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Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Titel: Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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Kopf an. «Was ich sagen wollte, war: Du siehst eigentlich viel zu gut aus für diesen Anlass.»
    …
weil wir nämlich nur ins Kaashuus gehen
, füge ich in Gedanken noch hinzu. Aber bevor Nella sich noch einmal im Bad verschanzt, schlucke ich diesen Teil des Satzes hinunter. Langsam geraten wir nämlich in echte Zeitnot.
    Eilig springe ich in meinen Anzug, und keine zehn Minuten später befinden wir uns auf der Straße, wo Raoul uns mit laufendem Motor erwartet. Die blöden Hartmanns sitzen bereits mit genervter Miene im Wagen. Er vorn, sie hinten.
    Gerade wollen Nella und ich einsteigen, als hinter uns plötzlich jemand lautstark brüllt: «Nella! Warum tust du mir das an?»
    Mir ist natürlich sofort klar, wer sich da zum Affen macht. Allerdings ist die Situation denkbar ungünstig. Die Hartmanns haben bereits die Köpfe nach uns gereckt, und es fehlt nicht mehr viel, dann lassen sie die Scheibe herunter. Das wäre nicht nur ungünstig, das wäre eine Katastrophe. Aber es kommt noch schlimmer.
    «Nell-laaaa!», schreit Leo jetzt, und seine Stimme überschlägt sich. «Warum hast du mir denn nichts gesagt? Hattest du wirklich noch nie einen Orgasmus?»

[zur Inhaltsübersicht]
16. Nella
    Sonntagmorgen
    9  Uhr  03 . Mmmmh 

    9  Uhr  05 . Mmmmmmmmh 

    9  Uhr  07 . Bin noch ganz benommen. Mein ganzer Körper vibriert.
    9  Uhr  10 . Mmmmh. Was für eine Nacht! Hatte den besten Sex meines Lebens. Ja, ich glaube, dass kann man so sagen.
    9  Uhr  15 . Na ja, jedenfalls war er gut. Mmmmh 

    9  Uhr  20 . Nein, es war definitiv der beste. Dabei standen die Vorzeichen erst gar nicht gut. Und Leo war ja auch schon ganz schön betrunken, als er hier ankam. Da weiß man nie, wie so ein Abend ausgeht.
    9  Uhr  26 . Oh, der Kellner kommt mit meinem Kaffee. Sitze im Frühstücksraum des East-West und lasse mich verwöhnen. Gibt es etwas Schöneres als ein opulentes Frühstück nach einer aufregenden Liebesnacht? Wohl kaum. Mir fällt jedenfalls gerade nichts ein. Außer vielleicht ein Telefonat mit der besten Freundin, aber sonntags um diese Zeit? Ich fürchte, das muss warten. Dabei ist so viel passiert. Am besten, ich versuche mal, es chronologisch zu ordnen:
    Es fing alles damit an, dass Leo gestern Abend vor dem Hotel angetorkelt kam und furchtbare Dinge brüllte. Wie peinlich! Zumal Schümlis Chauffeur, dieser Raoul, bereits im Wagen vor der Tür wartete und alles mitbekam. Und als wäre das allein nicht schon schlimm genug, saßen im Auto auch noch die Hartmanns.
    Ich wäre am liebsten im Boden versunken, aber Paul-Kavalier-Rosen (Hihihi, klingt fast wie Rosenkavalier) bedeutete mir, ich solle zum Wagen gehen und einsteigen. Er würde die Sache schon regeln. Galant schob er mich in Richtung Auto und stellte sich selbstlos dem Betrunkenen in den Weg. (Sooo tapfer!)
    Leo war bereits außer Rand und Band. «Nella! Nell-laaaa! Warum tussu mir dasss an?», lallte er lautstark und war trotz seiner unartikulierten Aussprache auch im Auto mehr oder weniger deutlich zu verstehen. Allerdings fand ich, dass die Frage wohl eher lauten sollte: Warum tat er
mir
das an?
    Typisch Mann, dachte ich. Elisa hatte ja so recht. Wie wollen Männer mit mehreren Frauen klarkommen, wenn sie so wenig belastbar sind? Leo sollte sich vielleicht lieber einen Hund anschaffen. Der würde ihm brav gehorchen und vermutlich auch gnädig darüber hinwegsehen, wenn sein Herrchen sich komplett danebenbenimmt. Und er würde es mit stoischer Gelassenheit ertragen, wenn Herrchen kleidungsmäßig am Abgrund wandelt. So wie Leo es tat: Mit einem zusammengeknautschten Jackett in der einen Hand und einer Flasche Bacardi in der anderen wirkte er nicht nur auf die Hartmanns so, als käme er direkt aus der Bahnhofskneipe. Dass sein Hemd bis zur Blinddarmnarbe offen stand und außerdem noch über dem Hosenbund hing (was bei seiner spärlich behaarten Brust irgendwie nach Schauspielakademie im ersten Semester aussah), machte die Sache auch nicht mehr viel schlimmer.
    «Geht’s noch?», fragte Paul provokativ und zerrte Leo weg von Schümlis Wagen. «Was soll das Theater?»
    Ja, genau – was soll das Theater?
, hätte ich am liebsten durch das geschlossene Fenster geschrien, hielt es aber für schlauer, die ohnehin schon konfliktgeladene Stimmung nicht auch noch zu befeuern.
    «Lassss mich vobei, du Idiot!», krakeelte Leo anstelle einer Antwort, und zwar auch ohne dass ich ihn provoziert hatte. «Ischwill sofort mit Nella schprechn.

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