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Die nächste Begegnung

Die nächste Begegnung

Titel: Die nächste Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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wären wir ziemlich sicher einhellig zu dem Schluss gelangt, dass Benjy das Licht Ramas erblicken sollte. Es wäre eine rationale Gemeinschaftsentscheidung gewesen.
    Aber ich will dieses Kind haben ! Und ebenso stark will ich, d as s Michael seine Vaterschaft und seine Verpflichtung gegenüber Benjy noch einmal deutlich anerkennt. Wenn wir über eine eventuelle Abtreibung gesprochen hätten, dann hätte das vielleicht zu einer erneuten, deutlichen Bindungsverpflichtung bei Michael geführt. Blinder Gehorsam gegenüber >göttlichen Geboten< — oder was die Kirchen und andere starre Dogmatiker als solche ausgeben — macht es manchmal für das Individuum allzu einfach, sich um eine spezielle, persönliche Entscheidung zu drücken. Ich hoffe nur, Michael gehört nicht zu der Sorte .. .

    10
    30-08-2206
    Benjy war eine Frühgeburt. Trotz meiner wiederholten Versicherungen, dass das Kind gesund und normal aussehen werde, wirkte Michael recht erleichtert, als der Kleine vor drei Tagen ohne sichtbare körperliche Abnormitäten geboren wurde. Im Übrigen war es wieder eine leichte Geburt. Simone erwies sich als verblüffend gute Hilfe, sowohl während der Wehen als auch bei der Entbindung. Für eine noch nicht mal Sechsjährige ist sie extrem reif.
    Auch Benjys Augen sind blau, aber sie sind weniger hell, als Katies Augen es waren, und ich glaube nicht, dass sie blau bleiben werden. Seine Haut ist hellbraun, einen Hauch dunkler als Katies, aber heller als meine oder die von Simone. Er wog dreieinhalb Kilo und war zweiundfünfzig Zentimeter lang.
    Unsere Welt geht unverändert weiter. Wir sprechen nicht sehr oft darüber, aber alle — außer Katie — haben die Hoffnung aufgegeben, dass Richard je zu uns zurückkehren wird. Es geht inzwischen wieder auf den ramanischen Winter zu, die Tage werden kürzer, die Nächte — länger. In Abständen gehen Michael oder ich nach droben und spähen nach irgendwelchen Anzeichen für Richards Gegenwart aus, aber das ist inzwischen zum bloßen mechanischen Ritual geworden. Wir erwarten nicht wirklich, irgendeine Spur von ihm zu entdecken. Es ist jetzt sechzehn Monate her, dass er fort ist.
    Michael und ich wechseln uns ab in der Berechnung unserer Flugbahn und dem Vergleichen mit dem Orbitalzielprogramm, das Richard ausgearbeitet hat. Zunächst brauchten wir einige Wochen, um das Programm benutzen zu lernen, trotz der ausführlichen Instruktionen, die Richard uns hinterließ. Wir überprüfen wöchentlich erneut, ob wir noch immer auf den Sirius zustreben und dass da kein andres Sternsystem unterwegs auf unsrer Bahn auftaucht.
    Obwohl jetzt Benjy bei uns ist, scheint es mir, als hätte ich jetzt mehr Zeit für mich selber als jemals vorher. Ich lese in letzter Zeit geradezu gefräßig, und ich habe irgendwie die jugendliche Begeisterung wieder entflammt, die ich einst für meine zwei Lieblingsidole empfand. Aber warum haben mir diese zwei Frauen — Johanna von Orleans und Eleanore von Aquitanien — immer so viel bedeutet, warum fühlte ich mich ihnen so nahe? Weil sie beide nicht nur über Seelenstärke verfügten und sie bewiesen und sich als Frauen selbst genügten, sondern weil sie beide in einer männlich-dominierten Welt am Ende siegten, indem sie sich letztlich auf ihre spezifischen Fähigkeiten verließen.
    Als Teenager war ich sehr einsam. Das äußere Ambiente in Beauvois war großartig, und mein Vater überschüttete mich mit seiner Liebe, aber ich war eben fast während meiner ganzen Jugendzeit allein und auf mich selbst angewiesen. Irgendwo im Hintergrund meines Denkens schwelte damals stets die entsetzliche Vorstellung, dass der Tod — oder die Heirat mit einer andren Frau — mir meinen kostbaren Vater rauben könnte. Ich wollte mich selbst zu stärkerer innerlicher Sicherheit und zu größerer Stabilität erziehen, um den Schmerz zu vermeiden, der bei einer Trennung von meinem Vater unweigerlich auftreten würde. Das Bauernmädchen aus Lothringen und die Königin aus dem Poitou boten sich mir als ideale Rollenidentifikationsmodelle an. Und sogar heute noch finde ich so was wie Trost und Stütze, wenn ich in ihren Biographien lese. Denn beide Frauen haben sich dagegen zur Wehr gesetzt, dass ihre (männlich bestimmte) Umwelt ihnen verordnen wollte, was für sie wirklich wichtig in ihrem Leben war.
    Der Gesundheitszustand von uns allen ist weiterhin gut. Im letzten Frühling habe ich (mehr um mich mit einer Aufgabe zu befassen als aus nötigen Gründen) jedem von uns

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