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Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Titel: Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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Professor selbst hatte auf dem Beifahrersitz Platz genommen und drehte sich in regelmäßigen Abständen zu uns nach hinten, um Wissenswertes im Krach- und Knatterlautdialekt von sich zu geben. Mir wurde wieder schwindelig. In dieser Sprache reichte es offenbar nicht aus, sich beim Sprechen anzuspucken, nein, nein, es musste dabei auch noch gesungen werden! Einer imaginären Melodie folgend, reihte der Professor seine Worte aneinander und wurde zum Ende des Satzes nicht nur lauter, sondern knödelte die Worte auch noch in höherer Tonlage hervor. Der blanke Horror.
    «Für heute Abend habe iccch uns einen schönen Tisch reserviert, da wollen wir uns alle ein bissccchen kennenlernen, nicccht wahr?»
    Das gestylte Werbe-Ehepaar, das in der Reihe vor mir und meinem inzwischen arg mitgenommenen Hausarzt saß, nickte brav. Paul Rosen tat es ihnen gleich, wenn auch mehr mechanisch.
    «Iccch denke mal, Sie wollen siccch aber jetzt erst einmal ein wenig frisch maccchen, nicccht wahr?» Ein fragender Blick ließ die anderen erneut nicken.
    Ich konnte mich nicht rühren. Meine ganze Kraft benötigte ich, um mich bei Bewusstsein zu halten. Noch immer steckte mir der Flug in den Knochen. Außerdem verströmte der Constriktor-Arm meines Leibarztes, der sich nun um meine Schulter schlang, trotz des festen Griffs eine angenehme, wohlige Wärme. In Kombination mit dem Schweizer Professoren-Singsang wurde ich langsam schläfrig.
    Und offenbar konnte ich dem Schlafbedürfnis nicht lange standhalten, denn nun bin ich auf diesem fremden Zimmer, auf diesem fremden Bett und habe keine Ahnung, wie ich hierhergekommen bin.
    Ich wollte doch eigentlich zu Leo.
    18  Uhr  30 . Na ja, wenigstens bin ich angezogen. Das kann man ja nach dem bizarren Verlauf dieses Katastrophentages auch nicht als selbstverständlich hinnehmen.
    18  Uhr  32 . Himmel, es klopft! Hoffentlich ist das nicht einer aus der Freakshow. Am besten, ich stelle mich schlafend.
    18  Uhr  35 . Hm. Ist vielleicht Dr. Rosen, der sich für die eigenartige Vorstellung am Flughafen entschuldigen will. Und für sein Gegrapsche. Denn mit Sicherheit hat mir sein Würgegriff ein paar fiese blaue Flecken beschert.
    18  Uhr  37 . Mmmmh 

der starke Arm hat sich aber irgendwie auch gut angefühlt. Also, ein bisschen jedenfalls. Normalerweise werde ich ja nicht so gern unangemeldet umschlungen. Ist aber andererseits auch ein extrem männliches Verhalten.
    18  Uhr  55 . Unfassbar! Es war tatsächlich Paul-Constrictor-Rosen. Er kam einfach rein, baute sich vor mir auf und machte einen auf Hausarzt. Als sei nichts gewesen.
    «Also 

äh 

Nelly, wie geht es Ihnen?»
    «Ich heiße Nella.»
    «Entschuldigung. Nella. Wie geht’s?»
    «Mal abgesehen davon, dass Sie mir die Taille zerquetscht haben – gut.»
    «Keine Schnappatmung mehr?»
    «Nein. Allerdings hätte ich da eine Frage: Wo bin ich, und wie komme ich hier wieder weg? Ich meine, ich will doch zu meinem Freund. Leonard. Er erwartet mich.»
    «Also, Nelly, äh 

Nella, wenn ich mich recht erinnere, haben Sie mir vorhin im Flugzeug – als Sie noch dachten, wir stürzen ab – erklärt, dass Ihr Leonard Ihnen für heute Abend abgesagt hat. Und wenn ich mich weiter erinnere, waren Sie darüber nicht besonders erfreut.
Wichser
war eines der freundlicheren Worte, die Sie in diesem Zusammenhang benutzten.»
    Das sollte ich gesagt haben? Böse funkelte ich ihn an. «Nun, das lag mit Sicherheit an Ihrer bescheuerten Medizin. Außer Nebenwirkungen keine Wirkung 

» Ich sprang wütend auf. «Sie können froh sein, wenn ich Sie nicht verklage. Auf Wiedersehen, Dr. Rosen!»

[zur Inhaltsübersicht]
9. Paul
    Freitagabend
    «Sekunde mal.» Ich stelle mich Nelly Irgendwas in den Weg. Die glaubt doch wohl nicht allen Ernstes, sie könnte jetzt einfach so abhauen? Ich meine, es geht hier immerhin um meine Zukunft. Um mein Leben. Um etwas wirklich Wichtiges also. Da wird man doch wohl mal kurz ein klärendes Gespräch führen können. Bisher hat sie doch auch keine Gelegenheit ausgelassen, um draufloszuquatschen.
    Auf Wiedersehen, Dr. Rosen
 – nicht zu glauben. Bedankt man sich etwa mit diesen Worten bei jemandem, der einem das Leben gerettet hat? Noch dazu mehrfach?
    Als wäre es nicht schon schlimm genug, dass dieser Schümli ständig meinen Namen verhunzt und außerdem einen Nebenbuhler ins Feld schicken will. Eine abtrünnige Ehefrau kann ich nun wirklich nicht auch noch gebrauchen. Und Nelly ist jetzt meine

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