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Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Titel: Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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gar nicht haben. Werde mir jetzt einen
Für die Liebe
-Tee kochen und dann ein paar Gedanken sortieren.
    Dinge, die ich nie wieder tun werde:
    Vor dem Zubettgehen Obstsalat essen. (Habe wegen dem Fruchtzucker die halbe Nacht nicht geschlafen.)
Private Kontakte zu Ärzten. (Habe wegen Ärztekontakt die andere Hälfte der Nacht nicht geschlafen.)
Mich in anderer Leute Komplott hineinziehen lassen.
Länger als zwei Stunden Tage Wochen einem Mann hinterhertrauern.
    13  Uhr  15 . Plündere mein Erspartes und leere die Dose, deren Inhalt eigentlich für das Vivienne-Westwood-Kleid gedacht war. Brauche dringend Geld, um neue Latte-macchiato-Gläser zu kaufen, sonst geht der Laden noch pleite.
    Und dann kann ich wegen der Geldsorgen bald überhaupt nicht mehr schlafen.

[zur Inhaltsübersicht]
27. Paul
    Mittwochvormittag
    Glücklicherweise war mein Vater beim kurzfristigen Inszenieren seines Schwächeanfalls so vorausschauend, sämtliche Mittwochnachmittagstermine abzusagen. Ob er es nun getan hatte, damit mir ausreichend Zeit für Krankenbesuche bei ihm bliebe oder weil er es mir nicht zutraute, den immensen Druck, der nun auf meinen Schultern lastet, ohne freien Nachmittag zu überstehen – ich weiß es nicht.
    Ist mir auch egal, auf jeden Fall bin ich sehr froh darüber.
    Gerade habe ich dem letzten Patienten der Vormittagssprechstunde sein Rezept in die Hand gedrückt, und nun brenne ich darauf, mein neues Leben in Angriff zu nehmen. Bezüglich der Praxisübernahme habe ich nämlich gestern Abend unerwartet eine Entscheidung gefällt. Und das kam so:
    «Hallo Paul 

», säuselte Birte, als ich nach dem Krankenhausbesuch leicht verstört mein Wohnzimmer betrat. Sie hatte eine Flasche Rotwein geöffnet und es sich auf dem Sofa gemütlich gemacht. Überall brannten Kerzen. Eine Form der Romantik, die ich Birte gar nicht zugetraut hatte und die mir seltsam unwirklich vorkam. Auf dem Couchtisch standen zwei Gläser, das von Birte war bereits gefüllt, mir schenkte sie gleich darauf ebenfalls ein.
    «Du wolltest doch mit mir reden», hauchte sie und befeuchtete ihre ohnehin schon glänzenden Lippen.
    Nicht besonders einladend. Glänzende Lippen bedeuten nämlich meist: klebrige Lippen. Oder: nach künstlichen Aromen schmeckende Lippen. Manchmal auch einfach nur: abfärbende Lippen. In jedem Fall nichts, was Männer antörnt.
    Dazu kam, dass ich mich bereits auf ein kühles Feierabendbier gefreut hatte, bei dem ich die Worte meiner Mutter nochmal überdenken wollte. Meine Verabredung mit Birte hatte ich darüber komplett vergessen.
    «Äh 

ganz genau – reden wollten wir», sagte ich, um meine Überraschung zu verbergen. Und um ihr ohne viele Worte klarzumachen, dass ich ihren Aufzug irgendwie unangemessen fand. Warum nur hatte ich ihr jemals einen Schlüssel zu meiner Wohnung gegeben? Den sollte ich schleunigst zurückverlangen.
    In nicht besonders einladendem Tonfall forderte sie mich auf, Platz zu nehmen. Als ich mich daraufhin nicht rührte, klopfte Birte auf den freien Platz neben sich, wie man es bei einem ungehorsamen Schoßhündchen machen würde. Aber ich mochte nicht gehorchen. Ich wollte eigentlich nur meine Ruhe.
    Birte griff nach ihrem Glas und trank einen Schluck, ohne mich dabei auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen. «Stimmt irgendetwas nicht?», fragte sie, nachdem sie das Glas wieder abgestellt hatte.
    Das konnte man so sagen. Gar nichts stimmte hier. Weder das türkisfarbene Nachthemd noch die Frau, die es trug. Es stimmte nicht, dass das Ganze in meiner Wohnung stattfand, und es stimmte schon gar nicht, dass ich mich jetzt einer Diskussion stellen musste, für die mir nach diesem Tag schlichtweg die Nerven fehlten.
    «Ich, also 

» Ich hatte keine Ahnung, wo ich beginnen sollte.
    Sofort fiel Birte mir ins Wort. «Falls du mir die Sache mit der Prostituierten erläutern wolltest – das kannst du dir sparen. Ich bin ja nicht blöd. Ich weiß, was Männer dazu treibt. Trotzdem finde ich, du hättest mit mir über deine Vorlieben sprechen sollen. Anstatt gleich fremdzugehen.»
    Ich wünschte mir in diesem Moment, es würde mich derselbe Zorn überkommen wie vorhin bei dem Gespräch mit meiner Mutter. Doch er kam nicht. Stattdessen überfiel mich eine bleierne Müdigkeit. Gern hätte ich mich gesetzt, konnte mich aber einfach nicht dazu durchringen. «Ach Birte, lass doch das Thema», sagte ich müde. «Ich will davon nichts mehr hören.»
    Anstatt nun aufmüpfig zu werden,

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