Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Titel: Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
Vom Netzwerk:
im Himalaya? Dann wäre indischer Pudding zwar einigermaßen passend, aber die ägyptische Pyramide? Ich weiß nicht.
    14  Uhr  42 . Also, das farbige Küchengarn nehme ich auf jeden Fall. Das macht ja beim Kochen schon gute Laune. Rot-weiß gestreift – witzig!
    14  Uhr  47 . Geht mir definitiv wieder besser. Ich fühle neue Lebensgeister in mir erwachen. Nur noch ein klitzekleiner Cappuccino, und dann stürze ich mich ins Getümmel.
    14  Uhr  50 . Ist doch wirklich erstaunlich, wie viele Männer hier so rumlaufen. Das können unmöglich alles Fernsehköche sein.
    Also, Paul würde dieses Geschäft mit Sicherheit nie betreten.
    Hach ja, Paul. Er kann sicher im Dunkeln einen Luftröhrenschnitt legen, Tote wiederbeleben oder Lepra heilen, aber mit einer Puddingpyramide wüsste er ganz bestimmt nichts anzufangen. Höchstwahrscheinlich ist es ihm nicht mal alleine möglich, Geschirr auszusuchen, geschweige denn eine Kaffeemaschine. Weil er gar nicht weiß, worauf es dabei ankommt. Total weltfremd ist der. Und kochen kann er vermutlich sowieso nicht. Oder bügeln. Möchte außerdem gerne mal wissen, woher er seine schicken Anzüge hat. Von Klamotten versteht er ja leider auch nichts. Vielleicht hat ihm der Haifisch 

Oh nein, jetzt fällt mir noch etwas ein! Ein wichtiger Punkt auf meiner Liste:
    4.
    Paul war in unserer Straße, weil er zu Ercan Ümit, dem Änderungsschneider, wollte, um dort einen Keil in das Kleid einsetzen zu lassen, damit es über Birtes dicke Hüften passt.
    15  Uhr  09 . Ich bin ein schlechter Mensch. Und gemein. Schließlich verfüge ich selbst auch nicht gerade über Modelmaße. Und jetzt bringt mich dieser charakterlose Mann sogar schon dazu, gemeine Dinge über andere zu denken, furchtbar.
    Lieber sollte ich mich langsam mal entscheiden, welche Kaffeegläser ich nehme. Ist aber auch nicht einfach, wenn die Auswahl so groß ist. Vielleicht hätte ich doch besser zu Karstadt gehen sollen. Nehme ich Macchiato-Gläser? Oder vielleicht lieber Becher? Im zweiten Regal habe ich ein paar goldfarbene entdeckt, die sahen super aus. Total modern. Allerdings haben die schlichten Gläser durchaus auch etwas. Understatement kommt ja bekanntlich immer gut an.
    Oder doch lieber die mit dem Aufdruck? Die wirken so italienisch. Aber dann hätten wir eine ägyptische Pyramide zur himalayischen Paschmina-Aktion, und hinterher bieten wir einen Kaffee im italienisch bedruckten Espresso-Glas an. Wie soll man denn da noch stilbewusst wirken?
    15  Uhr  20 . Telefonat mit Elisa ergibt Folgendes: Es ist ihr egal, ob wir bei der Becherwahl politisch korrekt vorgehen. Ihretwegen könnten wir den Tisch auch mit persischen Stiefmütterchen dekorieren, solange ich sie bezahle. Na toll. Was das bedeutet, ist ja wohl klar: Sie möchte die goldenen Becher, will sich aber nicht beteiligen. Angeblich weil sie Angst hat, etwas Zerbrechliches anzuschaffen, solange Paul-Übeltäter-Rosen in unserem Viertel sein Unwesen treibt. Und so was nennt sich nun Freundin!
    15  Uhr  22 . Eigentlich waren die Gläser, die wir hatten, perfekt. Blöd nur, dass die so teuer sind. Zumal ich von dem Geld aus meiner Spardose ja schon das Vivienne-Westwood-Kleid angezahlt habe. Jetzt muss ich die Gläser mit der Karte bezahlen.
    Einmal mehr stellt sich heraus: Man möchte im Leben immer genau das haben, was man nicht haben kann. Und ich meine damit keine gottgleichen Erol-Sander-Doubles mit schlechtem Charakter und wunderbarem Geruch. Nein, in meinem Fall bedeutet das: Am liebsten hätte ich die teuren Goldbecher, aber sie sind unerschwinglich für mich. Jedenfalls wenn ich mehr als zwei erstehen möchte.
    15  Uhr  23 . Der Mittagsansturm scheint zwar vorbei zu sein, aber das Café ist immer noch ziemlich voll. Neben mir hilft ein wohlerzogener Mann seiner Frau (Geliebten?) in den Mantel.
    Hach ja. Das hat Leo auch immer bei mir gemacht. Damals, als meine Welt noch in Ordnung war.
    Möchte nur wissen, was der jetzt macht. Ob er sich eine andere Zweitfrau gesucht hat? Ob er manchmal an mich denkt? Also, ich meine, das ist ja wohl das Mindeste, was er im Nachhinein für mich tun kann, oder? Er soll zu Hause auf seiner Achtziger-Jahre-Couch sitzen und sich darüber klarwerden, was er an mir hatte. Aber nein, Leo sitzt natürlich nicht zu Hause. Der treibt sich ja neuerdings lieber in teuren Hotelbars herum – was aber andererseits bedeutet, dass er sich einen Abend mit einer Frau was kosten lässt. Hätte doch von Anfang an darauf

Weitere Kostenlose Bücher