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Die nächste Begegnung

Die nächste Begegnung

Titel: Die nächste Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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eines Tages zufällig bei Dreharbeiten in Tours. Es gelang Gabrielle irgendwie, zu ihm ins Hotelzimmer vorzudringen, und dort sprach sie fast eine Stunde lang unter vier Augen mit ihm. Und bevor sie ging, gab sie ihm einen einzigen Kuss auf den Mund. Das war für sie die kostbarste Erinnerung ihres Lebens.
    Ach, mein Prinz, genau gestern vor zehn Jahren habe ich dich zum letzten Mal gesehen. Bist du glücklich? Bist du ein guter König? Und denkst du noch jemals an die schwarze Olympionike, die sich dir, ihrem ersten Geliebten, mit solch kühner Unbekümmertheit hingab?
    Du hast mich damals auf dem Berg im Schnee indirekt nach dem Vater meiner Tochter gefragt. Ich habe dir die Antwort verweigert, und es war mir nicht bewusst geworden, dass diese Weigerung eine Strafe war, weil ich dir noch immer nicht völlig verziehen hatte. Wenn du mich heute fragen würdest, ich würde es mit Freuden sagen: Ja, Henry, King of England, du bist der Vater von Genevieve des Jardins. Such sie auf, lern sie kennen, liebe ihre Kinder. Ich kann es nicht tun. Ich bin mehr als fünfzig Trillionen Kilometer von ihr entfernt.

    13
    30-06-2213
    Wir waren alle viel zu aufgeregt, um zu schlafen. Alle, außer Benjy, das unschuldige Herzchen, der einfach nicht begreifen konnte, was wir ihm erklärten. Simone hat das mehrfach versucht, ihm gesagt, dass unsere Heimat im Innern eines gigantischen zylindrischen Raumschiffs liege — sie hat ihm auf dem Schwarzschirm sogar die verschiedenen Rama-Aspekte der Außensensoren vorgeführt —, aber er kann das Begriffskonzept einfach immer noch nicht erfassen.
    Als gestern die Alarmpfeifen ertönten, starrten Richard, Michael und ich einander sekundenlang stumm an. Es ist so lang her, seitdem wir sie zuletzt hörten. Und dann quasselten wir alle durcheinander. Die Kinder, sogar Klein-Ellie, spürten unsre Erregtheit und waren voller Fragen. Zu siebt gingen wir gleich nach oben. Richard und Katie rannten zum Meer, ohne auf den Rest der Familie zu warten. Simone ging mit Benjy, Michael mit Patrick. Ich trug Ellie, deren Beinchen unserm Tempo nicht gewachsen waren.
    Katie kam aufgeregt zu uns zurück. »Kommt doch endlich! Schneller!«, keuchte sie und zerrte Simone an der Hand. »Das müsst ihr sehen. Es ist phantastisch. Die Farben! «
    Und so war es wirklich. Die regenbogenfarbenen Lichtbogen knisterten von Horn zu Horn und erfüllten die Rama- Nacht mit einem ehrfurchtgebietenden Schauspiel. Benjy starrte mit offnem Mund südwärts. Erst viele Sekunden später lächelte er und wandte sich Simone zu. »Es ist wun-ders-sön«, sagte er langsam, stolz auf das Wort.
    »Ja, Benjy, das ist es«, antwortete Simone. »Ganz wunderschön.«
    »Ga-ans wun-ders-sön«, wiederholte Benjy und schaute in die Flammenbögen.
    Keiner sprach während der Show sehr viel. Aber nach der Heimkehr in unsere Höhle gab es stundenlange Gespräche. Natürlich musste jemand den Kindern das alles erklären. Simone war als Einzige beim letzten Manöver schon geboren, aber damals noch ein Knirps. Richard lieferte hauptsächlich die Erläuterungen. Der Alarm und das Lichterspektakel scheinen ihn regelrecht >aufgeladen< zu haben — er wirkte gestern Nacht mehr wie er selber als jemals seit seiner Heimkehr —, und er war unterhaltsam und informativ, als er alles aufzählte, was wir über Alarmpfeifen, Lichterspektakel und ramanische Manöver wissen.
    »Meinst du, die Oktarachniden werden nach New York zurückkommen?«, fragte Katie erwartungsvoll.
    »Das weiß ich nicht«, sagte Richard. »Aber die Möglichkeit besteht durchaus.«
    In der nächsten Viertelstunde berichtete Katie (zum x-ten Mal!) uns allen von der Begegnung mit dem Okto vor vier Jahren. Wie gewöhnlich schmückte sie ihren Solopart aus und übertrieb kräftig, besonders bis zu dem Punkt, ehe sie mich im >Museum< sah.
    Patrick liebt diese Sto ry . Er drängt Katie immer wieder, sie zu erzählen. »Also, da war ich«, sagte Katie gestern Abend, »platt auf dem Bauch und spähte über den Rand eines gigantischen runden Röhrenschachts in die schwarze Düsternis tief unten hinunter. An der Wand des Schachts ragten silberne Spikes hervor, und ich sah sie im trüben Schein blitzen. >He, hallo! <, rief ich. >Ist da drunten jemand?<
    Dann hörte ich schleifende Metallbürsten und ein Winseln. Drunten gingen Lichter an. Und auf dem Grund des Schachts war ein schwarzes Ding mit einem runden Kopf und acht schwarzen und goldenen Tentakeln, und das fing grad an, die Sprossen

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