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Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Titel: Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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belustigt aus. «Das ist aber sehr schade.»
    «Äh, was ist schade?» Ich verlor wegen der Nutella-Augen sofort den Faden.
    «Dass Sie nicht verheiratet sind.» Er grinste.
    Ich konnte ihm nicht folgen. Beim besten Willen nicht. Erst viel später ging mir ein Licht auf: ein Täuschungsmanöver! In Wirklichkeit hat er sich natürlich gefreut, weil er dachte, als ledige Frau sei ich leichte Beute. Typisch Arztsohn, der denkt, er könnte alle haben. Den Zahn hab ich ihm dann aber gleich gezogen.
    «Nein, gar nicht schade. Ich werde nämlich demnächst heiraten. Und zwar schon bald. Sehr bald.» Zur Bekräftigung nickte ich mehrfach.
    Auch er schien ehrlich erfreut. «Tja, das ist ja schön. Wirklich sehr interessant», sagte er, und sein Grinsen wurde noch einen Tick breiter.
    Ich wurde einfach nicht schlau aus ihm.
    «Und wie kann ich nun dabei helfen?»
    «Gar nicht. Das mit dem Heiraten schaffe ich schon allein.»
    «Verstehe. Aber irgendetwas wollten Sie doch von mir, oder? Jedenfalls sah das gerade sehr danach aus.» Immer noch grinsend deutete er mit dem Kopf in Richtung Tür, durch die ich kurz zuvor wie eine Irre geprescht war. Dabei wurde sein Blick noch durchdringender.
    Ich senkte den Kopf und überflog in Windeseile die mir verbleibenden Möglichkeiten:
    Ich erzähle ihm eine supereklige Geschichte über blaugrün verfärbten Nasenschleim, der noch dazu unkontrolliert aus mir herausfließt.
Ich stehe auf und verabschiede mich mit den Worten: «Das, was ich von Ihnen wollte, können Sie mir offensichtlich nicht geben.»
Ich simuliere eine Ohnmacht, damit er mich wiederbelebt und dabei seinen Mund …
    «Ich leide unter Flugangst und muss übermorgen in den Flieger. Deswegen bin ich hier.» Hochzufrieden, dass es nun raus war, riskierte ich einen Blick in seine Augen.
    Fehler!
    Mit magnetischem Blick zog er mir meine Kleidungsstücke aus. Stück für Stück. Als es sich so anfühlte, als sei ich fast nackt, sagte er mit frivolem Augenzwinkern: «Und jetzt suchen Sie jemanden, der während des Fluges Ihre Hand hält?»
    Unverschämtheit! Ich zog mich im Geiste wieder an und machte mir eine imaginäre Notiz, mich beim Deutschen Ärztebund über ihn zu beschweren. Na ja, vielleicht erst mal bei seinem Vater.
    Offenbar konnte er auch noch Gedanken lesen, denn er lenkte sofort ein. «Entschuldigen Sie bitte, Frau Johannsen. Flugangst, soso.»
    Ich konnte mir nicht helfen, aber ich fühlte mich irgendwie nicht ernst genommen. Möglicherweise war das aber vorschnell geurteilt, denn er fügte noch hinzu: «Flugangst ist natürlich nicht so leicht in den Griff zu bekommen. Schon gar nicht auf die Schnelle. Am besten wäre es in der Tat, Sie würden jemanden mitnehmen, der Sie ein wenig ablenkt.»
    Ha! Es war also doch kein vorschnelles Urteil, dachte ich. Die Ärztemoral ist in den letzten Jahren anscheinend vollkommen verroht. Mir war jedenfalls sofort sonnenklar, worauf das hier hinauslaufen sollte. Aber nicht mit mir!
    «Also, Leonard, mein Verlobter, kann leider nicht mitfliegen. Er wird mich aber vom Flughafen abholen. Wissen Sie, er ist erst kürzlich versetzt worden. Vorher haben wir gemeinsam hier in Hamburg 

»
    Dr. Rosen legte die Stirn in Falten, und ich verstummte augenblicklich.
    «Tja, das ist ja wirklich schade», sagte er mit professionellem Bedauern, «haben Sie es mal mit einem Seminar versucht?»
    «Nein, das brauchen wir nicht. Bislang läuft es auch so ganz gut. Ich meine, klar, Fernbeziehungen sind oft nicht ganz einfach, aber wir schaffen das schon. Wir sehen uns ja jedes Wochenende, und unter der Woche haben wir beide ohnehin nicht viel Zeit. Ich betreibe nämlich einen exklusiven Secondhandladen mit angeschlossenem Café, gemeinsam mit 

»
    «Ich meinte eigentlich ein Seminar gegen Flugangst, keine Paartherapie. Bei einem Flugangstseminar lernen Sie alles über Flugzeuge, Sie können das Cockpit besichtigen und machen sogar einen Flug in Begleitung eines Psychologen.»
    Herrje, war das peinlich.
    «Äh 

nein, das habe ich noch nicht gemacht», stotterte ich. «Aber jetzt ist es dafür auch zu spät.» Und als wäre ich komplett plemplem, schaute ich dann auch noch auf die Uhr. «Ich fliege nämlich bereits am Freitag.»
    «Ach so», machte er und erhob sich.
    Ich hingegen machte drei Kreuze, dass ich saß. Dr. Rosen junior war viel größer, als ich zunächst angenommen hatte, und auch viel muskulöser. Sein Kittel stand offen, und ich konnte sehen, dass sein Hemd (nicht

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