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Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Titel: Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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um dort anschließend die Koffer draufzuwuchten. Es fühlte sich, gelinde gesagt, furchtbar an. Fest und lieblos war sein Griff um meine Taille. So fest, dass ich glaube, ein paar blaue Flecken davongetragen zu haben. Mit Sicherheit absolviert Paul-Rocky-Rosen zu Hause jeden Tag ein zermürbendes Fitnesstraining, um die Frauen abzuschleppen, die er nicht durch seine toxische Medizin willenlos machen kann.
    Danach ging es erst richtig rund. Wir sind hinaus in die Ankunftszone. Ich: immer noch halb benommen. Er: auf der Suche nach einem Taxistand, an dem er mich loswerden konnte. Plötzlich stürzte ein Typ auf uns zu.
    «Huhu, Dr. Rosenbaum!», rief er, und alle Leute in der Ankunftshalle drehten sich zu uns um. «Da sind Sie ja! Accch, und da ist ja auccch Ihre Frau Gemahlin. Grüerrrtzi miteinand!»
    Ich war total perplex. Dr. Rosen auch.
    Der fremde Typ, der in Schweizer Dialekt auf uns einsang und dabei das
Ch
so krachen ließ, als wolle er einen Schwarm Fruchtfliegen hervorwürgen, sah ziemlich genauso aus wie der Exmann von Liz Hurley: sonnengebräunt und von kleiner, schmächtiger Statur. Um seinen angekokelten Teint noch mehr zur Geltung zu bringen, trug er ein gestärktes weißes Hemd, das an der Brust in Smokingfalten gelegt war und ihm ansonsten bis über die Oberschenkel reichte. Darunter war noch ein kleines Stück von einer weiten weißen Hose zu sehen. Eine nur leicht getönte XXL -Sonnenbrille in Tropfenform rundete das Outfit ab. Insgesamt kann man ohne Übertreibung sagen, dass er wie eine Mischung aus Pornofilmproduzent und saudi-arabischem Juwelenhändler aussah.
    «Wie schön, dass iccch Sie hier erwischt habe! Meine Frau meinte, dies sei der einzige Flug, der heute aus Hamburg kommt. Und siehe da», er breitete seine Arme aus, «sie hatte recccht.»
    Im Gegensatz zu ihm, der sich vor Freude kaum wieder einzukriegen schien, sah Dr. Rosen irgendwie nicht besonders glücklich aus. Er hielt sich aber tapfer. «Professor Schümli, äh… was für eine Freude!»
    Die beiden umarmten sich kurz, weshalb ich losgelassen wurde und das Gleichgewicht verlor. Schlaff sackte ich auf dem Gepäck in mich zusammen.
    «Um Gottes willen, Frau Rosenstrauccch, geht es Ihnen nicccht gut?» Der verbrannte Juwelenhändler blickte besorgt zu mir hinunter. «Sie sind ja ganz blass.»
    «Ähm, das ist nicht 

Also, äh 

», stotterte Dr. Rosen und klang dabei nicht besonders geistreich.
    «Oh, Sie müssen das nicccht entschuldigen, Dr. Rosenstrauccch», unterbrach ihn der Gebräunte, «bestimmt ist Ihrer Gemahlin der Flug auf den Kreislauf geschlagen. Das passiert meiner Frau auccch oft.»
    Er wandte sich wieder mir zu. «Deshalb freue iccch miccch umso mehr, dass Sie siccch trotzdem dazu entschlossen haben mitzukommen.» Er machte eine kurze Pause und tätschelte mein Gesicht. Dann erhob er sich wieder und blitzte Rosen junior aus zusammengekniffenen Äuglein an. «Iccch muss ja zugeben, dass iccch naccch unserem Telefongespräccch einen Moment die Befürccchtung hatte, Ihre Frau gäbe es gar nicccht.» Er lachte.
    Im Anschluss daran entstand eine peinliche Schweigeminute, in der Paul Rosen einmal tonlos den Mund auf- und wieder zuklappte.
    Dann fuhr der Knuspertyp mit den Krachlauten fort: «Aber Ihnen war natürliccch klar, was das für unsere Zusammenarbeit bedeutet hätte. Hahaha!»
    Also, ich für meinen Teil verstand immer noch nichts. Nur Bahnhof. Außerdem sah ich, dass Dr. Rosen immer blasser wurde, was ihm zwar gut stand, mir aber irgendwie Angst bereitete. Immerhin hatte ich berechtigten Grund zu der Annahme, dass ich allein dem immer komplexer werdenden Sachverhalt nicht gewachsen wäre.
    «Frau Hartmann hatte übrigens auccch mit dem Kreislauf zu kämpfen. Aber wie Sie sehen, geht es ihr ebenfalls bereits besser.» Es folgte eine Kopfbewegung in Richtung Ausgang, wo sich wie auf Kommando ein distinguiert wirkendes Paar in Bewegung setzte und direkt auf uns zusteuerte.
    Dies war nun definitiv kein romantischer Hollywood-Plot mehr, im Gegenteil. Mehr und mehr entwickelte sich die Handlung zu einem Claude-Chabrol-Film: haufenweise merkwürdige Personen, die vornehm taten, dabei aber allesamt völlig durchgeknallt wirkten und – das war das Schlimmste – ein düsteres Geheimnis teilten. Nur mich hatte man vergessen einzuweihen.
    Ein Blick zu Dr. Rosen sagte mir allerdings, dass er zwar eingeweiht, aber nicht sonderlich erfreut über den Verlauf der Szene war. Seine Nutella-Augen hatten sich zu

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