Die nächste Begegnung
analysierten entweder Daten aus einer Testreihe oder bereiteten einen neuen Test vor. An den Außenseiten des Saales gab es weitere Kammern wie jene, in der sie fünf Wochen lang geschlafen hatten, in denen andere Experimente durchgeführt wurden.
Katie trat links an die nächste Kammer. Sie befand sich vertieft in der Ecke zwischen zwei lotrechten Achsen. Auf einem Displayschirm neben der Metalltür leuchteten in breitem Duktus und einer bizarren Keilschrift vermutlich Daten.
»Waren wir nicht beim letzten Mal da drin?«, fragte Katie und wies auf das Abteil. »Und haben auf diesem komischen weißen Schaumzeug geschlafen und den ganzen Druck mitgemacht?«
Ihre Frage ging über Innenlautsprecher in den Helmen an ihre Mutter und ihre Schwester. Beide nickten und traten dann neben Katie vor das unverständliche Display.
»Euer Vater glaubt, dass sie eine Methode entwickeln wollen, mit der wir eine mehrere Monate dauernde Beschleunigungsphase durchschlafen könnten«, sagte Nicole. »Aber der Adler will das weder bestätigen noch bestreiten.«
Die drei Frauen hatten zwar bereits gemeinsam vier verschiedene Tests in diesem Laboratorium durchgemacht, aber noch nie hatte eine von ihnen irgendwelche andere intelligente Lebensformen zu Gesicht bekommen, außer jenen zehn, zwölf außerirdischen Mechanos, die offenbar hier Dienst taten. Sie nannten diese Wesen >Block-Roboter<, denn mit Ausnahme der zylindrischen >Füße<, mit denen sie auf dem Boden umher- rollen konnten, bestanden sie ganz aus festen rechtwinkligen Teilen, die den Bauklötzen ähnelten, mit denen irdische Kinder daheim gespielt hatten.
»Was meint ihr, wieso haben wir noch nie einen von den anderen zu sehen gekriegt?«, fragte Katie jetzt. »Ich meine, hier drin? Wir sehen sie ein, zwei Sekunden lang auf dem Bildschirm, aber mehr nicht. Wir wissen, es gibt sie hier — wir werden nicht als die Einzigen getestet.«
»Die Anlage hier ist sorgfältig geplant«, erwiderte ihre Mutter. »Es ist ganz offensichtlich, dass wir den andern nicht begegnen sollen — außer flüchtig.«
»Aber warum? Der Adler sollte ...«, bohrte Katie weiter. »Entschuldigt mich«, unterbrach Simone. »Aber ich glaube, der Große Klotz kommt rüber zu uns.«
Dieser größte der Blockroboter hielt sich für gewöhnlich in der rechteckigen Kommandozentrale in der Mitte des Raums auf und überwachte sämtliche laufenden Experimente von dort aus. Jetzt aber kam er auf einer der Bahnen, die im Raum ein Rastermuster bildeten, auf die drei Frauen zu.
Katie wanderte einfach zu einer anderen etwa zwanzig Meter entfernten Kammer weiter. An dem aktivierten Monitor erkannte sie, dass drinnen ein Experiment lief. Plötzlich hämmerte sie ziemlich heftig mit der behandschuhten Faust gegen das Metall.
»Katie!«, rief Nicole.
»Lass das!« Die Laute kamen fast gleichzeitig von Großklotz. Er war noch etwa fünfzig Meter entfernt, kam aber sehr rasch auf sie zu. »Das darfst du nicht tun«, sagte der Roboter in perfektem, wenn auch etwas abgehacktem Englisch.
»Und was willst du dagegen machen?«, fragte Katie keck, als Großklotz mit seinen ganzen massigen fünf Quadratmetern Nicole und Simone nicht beachtete und direkt auf sie zukam. Nicole rannte hinüber, um ihre Tochter zu schützen.
»Ihr müsst jetzt gehen«, sagte Großklotz, keine drei Meter von Katie und Nicole entfernt von oben herab. »Euer Test ist beendet. Der Ausgang ist dort drüben bei den Blinksignalen.«
Nicole zerrte heftig an Katies Arm, und diese ging widerstrebend mit ihr auf den Ausgang zu. »Aber was würden die machen«, fragte Katie bockig, »wenn wir hier einfach nicht weggehen würden, bis ein anderes Experiment beendet ist? Wer weiß, vielleicht steckt da einer von unsern Oktos grad in so 'ner Kammer? Wieso dürfen wir nie die andern treffen?«
»Der Adler hat das schon ein paarmal erklärt«, erwiderte Nicole mit einer Spur von Verärgerung in der Stimme, »dass wir in dieser Phase andere Geschöpfe sichten dürfen, dass uns aber kein darüber hinausgehender Kontakt erlaubt ist. Dein Vater hat wiederholt nach dem Grund dafür gefragt, und der Adler gab ihm stets die Antwort, dass wir den Grund zu gegebener Zeit herausfinden würden ... Und ich wünschte wahrhaftig, meine junge Dame, du würdest dich bemühen, etwas weniger Schwierigkeiten zu machen!«
»Das ist ja fast wie im Gefängnis«, murrte Katie. »Wir sind in unsrer Freiheit eingeschränkt. Und wir bekommen auf wirklich wichtige Fragen nie eine
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