Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman
also keine Zeit haben, sich Sorgen über den Praxisumbau zu machen. Von nun an habe ich tatsächlich meine Ruhe und kann die Dinge angehen, die ich schon immer ändern wollte.
«Ich habe übrigens auch vor, ein paar meiner Ersparnisse zu investieren.»
Mutter sieht mich fragend an.
«Ich werde endlich eine vernünftige Kaffeemaschine für die Praxis anschaffen. Die Brühe hier ist ja ungenießbar.»
Die Augen meiner Mutter leuchten. «Oh, Paul, das ist eine großartige Idee! Und vergiss nicht, auch gleich ein paar anständige Bohnen zu besorgen. Am besten, du lässt dich beraten.»
Ja, ja, schon klar. Nicht mal meine eigene Mutter traut mir zu, etwas derart Läppisches wie eine Kaffeemaschine zu kaufen.
«Komm doch mit», schlage ich ihr vor, aber sie winkt ab.
«Nein, Paul, das geht nicht. Ich muss zu deinem Vater.» Sie zieht ihren Mantel über. «Aber wenn du professionelle Beratung möchtest, gehst du am besten zu
Cucinaria
. Du weißt schon, dieses riesige Küchengeschäft in Eppendorf. Da werden selbst Männer wie du fündig.»
«Aha», sage ich und beschließe, nicht nachzufragen, was sie genau mit
Männer wie du
meint. «Danke.»
Fünfundzwanzig Minuten später betrete ich Hamburgs Küchentempel.
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28. Nella
Mittwochnachmittag
13 Uhr 52 . Puh, bin ich geschafft!
Muss mal ganz kurz eine kleine Kaffeepause einlegen, um meine Gedanken zu sortieren. Toll ist es hier im
Cucinaria
– was die für ein riesiges Angebot haben, Wahnsinn! Einkaufen ist einfach immer noch das beste Mittel gegen Liebeskummer.
Ich shoppe, also bin ich
– wo habe ich das nur mal gelesen? Wohl kaum auf einem Teebeutel. Aber egal, das Tolle an der Ablenkung durchs Einkaufen ist nämlich, dass man noch nicht einmal unbedingt Geld ausgeben muss, um sich besser zu fühlen. Allein durch die Vorstellung, dass ich gleich etwas kaufen werde, geht es mir automatisch besser.
13 Uhr 58 . Hm, vielleicht war das zu optimistisch von mir. Eben brachte nämlich ein nach
Dior Homme
duftender Kellner meinen Kaffee und verursachte bezüglich der Genesung meines gebrochenen Herzens einen Rückfall. Ob es wirklich Paul war, den Mashavna durch das Fenster gesehen hatte? Und wenn ja – was wollte er dann?
Er war zufällig in der Gegend, weil er einen Hausbesuch gemacht hat.
Er war zufällig in der Gegend, weil er sich nebenan beim Makler nach einer größeren Wohnung für sich und den Haifisch umgesehen hat. (Uaaaaah!)
Er hat bereits vergessen, dass es mich gibt, sah beim zufälligen Vorbeigehen (siehe 1. & 2.) den Laden und wollte das Kleid sowie die Schuhe in Kommission geben. Leider hatte er die Sachen aber nicht dabei und wird nun deshalb heute noch mal zurückkommen.
14 Uhr 05 . Oh mein Gott, muss sofort zurück ins Café!
14 Uhr 08 . Nein, ich bleibe hier. Ich bin schließlich eine Geschäftsfrau, die in wichtiger Mission für ihren Laden unterwegs ist! Ich werde mich folglich nicht von niederen Gefühlen, die ich für einen charakterlich unreifen Hochstapler empfinde, vom Ziel abbringen lassen.
14 Uhr 09 . Ich rufe nur mal schnell im Café an, ob charakterlich unreifer Hochstapler schon dort war.
14 Uhr 19 . War er nicht. Elisa sagte, sie würde ihm keinen Cent für das Kleid geben, sondern es ihm allerhöchstens um die Ohren schlagen. Mashavna fügte hinzu:
Sei glücklich, dann werden auch andere glücklich, wenn sie dich sehen.
14 Uhr 21 . Okay, wie es scheint, ist im Laden alles beim Alten. Kann mich also nach dem Kaffee gleich wieder mit Vollgas meiner Shopping-Therapie widmen.
Hier bekommt man aber auch wirklich alles, was irgendwie mit Kochen zu tun hat. Kein Wunder, dass in diesem Laden auch die prominenten Fernsehköche einkaufen.
Vielleicht sollte ich Mashavna eine neue Sandwich-Palette mitbringen? Ich habe vorhin gesehen, dass es hier sogar eine gekröpfte gibt. Damit lässt sich die Grünkern-Quiche bestimmt viel besser vom Blech hebeln.
14 Uhr 28 . Toll fand ich auch die Pyramidenform. Ich meine, wie oft haben wir uns schon überlegt, wie man das vollwertige Essensangebot im Café möglichst stylisch präsentieren könnte. Und das wäre die Lösung: mit genau dieser Pyramidenform! Wenn Mashavna ihren indischen Vermicelli-Pudding in der Pyramide erkalten lässt, dann könnten wir vielleicht so etwas wie ein 1001-Nacht-Paket anbieten.
Beim Kauf eines Paschmina-Schals bekommen Sie einen Puddingpyramiden-Nachtisch gratis.
Wobei – lebt die Kaschmirziege nicht
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