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Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Titel: Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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bestehen sollen, dass er mir die Reisen bezahlt. Großzügig war er ja.
    15  Uhr  25 . Täusche ich mich, oder steht dort vorn Paul-Geizkragen-Rosen und begutachtet einen Kaffeeautomaten?
    15  Uhr  27 . Nein, es ist ein gutaussehender Italiener mit seiner Freundin. Ich glaube, sie streiten, jedenfalls hält sie ihm eine Standpauke.
    An Paul werde ich ab sofort nicht mehr denken.
    Keine Sekunde.
    Nicht mal wenn der plötzlich vor mir stünde, würde ich an ihn denken.
    15  Uhr  29 . Hilfe! Es ist doch Paul. Zehn Meter von mir entfernt steht er, macht einen auf gutaussehenden Italiener und streitet nicht mit seiner Freundin, sondern mit einer Verkäuferin. Typisch. Der Mann lässt sich einfach nichts sagen.
    Warum ist er bloß hier? Weiß er denn nicht, dass es hier nur Dinge gibt, die Geld kosten und für die sich normalerweise ausschließlich Frauen und Fernsehköche (und solche, die es werden wollen) interessieren? Wie kann er mir das antun, einfach hier aufzukreuzen!
    Also, falls er sich für sein neues Haifisch-Liebesnest eindecken will, hätte er vielleicht lieber zu IKEA fahren sollen. Die Sachen dort scheinen mir eher seinen Preisvorstellungen zu entsprechen.
    Mist. Jetzt hat er sich doch tatsächlich in der Kaffeemaschinenabteilung festgequatscht, und ich kann unmöglich dieses Café verlassen, ohne von ihm gesehen zu werden.
    Und von ihm gesehen zu werden ist wirklich das Letzte, was ich möchte.
    15  Uhr  38 . Ich fasse es nicht! Er lässt sich immer noch von der Verkäufern berieseln. Dabei sieht er irgendwie seltsam verloren aus. Und fast ein bisschen gelangweilt. Hört er ihr überhaupt zu? Vermutlich nicht. Mir hat er ja auch nur selten zugehört.
    Urrrgs, jetzt guckt er in meine Richtung. Schnell hinter der Speisekarte in Deckung gehen.

    15  Uhr  48 . Ach du Schreck, mein Wedeln mit der Karte hat einen Kellner angelockt, bei dem ich nun übersprungartig einen weiteren Kaffee bestellt habe. Hoffentlich hält mein ohnehin schon angeschlagenes Herz das aus.
    Drüben bei den Kaffeeautomaten macht Paul nun ein etwas schockiertes Gesicht. Vermutlich hat die Verkäuferin ihm gerade den Preis genannt. Wenn meine Augen besser wären, könnte ich bestimmt Schweißperlen auf seiner Stirn entdecken. Also, mal ehrlich: Was hat er denn geglaubt, was so ein Gerät kostet? 29,99 Euro?
    Oh, jetzt diskutiert er wieder wild gestikulierend mit der Verkäuferin. Will er etwa handeln? Wir sind doch hier nicht auf einem türkischen Bazar!
    15  Uhr  55 . Du liebe Güte, ich glaube es nicht. Er hat tatsächlich eine Maschine gekauft! Die Verkäuferin schleppt gerade einen Karton aus dem Lager an, und Paul nimmt ihn in Empfang. Kurz sieht er dabei wieder hier rüber. Moment, schnell in Deckung gehen – so, jetzt guckt er wieder weg. Zum Glück hat er mich nicht gesehen. Der hat nur Augen für seine neue Kaffeemaschine. Vermutlich ein Geschenk für den Haifisch.
    16  Uhr  03 . Puuuhhh, keine fünf Meter entfernt von mir ist er vorbeigegangen. Hochkonzentriert und mit gerunzelter Stirn. Hat vermutlich nachgerechnet, wie viele Falten er unterspritzen muss, um die Kosten wieder reinzuholen. Jetzt ist er jedenfalls weg. Gott sei Dank.
    15  Uhr  10 . Uhuhuu! Ich Riesenvolltrottel! Warum nur bin ich ihm nicht in den Weg gesprungen? Rein zufällig natürlich. Jetzt werden wir uns höchstwahrscheinlich niemals wiedersehen. Niemals. Bin sehr unglücklich!
    15  Uhr  15 . Telefonat mit Mashavna ergab Folgendes:
Die Welt ist auf Hoffnung gebaut.

[zur Inhaltsübersicht]
29. Paul
    Mittwochnachmittag
    Also, ehrlich gesagt, fühlte ich mich ein bisschen überfordert, als ich die kilometerlangen Edelstahlregale erblickte. Jedenfalls wurde mir schlagartig bewusst, warum dieser Laden «Küchentempel» genannt wird. Laut Prospekt findet man dort über 6000 Produkte, von denen die meisten vermutlich niemand braucht. Angefangen beim Nudeltrockner bis hin zum Olivenentkerner werden einem in klinischer Atmosphäre Bedürfnisse suggeriert, die man vorher nicht hatte.
    Allerdings dachte ich immer, Frauen mögen es beim Einkaufen gern gemütlich. Oder schillernd. Gern auch mit ein bisschen Rosa dekoriert, was für einen Tempel ja auch durchaus angemessen wäre. Denn dass hier trotz des sterilen Ambientes ausschließlich Frauen hingehen, war ja klar.
    Um als Mann einen Fuß in diesen Laden zu setzen, muss man entweder mit Sex bestochen werden oder schwul sein. Oder eine Mutter haben, die einen in die Irre geleitet hat.
    Mir war bei

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