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Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Titel: Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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die sie genommen hat, weder Wirkung noch Nebenwirkung haben.
Sie zu küssen.
    Als sie sich erheben will, wird mein Verlangen von einer alles übermannenden Panik überlagert. Nelly darf nicht gehen! Ich muss die Taktik wechseln.
    «Frau Johannsen, was ist das Schönste, was Sie sich momentan vorstellen können? So ganz spontan.»
    Sie runzelt die Stirn.
    Ich lege nach. «Es muss doch einen Wunsch geben. Etwas, das Sie anstreben. Etwas, das Sie glücklich machen würde.»
    Mein Tipp: Heirat. Kinder. Familie. Vielleicht auch, dass Leo ihr ein Schloss am Strand baut.
    Aber ich täusche mich. Nelly fragt erst mal nach dem Kleingedruckten: «Etwas, das mich glücklich machen würde?»
    «Ganz genau.»
    «Ein wunderschöner Tag in einem wunderschönen Kleid», platzt es spontan aus ihr heraus. Und nach einem Moment fügt sie verträumt hinzu: «Dazu vielleicht noch ein Glas Latte macchiato.»
    Ich bin sprachlos. Vor allem weil meine Argumentationskette angesichts dieses profanen Wunsches zu scheitern droht. Einen Versuch wage ich dennoch. «Und jetzt stellen Sie sich mal vor, Sie wähnen sich am Ziel Ihrer Träume. Das Kleid liegt vor Ihnen, der Kaffee ist aufgebrüht 

» Ich muss mir Mühe geben, ernst zu bleiben. «

und der Tag verspricht, wundervoll zu werden.»
    Ihre Stirn liegt immer noch in Falten.
    «Und auf einmal passiert etwas Unvorhergesehenes. Ganz kurz vor dem Ziel. Etwas, das Ihren Traum zerplatzen lässt.»
    Die Stirnrunzeln verdichten sich.
    Ich fahre fort. «Doch dann 

»
    Eine Augenbraue hebt sich.
    «

dann käme Ihnen jemand zu Hilfe und ließe Ihren Wunsch doch noch wahr werden.»
     
    Das war vor einer Stunde. Inzwischen ist Nelly im Bad, um sich für den Abend umzuziehen. Es war ein zäher Kampf, sie davon zu überzeugen, wenigstens heute Abend, beim Essen mit den Schümlis und den Hartmanns, meine Ehefrau zu spielen. Ich musste mein halbes Leben vor ihr ausbreiten. Angefangen bei der Sturköpfigkeit meines Vaters über meinen Plan, in einer führenden Schönheitsklinik Facharzt zu werden, bis hin zu Schümlis Bedingung, ich solle verheiratet sein. Zu guter Letzt hat sie mir dann noch den Schwur abgerungen, Schümli, sobald es möglich ist, die Wahrheit zu sagen.
    Jetzt bin ich geschafft. Diese Frau ist nicht nur megaanstrengend, sondern auch noch äußerst clever. Eine Diskussion mit ihr ist wie ein Boxkampf: Man kann ihn gewinnen, aber nicht unversehrt. In meinem Fall heißt das: Mehr Diskussionen brauche ich mein ganzes restliches Leben nicht.
    Bleibt nur zu hoffen, dass sie ebenso erschöpft ist wie ich und den Rest des Abends ihren Mund nur noch zum Lächeln öffnet. Dann wird hoffentlich alles gutgehen. Zu späterer Stunde beabsichtige ich, sie einfach in ein Taxi zu setzen, damit sie zu ihrem Leonard fahren und dem auf die Nerven gehen kann. Für morgen muss ich mir dann allerdings noch etwas einfallen lassen.
    «So, fertig!» Die Tür vom Badezimmer fliegt auf, und mich trifft beinahe der Schlag.
    «Gefällt es Ihnen?», fragt Nelly und sieht mich erwartungsvoll an.
    Ich mache eine Kopfbewegung, die von
Und wie!
bis hin zu
Kein bisschen!
alles bedeuten kann. «Also 

schön. Wirklich schön. Allerdings 

Hätten Sie nicht vielleicht etwas 

äh 

Unauffälligeres
in Ihrem Koffer gehabt?»
    «Ach. Das ist Ihnen wohl nicht schick genug?»
    «Herrje, nein, das ist nicht das Problem. Es ist wirklich schick. Todschick. Nur möglicherweise etwas 

äh 

etwas gewagt. Also für den Anlass, meine ich.»
    Nelly steht in einer Art überdimensioniertem, engem Rollkragenpulli vor mir. Gut, auf den zweiten Blick betrachtet, scheint es ein Kleid zu sein. Ein hautenges, schwarzglänzendes Kleid, das zwar hochgeschlossen, dafür aber nicht besonders lang ist. Sonst trägt sie nichts. Also nichts, was ich auf Anhieb sehen könnte. Wenn man von den bis zum Knie geschnürten Stiefeln und einer Netzstrumpfhose mal absieht.
    «Also Leo steht total auf dieses Outfit. Aber wenn Sie so spießig sind und 

»
    «Ich bin überhaupt nicht spießig. Im Gegenteil. Ich habe schon weit mehr gesehen, als Sie es sich unter Ihrem kleinen Pony auch nur ansatzweise vorstellen können. Aber unter Umständen ist Professor Schümli etwas konservativ. Und Dr. Hartmann sieht auch nicht so aus, als würde er den Laden heute Abend rocken. Also, bitte, könnten Sie nicht wenigstens die Netzstrumpfhose weglassen?»
    Meine frischgebackene Ehefrau starrt mich an, als hätte ich vorgeschlagen,

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