Die nächste Begegnung
antwortete ich mit dem Versuch, lässig zu klingen.
Ich stützte mich auf dem Ellbogen auf und streichelte mit der anderen Hand seine Stirn. Ich dehnte die sanfte Massage aus, ließ die Finger sacht über das Gesicht, den Hals, Michaels Schultern gleiten. Er blieb völlig passiv und lag reglos auf dem Rücken. Die Augen hatte er die meiste Zeit geschlossen. Ich bin sicher, er genoss das Streicheln, aber er schwieg und gab nicht einmal ein Luststöhnen von sich. Inzwischen wurde ich maßlos geil. Ich spürte, dass ich wünschte, Michael möge mich streicheln, mir sagen, dass ja alles gut sei.
Schließlich legte ich mich teilweise auf ihn, ließ meine Brüste über seinen Bauch gleiten und die rechte Hand in seinen Brusthaaren spielen. Ich stemmte mich hoch, um ihn auf den Mund zu küssen, und begann, mit der linken Hand sein Glied zu streicheln, um ihn zu erregen, doch er entzog sich mir rasch und setzte sich auf.
»Ich kann es nicht«, sagte er kopfschüttelnd.
»Warum denn nicht?«, fragte ich leise. Ich lag jetzt in einer peinlich dummen Position neben ihm.
»Es ist nicht richtig«, antwortete er mit tiefem Ernst.
In den nächsten Minuten versuchte ich mehrmals mit ihm zu sprechen, aber er wollte nicht. Da mir schließlich nichts anderes übrigblieb, zog ich mich im Dunkeln leise an. Michael brachte kaum ein karges >Gute Nacht< über die Lippen, als ich ihn verließ.
Ich kehrte nicht sofort in mein Zimmer zurück. Sobald ich im Gang stand, wurde mir bewusst, dass ich jetzt Richard noch nicht gegenübertreten konnte. Ich lehnte mich an die Wand und kämpfte mit meinen überwältigend heftigen Gefühlen.
Wie hatte ich nur annehmen können, alles werde ganz einfach sein? Und was sollte ich jetzt Richard sagen?
Ich erkannte an seinem Atem, dass Richard nicht schlief, als ich ins Zimmer kam. Wäre ich ein wenig mutiger gewesen, ich hätte ihm wohl schon da gleich gesagt, was mit Michael geschehen, bzw. nicht geschehen war. Aber es war leichter, das Ganze für den Augenblick zu verdrängen. Das erwies sich als schwerer Fehler.
Die nächsten zwei Tage verliefen unter Spannung, keiner von uns erwähnte das — wie Richard es vorher mal genannt hatte — >Befruchtungsereignis<. Die Männer mühten sich, so zu tun, als wäre alles ganz normal. Am zweiten Abend überredete ich Richard nach dem Essen zu einem Spaziergang, während Michael die Mädchen zu Bett brachte.
Wir standen an der Brüstung über dem Zylindermeer, und Richard erklärte mir den Chemismus bei seinem neuen Weingärungsprozess. Irgendwann unterbrach ich ihn und griff nach seiner Hand. »Richard«, begann ich, und meine Augen suchten Liebe und Hilfe in seinem Blick, »es ist sehr schwierig ...« Ich konnte nicht weitersprechen.
»Was ist denn, Nikki?« Er zwang sich zu lächeln.
»Also ... es ist wegen Michael. Verstehst du«, platzte ich heraus, »es ist nämlich wirklich zu gar nichts gekommen. Er konnte nicht ...«
Richard starrte mich lange an. »Du willst sagen, er ist impotent?«, fragte er schließlich.
Ich nickte erst und dann verwirrte ich ihn erst recht, indem ich den Kopf schüttelte. »Wahrscheinlich nichtwirklich«, stammelte ich, »aber er war es jedenfalls neulich nachts bei mir. Ich glaube, er ist einfach zu verkrampft, oder hat Schuldgefühle, oder vielleicht ist es auch schon zu lange her ... « Ich bremste mich, denn ich begriff, dass ich zu viel sagte.
Richard schaute für eine Weile, die wie eine Ewigkeit erschien, auf die See hinaus. »Willst du es noch einmal versuchen?«, fragte er schließlich mit völlig ausdrucksloser Stimme. Er sah mich dabei nicht an.
»Ich ... ich weiß nicht.« Ich drückte seine Hand. Ich wollte noch etwas hinzusetzen, ihn fragen, ob er es ertragen könnte, falls ich es noch einmal versuchte, doch er ließ mich einfach stehen und ging weg »Lass es mich wissen, wenn du dich entschieden hast«, sagte er brüsk.
Ein, zwei Wochen lang war ich mir sicher, dass ich den ganzen Plan aufgeben würde. Langsam, sehr langsam kehrte wieder so etwas wie Fröhlichkeit in unsere kleine Familie zurück. In der Nacht nach Beendigung meiner Periode liebten Richard und ich uns zweimal in einer Nacht — zum ersten Mal seit einem ganzen Jahr. Er wirkte besonders zufrieden und wurde ganz redselig, als wir uns nach dem zweiten Mal eng aneinanderschmiegten.
»Ich muss schon sagen, ich hab mir da eine Zeitlang wirklich Sorgen gemacht«, sagte er. »Die Vorstellung, dass du sexuell mit Michael ... auch wenn es aus
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