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Die nächste Begegnung

Die nächste Begegnung

Titel: Die nächste Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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gesehen, dass das >Rad< und der >Seestern< in der Station ihre Ladung löschten. Aber es war uns nicht in den Sinn gekommen, dass wir die Fracht sein könnten, die Rama hier ausladen sollte.
    Man konnte unmöglich entscheiden, was wir einpacken, was wir zurücklassen sollten. Wir hatten seit dreizehn Jahren hier gelebt, in diesen sechs Räumen (einschließlich der zwei, die wir als Lager eingerichtet hatten). Wir hatten wohl durchschnittlich pro Tag über das Computer-Keybord fünf Dinge geordert. Zugegeben, das Meiste davon war längst wieder fortgeworfen worden, aber dennoch ... Und wir wussten ja nicht, wohin wir gehen würden. Wie sollten wir also wissen, was wir mitnehmen sollten?
    »Hast du irgendeine Vorstellung, was mit uns geschehen wird?«, fragte ich Richard.
    Aber mein guter Gatte war außer sich und ganz damit beschäftigt, sich Wege auszudenken, wie er seinen großen Computer mitnehmen könnte. »Unsere Geschichte, unsere Wissenschaft — alles, was von unsrer Erkenntnis übrig ist, steckt da drin«, sagte er und wies erregt auf den Computer. »Wenn das unwiederbringlich verlorengeht, was dann?«
    Das Ganze wog nur achtzig Kilo. Ich erklärte ihm, wir könnten ihm alle tragen helfen, sobald wir Kleidung, ein paar persönliche Dinge, Nahrung und Wasser gepackt hätten.
    »Hast du irgendeine Vorstellung davon, wo wir hingehen?«, fragte ich noch einmal.
    Richard zuckte nur die Achseln. »Nicht die geringste. Aber egal, wohin, ich wette, es wird erstaunlich werden.«
    Katie kam herein. Sie trug einen kleinen Sack in der Hand, und ihre Augen blitzten vor Tatendrang. »Ich hab alles gepackt und bin fertig«, verkündete sie. »Kann ich schon rauf und droben warten?«
    Ihr Vater hatte kaum zustimmend genickt, da war sie bereits zur Tür hinausgeschossen. Ich schüttelte den Kopf und warf Richard einen tadelnden Blick zu, dann ging ich hinüber, um Simone mit den anderen Kindern zu helfen. Für die Jungen zu packen — die reinste Tortur. Benjy war übellaunig und verwirrt. Sogar Patrick war gereizt. Simone und ich waren grade fertig geworden (der Job hatte sich als unmöglich erwiesen, bis wir die beiden Jungs zu einem >Nickerchen< in die Falle verbannt hatten), als Richard und Katie von droben zurückkehrten.
    »Unser Taxi ist da«, sagte Richard ruhig, bemüht, seine Erregung zu unterdrücken.
    »Es wartet auf dem Eis«, fügte Katie hinzu und zog sich die dicke Jacke und die gefütterten Handschuhe aus.
    »Woher wollt ihr wissen, dass es für uns ist?«, fragte Michael, der gleich nach ihnen hereingekommen war.
    »Weil es sieben Sitzplätze hat und Platz für unsre Taschen«, antwortete meine kluge zehnjährige Tochter. »Für wem sonst sollte es denn sein?«
    »Für wen sonst«, korrigierte ich automatisch, während ich mich mit dieser neuesten Information vertraut zu machen versuchte. Ich kam mir vor, als hätte ich vier Tage lang ununterbrochen Wasser aus einer Feuerspritze getrunken.
    »Habt ihr Oktos gesehen?«, fragte Pat ri ck.
    »Ok-to-ss«, wiederholte Benjy mühsam.
    »Nein«, antwortete Katie, »aber wir haben vier Mammutflieger gesehen, richtig flache Dinger und mit weiten Tragflächen. Die kamen von Süden und sind direkt über unsre Köpfe geflogen. Und wir glauben, die Flieger hatten die Oktos geladen, nicht, Dad?«
    Richard nickte.
    Ich holte tief Luft. »Also schön«, sagte ich. »Dann ist es so weit. Packt euch alle gut ein. Und dann gehen wir. Nehmt die Taschen zuerst mit rauf. Richard, Michael und ich machen dann einen zweiten Gang und holen den Computer.«
    Eine Stunde später saßen wir alle in unserm >Taxi<. Wir waren die Treppen unserer Höhle zum letzten Mal hinaufgestiegen. Richard drückte auf einen blinkenden roten Knopf, und unser ramanischer Helikopter (ich nenne ihn mal so, weil er senkrecht hochstieg, obwohl er keinerlei rotierende Schraubflügel hatte) hob ab.
    Der Flug war anfangs vertikal und langsam, etwa fünf Minuten lang. Sobald wir uns der Drehachse Ramas näherten, wo keine Schwerkraft einwirkte und sehr geringe atmosphärische Dichte herrschte, schwebte das Flugzeug zwei, drei Minuten lang an Ort und Stelle, während es seine äußere Gestalt veränderte.
    Es war ein erschütternder letzter Blick auf Rama. Viele Kilometer drunten war unsere Inselheimat nun nichts weiter als ein kleiner graubrauner Flicken in der Mitte des Eismeeres, das um den gigantischen Zylinder verlief. Ich konnte die Hörner am Südende deutlicher als je zuvor sehen. Diese bestürzenden,

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