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Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Titel: Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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vollen Wahrheit herauszurücken. Allerdings war das gar nicht so einfach.
    «Ich, also 

ähm 

Ich kenne den Mann», stotterte ich und dachte, dass es die halbe Wahrheit unter Umständen ja auch tun würde.
    «Ach!», machte Dr. Hartmann ironisch und stellte auf die Art klar, dass er nicht beabsichtigte, sich mit der halben Wahrheit zufriedenzugeben. «Er kennt Sie offenbar auch. Schließlich scheinen Sie beide eine intime Vergangenheit zu teilen.»
    Ja, das war logisch. Nur – was ging ihn das eigentlich an? Im Stillen formulierte ich an einer geistreicheren Erklärung herum, doch leider kam nicht viel dabei heraus.
    «Also, das ist 

das ist, äh 

mein Exmann.» Enttäuscht, dass mir nichts Besseres eingefallen war, sackte ich in mich zusammen. Ganz im Gegensatz zu Dr. Hartmann, der sich jetzt regelrecht in seinem Sitz aufbäumte.
    «Ach wirklich», schnaubte er verächtlich, «der ist aber hartnäckig. Ich meine, Sie sind doch bereits seit drei Jahren mit Dr. Rosen verheiratet. Und Ihr Exmann kann das immer noch nicht wegstecken?»
    Warum nur war ich immer die Letzte, die alles erfuhr?, überlegte ich. Wann war denn nur unsere dreijährige Ehe zur Sprache gekommen? Aber ich hatte keine Zeit, mich über Pauls Nachlässigkeit aufzuregen, denn im selben Moment ging Paul zu Boden.
    Ich schrie auf. Leo folgte Sekundenbruchteile später, da Paul sich an ihm festklammerte. Kurz darauf lagen beide auf dem Asphalt und rührten sich nicht.
    Außer mir vor Sorge stürzte ich aus dem Auto. Auf dem Gehweg kniete ich nieder, bettete Pauls blutenden Kopf auf meinen Schoß (was leider das Todesurteil für mein neues Gaultier-Kleid war) und schrie Raoul zu: «Vielleicht könnten Sie jetzt doch mal ganz kurz hier draußen helfen?»
     
    Nach einer längeren Diskussion mit der Polizei, in der Paul-Zorro-Rosen heldenhaft darauf verzichtet hatte, Anzeige gegen Leo zu erstatten und dieser zur Ausnüchterung abgeführt worden war, stiegen wir erschöpft ins Auto. Paul wischte sich mit einem Taschentuch das Blut aus dem Gesicht. Im Restaurant verschwand dann auch ich erst einmal auf der Toilette, um die Blutflecken aus dem Kleid zu waschen. Leider vergeblich. Zum Glück fielen sie aber auf dem schwarzen Spitzenoberteil nicht allzu schlimm auf.
    Als ich zu unseren Gastgebern an den Tisch zurückkehrte erreichte der verkorkste Abend seinen vorläufigen Höhepunkt. Pauls Blick durchbohrte mich. Mir war natürlich sofort klar, dass er mir auf diesem Weg etwas mitteilen wollte. Nur was? Sein Blick konnte irgendwie alles bedeuten. Von
Es tut mir leid, aber der Patient hat die Operation nicht überstanden
bis
Ein falsches Wort, und ich puste dir das Hirn in den Kronleuchter
war alles möglich.

    Deshalb traf mich Professor Schümlis Frage leider vollkommen unvorbereitet. «Also Frau Rosen, so ganz habe iccch noccch nicccht verstanden, was da eben passiert ist.» Er blickte von mir zu Paul, von Paul zu den Hartmanns und anschließend wieder zurück zu mir. «War der Kerl, mit dem Sie Ärger hatten, denn nun Ihr Exmann oder Ihr drogenabhängiger Bruder aus Berccchtesgaden?»
    «Mein
was

    Es war zum Heulen.
    Sofort mischte sich Frau Schümli ein. «Oh, Frau Rosen, Sie müssen sich nicht schämen. Drogensucht kommt in den besten Familien vor. Und gerade Menschen, die sich sozial engagieren, wie Sie es tun, stehen oft machtlos davor, wenn es darum geht, den eigenen Familienangehörigen zu helfen.»
    «Ja, dann 

», stotterte ich in tiefer Dankbarkeit über so viel entgegengebrachtes Verständnis, «

dann war das wohl mein drogenabhängiger Bruder aus 

äh 

Berchtesgaden.»
    Wie, zum Henker, kam Paul nur auf einen derartigen Schwachsinn?
    Das fragte sich offenbar auch Frau Hartmann, denn sie meldete sogleich ein paar Bedenken an: «Also, das verstehe ich ehrlich gesagt immer noch nicht so ganz. Ihr Bruder nennt Sie Nellamaus?», fragte sie und wirkte fast ein wenig neidisch, nicht auch mit sozial bedürftiger Verwandtschaft gesegnet zu sein. «Und was genau hat der denn nun mit Ihrem Orgasmus zu tun?»
    Tja, das war tatsächlich eine berechtigte Frage, auf die ich leider keine Antwort parat hatte. Und selbst wenn ich eine gehabt hätte, wäre ich mit Sicherheit lieber im Boden versunken, als mit wildfremden Menschen über derart pikante Themen zu sprechen.
    Was war das nur für ein nicht enden wollender Albtraum? In was hatte Paul-Münchhausen-Rosen mich da hineingeritten?
    «Nellas Bruder nimmt an einer

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