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Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Titel: Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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wir sollten die Unterwäsche tauschen.
    «Dr. Rosen…» Sie stemmt die Hände in die Hüften. «Wie weit soll dieser Gefallen denn noch gehen? Dies ist ein
Outfit
. Das kann man nicht einfach auseinanderreißen. Das ist wie Masern ohne Ausschlag, falls Sie sich das unter
Ihrem
Pony vorstellen können. Und außerdem», sie macht eine Pause und schürzt die Lippen, «heiße ich Nella.»
    Das ist doch zum Wahnsinnigwerden! Offenbar kann man einen Ehekrach auch dann haben, wenn die Ehe nur vorgetäuscht ist. Wer hätte das gedacht. So fühlen sich also die Ehemänner meiner Freundinnen. Bin ich froh, dass mir diese Albernheiten erspart bleiben!
    «Liebe
Nella
. Sie sehen in Ihrem
Outfit
wundervoll aus. Wirklich. Und ich bin Ihnen zutiefst dankbar, dass Sie mir überhaupt diesen Gefallen tun. Aber erstens habe ich Ihnen ja auch einen nicht unerheblichen Gefallen getan, aufgrund dessen sie sich heute Abend überhaupt etwas anziehen können, und zweitens 

» Ich muss kurz Luft holen. «

glaube ich nicht, dass irgendjemand der heute Abend Anwesenden bemerken wird, wenn bei Ihrem
Outfit
die Netzstrumpfhose fehlt. Also bitte, bitte ziehen Sie sich um.» Ich setze den Blick auf, den ich sonst begleitend zur Diagnose von Bluthochdruck parat habe. Der wirkt furchteinflößend. Hoffentlich auch bei meiner Ehefrau.
    «Nein.» Sie antwortet im Tonfall derer, denen die Diagnose Bluthochdruck scheißegal ist. «Ich finde, ich bin Ihnen nichts schuldig.»
    «Okay, gut, meinetwegen. Dann lassen Sie das Ding eben an. Aber es wäre jetzt langsam mal an der Zeit, dass wir uns duzen.»
    Sie wirft mir einen verhuschten Blick zu.
    «Ich bin Paul», mache ich deshalb mit bemüht ruhiger Stimme den Anfang und reiche ihr förmlich die Hand. Sie ergreift sie kurz, lässt sich dann aber in einen Sessel plumpsen und beginnt kommentarlos, die schätzungsweise achtzig Schnüre ihrer Schuhe aufzuwickeln.
    «Tja, und wie ich heiße, wissen Sie ja jetzt hoffentlich,
Paul

    Zack, zack, zack, mir wird ganz schwindelig von dem Geknote. «Nella, um Himmels willen, was machen Sie denn da? Wir müssen los!»
    Aber offenbar habe ich es jetzt übertrieben. Sie lässt die Hände sinken, und ihre Augen füllen sich mit Tränen.
    «Also, wissen Sie, Dr. Rosen», erklärt sie verletzt, «äh 

Dr. Paul – ach, Scheiß drauf. Du als Arzt, aber vor allem als Mann solltest doch schon mal gesehen haben, wie sich eine Frau auszieht. Und vielleicht überrascht dich das, weil du dich mit Strumpfhosen nicht so gut auskennst, aber um das Ding loszuwerden, muss ich erst die Schuhe ausziehen.» Sie zerrt an dem linken Stiefel.
    Jetzt ist es offiziell: Reihe 13 war definitiv ein böses Omen. Schöner Mist. Ich werde den ersten Teil dieses verdammten Wettbewerbs verlieren, weil meine Pseudo-Ehefrau sich in letzter Sekunde nochmal ihre Strumpfhose vom Leib reißt.
    Kraftlos lasse ich mich auf den gegenüberliegenden Sessel fallen. Jetzt nur nicht aufregen. Besser
mit
Nella verspätet kommen als ohne sie. Notfalls schiebe ich ihr einfach die Schuld zu. Das machen doch Eheleute normalerweise so, oder? Ich meine, wir wollen ja auch authentisch rüberkommen.
    «Müsste ich denn nicht wenigstens irgendetwas über dich wissen?», will meine Frau, die offenbar gleichzeitig knoten, fragen und nachdenken kann, wissen. «Ob du schnarchst, zum Beispiel, oder Zahnseide benutzt?» Sie kichert.
    «Bitte, Nella. Beeilen Sie sich 

Ach Mist, beeil dich. Ich erkläre dir das Wichtigste, wenn wir im Taxi sitzen.»
    «Okay.»
    «Aber eins kann ich dir jetzt schon sagen: Ich schnarche nicht.»

[zur Inhaltsübersicht]
10. Nella
    Freitagnacht
    2  Uhr  38 . Uhuhu. Bin superunglücklich. Bin außerdem betrunken und auf’m Klo. Also, im Bad, meine ich. Muss schnell mal ’ne Pille nehmen. Gegen Kopfschmerzen und Erinnerungslücken. Der Abend war ’ne Katastrophe, so viel weiß ich noch.
    2  Uhr  40 . Erinnere mich außerdem, dass Paul Rosen behauptet hat, er schnarche nicht. Pah! Hätte mir ja gleich denken können, dass das gelogen war. Der schnarcht schlimmer als Elisas Mops. Genau genommen schnarcht er so doll, dass ich ihn sogar durch die geschlossene Badezimmertür hören kann. Wie ein ganzes Heer von asthmatischen Schweizer Möpsen, die dringend mal in einem Lungenkurort zur Reha sollten, schnarcht der.
    2  Uhr  43 . Hm. Woher weiß ich das nur?
    2  Uhr  45 . Oh. Mein. Gott. Hab gerade meinen Kopf ins Zimmer gesteckt und festgestellt: In meinem Bett liegt

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