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Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Titel: Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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heißen?»
    Okay, jetzt stellt er sich blöd, dachte ich. Er konnte doch nicht ernsthaft ignorieren, Meister des inkonsequenten Verhaltens zu sein. «Du bist Arzt. Du sollst Menschen helfen. Offen und ehrlich solltest du sein. Stattdessen willst du hier den ganz großen Job absahnen und schreckst nicht davor zurück, die Menschen anzulügen, mit denen du später arbeiten musst. Wenn das nicht inkonsequent ist, dann weiß ich es auch nicht.» Und ich war auch noch Teil dieses miesen Spiels! Als hätte ich nicht schon genug Ärger am Hals. «Ich mache da nicht mehr mit», platzte es aus mir heraus. «Nicht, dass mir irgendetwas an diesem Schümli oder seiner Ehefrau liegen würde, aber so sollte man nicht mit Menschen umgehen, die es ehrlich mit einem meinen.»
    Ich knickte das Blumenpapier zusammen und griff nach einem Brötchen.
    Egal was man tut, ohne ein gutes Frühstück wird es nichts.
So stand es nicht auf einem Teebeutel geschrieben, sondern auf der Frühstückskarte des
Fashion-Cafés
. Mein Motto.
    Paul langte über den Brötchenkorb und packte mit festem Griff meine Hand. «Jetzt hör mir mal zu. Erstens: Ich habe niemals behauptet, ich sei verheiratet. Das war ein Missverständnis. Und das einzige Mal, dass diese Lüge beinahe aus meinem Mund gekommen wäre, war vor zehn Minuten. Und zwar um DIR zu helfen.» Er stützte seinen Arm ab, ohne meine Hand loszulassen. «Zweitens: Professor Schümli ist nicht so ein Engel, wie du es vielleicht gerne hättest. Am Telefon hat er mir diesen Job so gut wie versprochen, und jetzt, da ich hier bin, gibt es plötzlich einen Mitbewerber. Findest du das etwa konsequent?» Wütend ließ er meine Hand los. «Alles, was ich möchte, ist 

»
    Was Paul gerne gewollt hätte, sollte ich nicht mehr hören, denn in diesem Moment brach eine Art Gewitter über uns herein.
    «Ach, hier sind ja die beiden Turteltäubchen, habe ich es mir doch gedacht, dass ich Sie hier erwische.» Frau Schümli stand plötzlich vor uns. In einem karamellfarbenen Kaschmircape und mit farblich passender Turmfrisur wedelte sie mit einem schicken Couvert. «Ich unterbreche ja nur ungern 

Aber kommen Sie, Nella, wir müssen los. Bei Louboutin ist Sektempfang, und ich habe uns eine Einladung organisiert.»
    Nachdem ich mich nicht rührte, hakte sie nach: «Sie wissen doch, wer Louboutin ist, oder?»
    Ich nickte. Natürlich wusste ich das. Ich arbeite schließlich in der Modebranche und backe nicht Kuchen für bigamistische Männer.
    «Na, dann ist ja alles gut», seufzte sie und griff nach meinem Arm. «Frau Hartmann wartet draußen im Wagen. Also kommen Sie. Schnell.»

[zur Inhaltsübersicht]
13. Paul
    Samstag, früher Abend
    «Hatten Sie zufällig vor, sich umzubringen oder umbringen zu lassen?»
    Der Spruch, den Reinhold Schwarz vor drei Tagen in meiner Praxis gebracht hat, kommt bei Dr. Hartmann nicht nur nicht gut an, er versteht ihn erst gar nicht.
    «Na ja, Sie sagten doch eben, Sie wohnen im
Beau-Rivage
», füge ich erklärend hinzu. «Da wird doch gerne mal gemordet. Immerhin verstarb in diesem Hotel Kaiserin Sissi. Unter anderem.»
    «Nein, ich wollte eigentlich noch ein langes, erfülltes Leben führen», entgegnet Dr. Hartmann bierernst und lehnt sich in seinem Polster zurück.
    Es ist früher Abend, und wir sitzen im Wagen von Professor Schümli, der uns zum Frischmachen in unsere jeweiligen Hotels zurückbringen soll. Am Steuer thront Raoul, Schümlis Chauffeur, und manövriert uns mit Engelsgeduld durch die verstopften Genfer Straßen.
    Schümlis Klinik, in der heute unser erstes Duell anstand, liegt im Genfer Stadtteil
Cologny
. Eine reiche, idyllische Villengegend, etwas oberhalb des Genfer Sees. Wer hier wohnt, der hat es geschafft. So wie Schümli, denke ich, als der Wagen um eine Ecke biegt und sich uns ein wunderbares Seepanorama bietet. Und trotzdem hat der Professor noch nicht genug. Seine neue Praxis befindet sich direkt in der Genfer Innenstadt, in unmittelbarer Nähe zu den Haupteinkaufsstraßen und Büros. Ein schlauer Schachzug, denn der Trend zu «Botox to go», also sich in der Mittagspause schnell mal die Falten aufspritzen zu lassen, hält weiter an. Genauso beliebt ist das Mesolift nach Feierabend. Kurz vor dem Date noch ein Vitamin- und Feuchtigkeitscocktail unter die Haut gespritzt – schon sieht man so entspannt aus, als käme man direkt aus dem Urlaub. Meist sogar besser.
    Ich meine, gemeinsamer Urlaub führt ja bekanntlich in den seltensten Fällen zur

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