Die nächste Begegnung
raufzuklettern. Es wickelte die Fangarme, die Tentakeln, um die Stäbe und kam ganz rasch auf mich zu ...
»Ok-to-sspi-n-ne«, sagte Benjy.
Nachdem Katie mit ihrem Heldenepos fertig war, erklärte Richard den Kindern, dass in vier Tagen der Boden unter uns wahrscheinlich zu beben und zu wackeln beginnen werde. Er wies sie nachdrücklich darauf hin, dass alle Gegenstände fest verankert sein müssten und dass wir uns alle schon mal auf weitere Aufenthalte im Tank einrichten sollten. Michael verwies darauf, dass wir mindestens einen neuen Spielzeugkasten für die Kinder und mehrere starke Behälter für unseren Erwachsenenkram brauchen würden. Wir haben im Lauf der Jahre dermaßen viel Krempel angesammelt, dass es eine ziemliche Schinderei sein wird, in den nächsten paar Tagen alles sicher zu verstauen.
Als Richard und ich dann allein auf unsrer Matte lagen, hielten wir uns an der Hand und redeten über eine Stunde lang. Dabei sagte ich dann auch zu ihm, ich hoffte, dass dieses kommende Manöver den Anfang vom Schluss unserer Rama- Fahrten ankündigen möge.
»Hoffnung sprießt ewig in des Menschen Brust. Drum blühet niemals jetzt, stets nur die künftige Segenslust«, antwortete er mir. Er richtete sich auf, sah mich an, und seine Augen glitzerten im Halbdunkel. »Alexander Pope«, sagte er und lachte. »Ich wette, der hat sich nie träumen lassen, dass ihn mal jemand sechzig Trillionen Kilometer von der Erde entfernt zitieren würde.«
»Es geht dir anscheinend wirklich besser, Lieber«, sagte ich und streichelte seinen Arm.
Er verzog die Stirn. »Im Moment kommt mir alles recht klar vor. Aber ich weiß nicht, wann sich dieser Nebel wieder senken wird. Das kann in der nächsten Minute passieren. Und ich kann mich noch immer nicht an mehr als die allergröbsten Umrisse von dem erinnern, was mir in den drei Jahren meiner Abwesenheit passiert ist.«
Er streckte sich wieder aus. »Was wird geschehen, was meinst du?.
»Vermutlich wird es ein neues Manöver sein. Und ich hoffe, es ist ein großes. Wir nähern uns dem Sirius ziemlich rasch und müssten kräftig abbremsen, falls unser Ziel irgendwo im Sirius- System liegt.« Er griff nach meiner Hand. »Ich hoffe deinetwegen — und wegen der Kinder, dass es kein falscher Alarm ist.«
o8—o7-2213
Das Manöver begann vor vier Tagen, exakt nach Zeitplan, sobald die dritte und letzte Lichtershow zu Ende war. Wir sahen oder hörten nichts von den Vögeln oder Oktos, wie das seit vier Jahren nun der Fall ist. Aber Katie war schwer enttäuscht. Sie hätte sich gewünscht, dass ihre Oktos alle wieder nach NewYork zurückkämen.
Gestern tauchte ein Paar dieser >Gottesanbeterinnen< in unserer Wohnhöhle auf, Mantis-Bioten, die direkt zum Bremstank gingen. Sie schleppten einen großen Container, in dem die fünf neuen Bettgewebe waren (Simone braucht inzwischen eine andere Größe) und Schutzhelme für uns alle. Wir beobachteten aus der Entfernung, wie sie die Betten einbauten und die Tanksysteme durchcheckten. Die Kinder waren fasziniert. Dieser kurze Mantis-Besuch bestätigte uns, dass uns bald eine einschneidende Geschwindigkeitsveränderung bevorsteht.
Richards Hypothese scheint sich zu bestätigen, dass es einen Zusammenhang gebe zwischen dem Hauptantriebssystem Ramas und der Gesamtklimasteuerung. Droben fällt die Temperatur bereits mehr und mehr. Um auf ein langes Manöver vorbereitet zu sein, haben wir eifrig am Keyboard gesessen und für sämtliche Kleinen >Winterkleidung< bestellt.
Das anhaltende Beben bringt unseren Tagesablauf wieder durcheinander. Anfangs fanden die Kinder es lustig, inzwischen maulen sie aber schon darüber. Und was mich betrifft, ich hoffe wirklich, dass wir endlich unsrem letzten Bestimmungsort nahe sind. Michael mag ja weiterhin beten: »Gottes Wille geschehe ...« Ich, in meinen paar seltenen Gebeten, bin da eindeutig egozentrischer und präziser.
01-09-2213
Es tut sich eindeutig was Neues. Seit zehn Tagen, also seit wir aus dem Tank raus sind und das Flugmanöver beendet ist, nähern wir uns stetig einer vereinzelten Lichtquelle, die zirka dreißig astronomische Einheiten von dem Siriusstern entfernt ist. Richard hat die Sensorenliste und den Schwarzschirm so genial manipuliert, dass diese Energiequelle jetzt ständig genau mitten auf unserm Monitor ist, gleichgültig, welches Rama-Teleskop sie gerade im Fokus hat.
Vor zwei Nächten konnten wir allmählich mehr Bildschärfe von dem Objekt erhalten. Unsre Spekulationen gingen
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