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Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Titel: Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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gebucht. Allerdings hat mich der ganze Vorgang meine gesamte Mittagspause gekostet. Daher ist meine Lust, jetzt auch noch stundenlang nach einem Hotel zu suchen, auf ein Minimum geschrumpft.
    «Mein lieber Herr Schwarz 

» Wir machen uns inzwischen einen Sport daraus, uns zu siezen. «Ich hatte weder vor, meinem Leben ein vorschnelles Ende zu bereiten, noch bin ich auf der Suche nach einem Stundenhotel. Ich brauche lediglich eine vernünftige Übernachtungsmöglichkeit in zentraler Lage. Nicht zu protzig, aber vorzeigbar. Berufliche Termine, Sie verstehen?» Ich schicke ein gequältes Seufzen hinterher.
    Bloß nicht den Eindruck erwecken, ich hätte zu viel Zeit. Dann wollen nämlich plötzlich alle mit dir Golf spielen gehen. Und wenn ich eines nicht ausstehen kann, dann sind das Sportarten, für die man einen Schläger braucht. Golf, Polo, Hockey – alles nichts für mich. Keine Ahnung, was andere daran finden.
    Ich betrachte die Medikamentenmuster, die Reinhold Schwarz mir auf den Schreibtisch gestellt hat, und hake nebenbei noch einmal nach: «Sie kommen doch aus Genf, Sie müssten mir doch ein paar Tipps geben können.» Ich stehe auf, um die Muster in den abschließbaren Arzneischrank zu stellen.
    Reinhold Schwarz nutzt die Gelegenheit, um es sich an meinem Schreibtisch gemütlich zu machen. «Klar, Doktor, in Genf kenne ich mich aus. Soll ich Ihnen gleich mal was zeigen?» Geschickt beginnt er, sich am Computer durch diverse Seiten zu klicken. Man merkt sofort, dass er viel Zeit im Internet verbringt. Vermutlich auf Pornoseiten. Jedenfalls könnte ich mir das bei ihm gut vorstellen.
    «Hier, das dürfte für Sie in Frage kommen.» Er hat bereits eine Hotelseite aufgerufen und manövriert sich mit Blitzgeschwindigkeit durch die Informationsflut.
    Ein Glück, dass ich professionelle Hilfe habe. Das Wartezimmer ist nämlich voll, und ich bin bereits eine halbe Stunde in Verzug. Hauptsächlich wegen
Fräulein
Johannsen und ihrem stundenlangen Monolog über Hochzeiten, Fernbeziehungen und sonstigen Quatsch. Völlig durchgeknallt, die Kleine. Und wie die mich angestarrt hat! Als wäre ich gerade in die Online-Angebote der Orion-Erotikseite vertieft. Dabei habe ich doch nur meinen Flug gebucht. Und dass heutzutage beinahe jede Airline mit halbnackten Bikinischönheiten wirbt, ist ja nun wirklich nicht meine Schuld. Zugegeben, als dann Birte angerauscht kam und ich alles wegklicken musste, sah das vielleicht aus, als sei ich bei irgendetwas ertappt worden. Aber was geht das meine Patienten an? Und als wäre mein Tag bis dahin nicht schon schlimm genug verlaufen, kommt die Kleine mir auch noch mit dieser Flugangst-Geschichte. Kaum zu glauben. Entweder hat sie in Wirklichkeit Verstopfung und sich nicht getraut, darüber zu sprechen, oder sie wollte mich anbaggern. Vermutlich eher das. Vielleicht hat sie gehofft, ich würde mich als Flugbegleiter anbieten, und als ich dann nicht darauf angesprungen bin, hat sie diesen Verlobten erfunden. Ein klassischer Fall von falschem Timing, würde ich sagen. Wäre sie bereits verheiratet gewesen, hätte ich ihr mit Sicherheit eine Verabredung abgerungen. Aber so 

    «Sehen Sie, Doktor: von außen ganz bescheiden und unscheinbar, aber innen – modernstes Design! Und preislich absolut im Rahmen.» Er nennt mir eine Summe, die ich nicht nur als nicht im Rahmen empfinde, sondern bei der ich auch noch zweimal geräuschvoll schlucken muss. «Ja, die Schweiz ist teuer», lacht er, «aber das wussten Sie doch wohl, oder?»
    Ich nicke. Natürlich weiß ich das. Deshalb will ich dort ja auch hin.
    «Hier, schauen Sie mal.» Schwarz startet einen virtuellen Rundgang durch das Hotel.
    Doch, ja, ganz hübsch. Definitiv das Richtige für meine Zwecke. «Also, äh 

könnten Sie das vielleicht gleich dingfest machen? Dann muss ich nachher nicht nochmal alles heraussuchen.»
    Ich nenne ihm meine Reisedaten und drücke ihm für den Rest meine Kreditkarte in die Hand. Als Wiedergutmachung werde ich einfach bevorzugt ein paar Präparate seiner Firma verschreiben. Dann sind wir quitt.
    Während Reinhold Schwarz weiter auf meine Tastatur einhämmert, schließe ich den Medikamentenschrank wieder ab. «Heute haben Sie mir ja mal was Gutes mitgebracht. Über das hier», ich tippe auf die Stelle der Glastür, hinter der eines seiner Muster steht, «habe ich gerade einen Bericht in der Ärztezeitung gelesen.»
    Reinhold Schwarz antwortet nicht. Konzentriert starrt er auf den

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