Die nächste Begegnung
dahin, es könnte sich um einen bewohnten Planeten handeln, und Richard arbeitete wie ein Irrer, um die sirianische Wärmestrahlung auf einen Planeten zu berechnen, dessen Entfernung vom Gestirn grob geschätzt der unseres Neptuns von der Sonne entsprach. Zwar ist der Sirius viel größer, heller und heißer als unsere Sonne, doch Richard gelangte zu dem Schluss, dass >unser Paradies< (sofern es denn wirklich unser Zielort war) noch immer scheußlich kalt sein müsse.
Heute Nacht konnten wir das Ziel sehr klar sehen. Es ist ein längliches Konstrukt (und Richard sagt, deswegen allein schon kann es kein Planet sein — denn >alles von derartigen Ausmaßen<, das eindeutig nicht-sphärisch ist, >muss ein Artefakt sein<), geformt wie eine Zigarre, mit zwei Lichterketten oben und am >Bauch , . Da wir nicht genau berechnen können, wie weit entfernt das Ding ist, können wir seine Größe nicht exakt bestimmen. Aber Richard hat ein paar >Affirmutungen< auf der Grundlage unserer Nährungsgeschwindigkeit angestellt und meint, diese >Zigarre< sei ungefähr hundertfünfzig Kilometer lang und fünfzig dick.
Die gesamte Familie hockt im Hauptraum und starrt auf den Monitor. Heute früh gab es noch eine Überraschung. Katie demonstrierte uns, dass sich in der Nähe unsres Ziels noch zwei weitere Objekte befänden. Richard hat ihr letzte Woche beigebracht, wie man die ramanischen Sensoren bedient, die Inputs auf den Schwarzschirm überträgt, und während wir anderen quasselten, stieg Katie in den Radarfernsensor ein, den wir zum ersten Mal vor dreizehn Jahren benutzt hatten, um die von der Erde gegen uns abgeschossenen Nuklearraketen zu orten. Auf dem Radarbildfeld zeigte sich das zigarrenähnliche Objekt am Rande. Und direkt vor der Zigarre standen — im weiteren Feld fast nicht von ihr zu unterscheiden — diese zwei anderen Radarblips. Wenn der Riesenzigarrenschwengel tatsächlich unser Ziel ist, dann werden wir dort womöglich Gesellschaft haben.
o8-09-2213
Es ist einfach unmöglich, die verblüffenden Begebenheiten der vergangenen fünf Tage angemessen zu schildern. Es gibt in unsrer Sprache einfach keine Superlativausdrücke, die hinlänglich erfassen würden, was wir gesehen, was wir erlebt haben. Sogar Michael hat sich zu der Bemerkung verstiegen, dass sogar der Himmel im Vergleich mit den Wundern, deren Zeugen wir sind, verblassen müsste.
Im Augenblick befindet sich unsere Familie an Bord einer kleinen unbemannten Fähre von etwa der Größe eines Stadtbusses auf der Erde, die uns von der Zwischenstation zu einem unbekannten Zielort bringt. Durch das Kuppelfenster im Heck ist die zigarrenförmige Zwischenstation kaum noch sichtbar. Links von uns zieht das zylindrische Raumschiff, das wir Rama nennen und das dreizehn Jahre lang unsre Heimat war, auf einem geringfügig anderen Kurs als wir davon. Es verließ die Zwischenstation einige Stunden nach uns und war außen hell erleuchtet wie ein Weihnachtsbaum, und wir sind inzwischen etwa zweihundert Kilometer von ihm entfernt.
Vor vier Tagen und elf Stunden machte unser Rama in der Nähe der Zwischenstation halt. Wir waren das dritte Fahrzeug in einer bemerkenswerten Warteschlange. Vor uns lagen ein kreisender Seestern, etwa ein Zehntel so groß wie Rama, und ein gigantisches Rad mit Speichen und einer Nabe. Beide fuhren einige Stunden nach unserem Halt in die Station ein.
Die stellte sich als hohl heraus. Als das Riesenrad sich in ihre Mitte bewegte, schoben sich Brückenkräne und andere bewegliche Elemente vor, fassten das Rad und fixierten es an Ort und Stelle. Eine Flotte von Spezialfahrzeugen in ungewohnten Formen (eins sah aus wie ein Ballon, ein zweites wie ein Zeppelin, das dritte wie ein Tauchboot zur Erforschung von extremen Meerestiefen) flog in das Rad ein. Wir konnten zwar nicht sehen, was drinnen vorging, aber wir sahen die Fahrzeuge eines nach dem anderen während der folgenden zwei Tage in unregelmäßigen Abständen wieder auftauchen. Sie wurden alle drei von einem Shuttle wie dem, in dem wir uns jetzt befinden, nur von größeren Ausmaßen, in Empfang genommen. Diese Fähren waren alle im Schatten der Station geparkt gewesen und erst eine halbe Stunde oder so vor dem Rendezvous eingesetzt worden.
Sobald die Shuttles beladen waren, setzten sie sich stets in genau der unsrer Warteschlange entgegengesetzten Richtung in Bewegung. Etwa eine Stunde, nachdem das letzte Fahrzeug das Rad verlassen und die letzte Fähre abgeflogen war, wurden die zahlreichen
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