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Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Titel: Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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Luft, was auf ein ausgeklügeltes Belüftungssystem schließen ließ. Wir wanderten auch noch kurz durch den Keller, bestaunten zimmerweise aufgereihte Ordner, sorgfältig gestapelte Medikamente und Utensilien und beendeten unseren Rundgang schließlich im Erdgeschoss. Dort lagen ein Restaurant mit angrenzender Terrasse und ein paar kleinere Behandlungs- und Aufenthaltsräume. Ausgesprochen beeindruckend und luxuriös, das Ganze. Laut Schümli soll die Praxis in der Innenstadt eine noch gehobenere Ausstattung erhalten.
    «Gleiccch im Anschluss werden Sie meine liebsten Patienten kennenlernen», kündigte der Professor voller Vorfreude an, als wir mit der Besichtigungstour fertig waren. «Schließliccch sind wir ja nicccht zum Vergnügen hier. Hahaha!»
    Oh nein, dachte ich, das sind wir in der Tat nicht. Ich habe mich definitiv noch keine Sekunde vergnügt.
    Dr. Hartmann sah das offenbar genauso, denn er warf mir einen Blick der Marke
Und das ist allein Ihre Schuld
zu. «Samstag ist sicher ein beliebter Tag bei den berufstätigen Kunden, nicht wahr?», schleimte er sich auch gleich darauf beim Professor ein und ließ mir auf dem Weg in eines der Behandlungszimmer eine Tür entgegenschnellen.
    «Na ja», relativierte Schümli und deutete auf einen Schrank, der mit Injektionskanülen und diversen, ebenfalls sorgfältig gestapelten Präparaten gefüllt war. «Das kommt ganz darauf an, was gemacccht werden soll. Alles, was mit diesem Schrank hier zu tun hat, spriccch: alles, was man
to go
haben kann, wird normalerweise lieber unter der Woccche erledigt. Iccch glaube, so kommt es den Leuten alltäglicccher vor. Salat mit Hühnccchen und dazu ein bissccchen Botox – die klassische Mittagspause der berufstätigen Frau.»
    Er führte uns in einen Raum, in dem alles weiß war. In der Mitte stand eine Art Luxus-Zahnarztstuhl, daneben ein Schubladenschrank der Marke USM . «Bei Operationen sieht das natürliccch anders aus. Die werden in der Regel nicccht samstags durccchgeführt. Je naccchdem, wie aufwendig der Eingriff ist, erledigen wir ihn entweder am Anfang oder spätestens in der Mitte der Woccche. So sind die Betten zum Woccchenende wieder leer, und die Krankenschwestern können ihr Woccchenende genießen.»
    Wir nickten stumm, während Schümli munter weiterplauderte. «Hier, in diesem Raum, führe ich die Hyaloron-Unterspritzungen durch.» Er machte eine ausladende Handbewegung. «Aber das sollen heute sie übernehmen. Dr. Rosenstrauccch, Sie werden anfangen.» Er deutete auf eine weiße Sitzgruppe. «Nehmen Sie doccch einen Moment Platz, ich führe Dr. Hartmann nur rasch in den Wartebereiccch.»
    Die beiden verließen den Raum, und ich überlegte, ob es nun ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war, den Anfang machen zu müssen. Vermutlich war es aber gar kein Zeichen.
    Zehn Minuten später betrat Schümli in Begleitung einer schätzungsweise 28-jährigen Frau mit Modelmaßen den Raum. «Hier», er warf mir eine Packung Restylane zu – das Zaubermittel, das, wenn man es geschickt anwendet, bei vielen Menschen wie eine Zeitmaschine wirkt. «Jetzt möccchte iccch Ihnen aber erst einmal jemanden vorstellen.» Er drehte sich zu der jungen Frau um. «Frau Steiner, dies hier ist Dr. Rosenzweig. Wir beabsiccchtigen eine Partnerschaft in meiner City-Klinik einzugehen, und iccch möccchte ihm heute meine liebste Patientin vorstellen, nämliccch Sie.»
    Schümli schleuderte der Patientin seinen Charme entgegen, als sei sie Schirmherrin seines Neubaus und außerdem noch alleinige Verantwortliche für seinen vermutlich siebenstelligen Kontostand. «Dr. Rosenquarz ist einer der führenden Spezialisten auf dem Gebiet des Liquid Liftings.»
    Die junge Frau, die mir irgendwie seltsam bekannt vorkam, zeigte sich unbeeindruckt. Sowohl von meinen Fähigkeiten als auch von Schümlis Charmeangriff. Stattdessen schien sie vielmehr Schümlis nervige Angewohnheit zu irritieren, meinen Nachnamen zu verhunzen.
    «Entschuldigung, ich glaube, ich habe Ihren Namen nicht ganz verstanden», hakte sie dialektfrei bei mir nach.
    «Rosen», sagte ich, froh, es nun endlich einmal loswerden zu können, «einfach nur Rosen. Ohne Büsche, Zweige oder sonstige Zusätze. Dr. Paul Rosen, sehr erfreut.»
    Aber Frau Steiner hatte bereits das Interesse an mir und meinem romantischen Namen verloren. «Sagen Sie mal, Professor Schümli», wandte sie sich wieder an den Arzt ihres Vertrauens und versuchte dabei, etwas Strenges in ihren Tonfall zu legen.

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