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Die nächste Begegnung

Die nächste Begegnung

Titel: Die nächste Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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Morgengebet, und ich habe bemerkt, dass er Kummer hat.« Simones Augen glitten heiter und gelassen von einem Elternteil zum anderen. »Er hat mir alles über eurer gestriges Gespräch mit dem Adler gesagt.«
    Nicole richtete sich hastig auf, aber Simone sprach weiter. »Ich habe inzwischen seit mehr als einer Stunde alles ganz genau überdacht. Ich weiß, ich bin erst dreizehn und ein Mädchen, aber ich glaube, ich hab die Lösung für diese ... äh ... Kontingentierungsproblematik gefunden, bei der jeder von uns zuf ri edengestellt werden könnte.«
    »Aber, Simone, mein Liebes«, sagte Nicole und streckte die Hand nach ihrer Tochter aus, »es ist doch nicht deine Aufgabe, die Lösung ...
    »Nein, Mutter, nicht so«, unterbrach Simone sie sanft. »Hör bitte erst einmal zu, was ich sagen will. Die Lösung, die ich vorschlage, wäre keinem von euch Erwachsenen in den Sinn gekommen. Das konnte nur mir einfallen. Und es ist ganz eindeutig die beste Lösung für alle Betroffenen..
    Richard runzelte die Stirn. »Sag mal, wovon redest du eigentlich?«, fragte er.
    Simone holte tief Luft. »Ich möchte mit Onkel Michael hierbleiben. Im Nodus. Ich werde seine Frau sein, und wir werden das vom Adler geforderte Stammelternpaar sein und uns fortpflanzen. Sonst müsste keiner hier zurückbleiben, aber Michael und ich wären sehr glücklich, wenn wir Benjy bei uns behalten dürften.«
    »Waaas?« Richard brüllte laut. Er war außer sich. »Dein Onkel Michael ist einundsiebzig! Du bist noch nicht mal vierzehn! Es ... es ist ungeheuerlich, es ist lächerlich ...« Und dann schwieg er plötzlich.
    Die reife Jungmädchenfrau, die seine Tochter war, lächelte nur. »Ungeheuerlicher als — der Adler?«, fragte sie zurück. »Lächerlicher als die Tatsache, dass wir acht Lichtjahre weit von der Erde weggeflogen sind, um an einem riesenhaften Intelligenzdreieck zu stranden, das nun ein paar von uns in die entgegengesetzte Richtung schießen will?«
    Nicole schaute ihre Tochter Simone mit erstaunter Bewunderung an. Wortlos streckte sie die Arme aus und umarmte ihr Kind heftig. Tränen stiegen ihr in die Augen. »Aber es ist doch alles gut, Mutter«, sagte Simone, als die mütterliche Umschlingung beendet war. »Sobald du dich erst einmal von deinem anfänglichen Schock erholt hast, wirst du einsehen, dass mein Vorschlag die weitaus beste Lösung ist. Wenn du und Vater den Rückflug zusammen macht — und ich glaube, das solltet ihr —, müssen entweder Katie oder Ellie oder ich hier zurückbleiben und uns mit Patrick oder Benjy oder Onkel Michi .. . ah ... paaren. Und die einzige genetisch sichere und sinnvolle Kombination wäre entweder Katie oder ich mit Onkel Michael. Ich habe alle Wahrscheinlichkeitsmodelle durchdacht. Und Michael und ich stehen uns sehr nahe. Wir haben denselben Glauben. Wenn wir hierbleiben und heiraten, können alle andren meiner Geschwister frei entscheiden. Sie können entweder hierbleiben, bei uns, oder mit dir und Daddy in euer Sonnensystem zurückkehren.«
    Und dann legte Simone die Hand auf den Arm ihres Vaters. »Daddy, ich weiß, dir fällt das alles viel schwerer als Mutter. Ich habe Onkel Michael gegenüber noch nichts von meiner Idee gesagt. Und ganz gewiss hat er nicht diesen Vorschlag gemacht. Aber wenn du und Mama mir dabei nicht helft, dann kann das nicht funktionieren. Für Michael wird so eine Verbindung sowieso nur schwer zu schlucken sein, sogar wenn ihr keine Einwände erhebt.«
    Richard schüttelte den Kopf. »Du erstaunst mich, Simone!« Er zog sie in seine Arme. »Bitte gib uns ein bisschen Zeit, um darüber nachzudenken. Und versprich mir, dass du kein weiteres Wort mehr über die Sache verlierst, bevor deine Mutter und ich die Möglichkeit hatten, uns darüber zu besprechen.«
    »Das verspreche ich«, sagte Simone. »Und — ich danke euch beiden sehr ... ich liebe euch«, fügte sie hinzu, als sie bereits in der Tür des elterlichen Schlafzimmers stand.
    Sie wandte sich ab und schritt in den erhellten Gang. Ihre langen schwarzen Haare reichten ihr fast bis an die Taille. Also bist du jetzt eine Frau geworden, dachte Nicole, während sie dem geschmeidigen Gang Simones nachschaute. Und nicht nur körperlich. Du bist reif, weit über dein Alter hinaus. Dann versuchte Nicole, sich Michael und Simone als Sexualpartner vorzustellen, und zu ihrer maßlosen Verblüffung empfand sie das ganz und gar nicht als abstoßend. Zieht man alles in Betracht, sagte Nicole zu sich, als ihr klar wurde,

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