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Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Titel: Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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rosa!) darunter ziemlich eng saß. Schön eng, also ich meine: genau richtig eng. So wie Hemden bei Männern sitzen sollen. Ich kenne mich da aus, schließlich bin ich vom Fach.
    Als er dann zu einem Regal an der gegenüberliegenden Wand ging, flog mir ein Hauch
Dior Homme
entgegen. Gedanken an Abenteuer und Lagerfeuerromantik stiegen in mir auf, und ich konnte sogar eine klitzekleine Spur Sattelleder riechen. Und dann war da noch eine Brise 

    «Am Reisetag nehmen Sie morgens 15 Tropfen hiervon und dann im Flugzeug nochmal 15. Das sollte genügen.» Er hatte sich aus dem Regal ein Fläschchen gegriffen und schüttelte es. Dann kam er auf mich zu. «Es wird Sie während des Fluges ein bisschen beruhigen. Und falls Sie vorhaben, öfter zu fliegen, sollten Sie vielleicht doch mal über das Seminar nachdenken.»
    Ich nickte andächtig und starrte weiter auf seinen Bauch. Es saß wirklich sehr eng, das Hemd. Ob er vielleicht mehr auf Blondinen steht?, schoss es mir durch den Kopf. Immerhin hörte sich das ein bisschen nach Herauskomplimentieren an. Und dabei dachte ich, ich sei heute von einer unwiderstehlichen Aura umgeben und keiner könnte sich meinem Charme entziehen.
    «Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?»
    Mmmmmh, dachte ich, starrte ihn aber einfach nur weiter schweigend an und überlegte, ob das jetzt anzüglich gemeint war. Nein, wohl eher nicht. Na ja, war ja auch egal. Im Grunde genommen war der Junior ohnehin nicht mein Typ. Leo war mein Typ, und den würde ich jetzt unbeschadet besuchen können, da ich die nötige Medizin in den Händen hielt.
    So lässig es mir mit dem flauen Gefühl in meinen Beinen möglich war, erhob ich mich. Mit letzter Kraft schob ich in Gedanken das Bild von Leos Bauch vor den meines Hausarztes, was nicht ganz einfach war, da Leos Bauch doch etwas anders aussieht. Also, er ist jetzt nicht dick oder so, aber irgendwie anders. Weicher.
    Dr. Rosen hielt mir seine wunderbar männliche Hand entgegen. «Auf Wiedersehen, Frau Johannsen. Und falls das Mittel wider Erwarten nicht wirken sollte, kommen Sie gern noch einmal vorbei. Aber möglichst erst nach der Hochzeit.»

[zur Inhaltsübersicht]
5. Paul
    Mittwochnachmittag
    «Falls Sie vorhaben, sich umzubringen oder umbringen zu lassen, hätte ich da etwas für Sie.»
    Reinhold Schwarz, Mitte fünfzig, gedrungene Statur, ist Pharmavertreter und im letzten halben Jahr fast so etwas wie ein Freund geworden.
    «Das
Beau-Rivage
!», fährt er euphorisch fort. «In dem Hotel sind schon zahlreiche berühmte Persönlichkeiten gestorben.» Bei dieser Anspielung klopft er sich grinsend auf die Schenkel. «Oder mögen Sie es lieber intimer?»
    Sein Augenzwinkern lässt keinen Zweifel darüber aufkommen, was genau er sich unter
intim
vorstellt. Der Typ hat es faustdick hinter den Ohren. Und trotzdem, nach dem Generve mit Birte und der Irren mit ihrer Flugangst tut es gut, wieder einen normalen Menschen vor sich zu haben. Noch dazu einen, der sich in Genf auskennt und sich bereit erklärt hat, mich bei meiner Reisebuchung zu unterstützen. Denn so ungern ich es zugebe, ich bin einfach kein Held im Internet. Um mich dort souverän durchzuklicken, fehlt mir die Übung, und zum Üben fehlt mir die Zeit. Außerdem mangelt es mir an Geduld. Und ohne die kommt man bei der Vielzahl von Fragen, die sich bereits bei jeder noch so kleinen Aktion auftun, nicht weit.
Wollen Sie wirklich den Bestellvorgang auslösen? Wollen Sie wirklich mit Ihrer Kreditkarte zahlen? Um mit der Buchung fortzufahren, bestätigen Sie bitte Ihr Passwort. Das Passwort muss mindestens sieben Zeichen enthalten. Bitte füllen Sie das unten angefügte Formular aus. Wollen Sie es wirklich abschicken? Die Datenzeile darf folgende Zeichen nicht enthalten …
    Die tun ja geradezu so, als wolle man eine Bombe zünden. Und wer hat denn bitte schön so viel Zeit, alles hundertmal zu hinterfragen? Irgendwann ist man vermutlich so weit, dass man gar nichts mehr allein entscheiden kann.
Wollen Sie wirklich im Winter an die Atlantikküste reisen? Lassen Sie sich lieber in Ihrem Reisebüro beraten und geben Sie anschließend den siebenstelligen Code ein, der Sie autorisiert, im Winter nach Frankreich zu reisen.
    Zum Glück erledigt ja meist Birte den ganzen Internetquatsch. Bestellungen für die Praxis, Online-Terminvergabe und Reisebuchungen, falls ich mal zu einem Kongress muss. Nur meinen heimlichen Trip nach Genf musste ich natürlich allein organisieren. Den Flug habe ich eben bereits

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