscheinlichkeit beide im Gefängnis. Und was würde dann mit unserm Mädchen werden? Außerdem, man würde uns sämtliche Mittel für die RV-41-Arbeit streichen, und damit wären diese

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