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Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Titel: Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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den meisten ausgestellten Utensilien jedenfalls nicht klar, wofür man sie benutzt. Da gab es beispielsweise eine merkwürdige Edelstahlpyramide. Ich konnte mich beim besten Willen nicht erinnern, ein ähnliches Teil je in Mutters Küche gesehen zu haben. Dekoration? Abdeckung? Ramsch? Ich hatte keine Ahnung.
    Oder die gekröpfte Sandwich-Palette 

Gekröpft?, überlegte ich, möglicherweise ein Schreibfehler? Gleich nebenan entdeckte ich eine etwa fünf Meter lange Strecke nur mit Schaumlöffeln. Elf verschiedene Sorten reihten sich fein säuberlich aneinander. Also, mal ganz ehrlich: So viel Schaumschlägerei leisten sich doch nur TV -Köche, oder? Im Regal daneben fand sich dann das nächste Tuntenutensil: farbiges Küchengarn. In sieben verschiedenen Nuancen! Zuzüglich vier Sorten, die gestreift waren. Ich fragte mich, ob mir vielleicht entgangen war, dass man im Restaurant seit neuestem bei der Speiseauswahl auch gleich einen Farbwunsch bezüglich des Garns äußern konnte.
Ich nehme die Rouladen. Nach Möglichkeit bitte in taubenblaumeliertes Garn gewickelt.
    Und zur WM könnte man sich das Fleisch farblich in Abstimmung zu den Landesfarben der favorisierten Mannschaft wickeln lassen. Vielleicht sollten Krankenhäuser in Zukunft bei Blinddarm-OPs auch farbiges Garn für die Nähte benutzen, überlegte ich weiter. Das würde den Patienten eventuell sogar Lust auf die Operation machen.
    Kopfschüttelnd wanderte ich die Gänge entlang. Und trotz des verwirrend großen Angebots war mir eines sofort klar: Ich hatte einen Fehler gemacht. Ich hätte darauf bestehen sollen, dass Mutter mich begleitet.
    Einen Gang weiter nahm der Horror dann seinen Lauf: Löwenkopfterrine, Muschelschale, Fischauflaufform – wo war ich nur gelandet? Diese Detailverliebtheit erschien mir wirklich albern. Das konnte sich eigentlich nur eine Frau ausgedacht haben. Männern ist es nämlich vollkommen egal, aus welchem Gefäß sie ihre Gulaschsuppe löffeln. Mit oder ohne Löwenkopf – Hauptsache, sie schmeckt!
    Noch etwas wurde mir schlagartig bewusst: Wenn mich bei den Kaffeeautomaten eine ähnlich große Auswahl erwartete, wäre klar, was Mutter mit
Am besten, du lässt dich beraten
gemeint hatte.
    Spontan beschloss ich, in dem kleinen Café in der Mitte des Ladens erst mal einen Kaffee zu trinken.
    Doch hier erwartete mich der nächste Schock. Offenbar war gerade Mittagszeit, denn die Cafeteria war so voll wie sonst nur
Saturn
zur Weihnachtszeit. Mit Sicherheit würde es ewig dauern, bis ich meinen Kaffee bekäme. Also doch erst die Kaffeemaschine, beschloss ich. Zum Glück standen die Geräte nicht weit entfernt, so dass ich für den unwahrscheinlichen Fall, dass es im Café leerer werden würde, spontan doch noch einen Stopp einlegen könnte.
    «Kann ich Ihnen behilflich sein?», fragte mich eine Verkäuferin, und ich hoffte sehr, dass man mir meine Hilflosigkeit, die sich angesichts des Überangebots eingestellt hatte, nicht ansah. «Sehr gern», sagte ich bemüht locker und deutete auf eine Reihe von schätzungsweise zwölf verschiedenen Kaffeeautomaten. «Ich hätte gern eine 

äh 

Kaffeemaschine.»
    Hießen die Dinger überhaupt noch so? Ihr Aussehen war jedenfalls komplett überarbeitet worden. Aber die Verkäuferin schien zu wissen, was ich meinte.
    «Was möchten Sie denn mit dem Gerät zubereiten?», fragte sie mich und klang dabei unerhört kompetent.
    «Tja 

Kaffee?», gab ich zurück und wirkte dabei vermutlich nicht ganz so kompetent.
    Sie ignorierte es. «Schwarz oder mit Milch?»
    «Schwarz.» Im Nachhinein überlegte ich, ob sie daraus wohl schloss, dass ich sparen wollte. Allerdings gab es für diese Schlussfolgerung keine weiteren Indizien.
    Unbeirrt machte sie weiter. «Bevorzugen Sie edle Materialien oder funktionales Design?»
    «Also 

beides irgendwie.»
    Sie sah mich an, als würde beides nicht gehen. Trotzdem machte sie weiter: «Benötigen Sie ein leistungsfähiges oder ein primär kompaktes Gerät?»
    «Ich würde sagen 

auch beides.»
    Hilfe, was waren das nur für Fragen!
    «Dann sind Sie der Z7-Typ.» Sie deutete auf eine Maschine, mit der man vermutlich auch einen Knopf annähen, Fieber messen und eine Mondrakete steuern konnte.
    «Zweitausendzweihundertundneunzig Euro?», las ich laut von dem Schild ab, das neben der Maschine stand. «Für eine Kaffeemaschine?» Ich war drauf und dran, meine Mutter anzurufen. Das durfte doch wohl nicht wahr sein. Ich meine, ich wollte damit

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