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Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Titel: Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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darüber im Klaren, dass ich im Falle einer Zusage schneller aus Hamburg verschwinden würde als ein Vampir im Morgengrauen. Und natürlich hatte sie keine Zeit vertrödelt und meinen Vater darüber informiert. Als wäre es nicht schon schlimm genug gewesen, ihn über unserer Affäre zu informieren.
    Aber warum tat sie das? Sie kannte doch meinen alten Herrn. Sie konnte doch nicht ernsthaft annehmen, dass ihr Chef, der es schon nicht mochte, wenn man sich bei der Arbeit duzte, es befürworten würde, wenn man anderweitig intim wurde. Bei ihm musste man mit dem Schlimmsten rechnen. Vermutlich hatte er bereits einen Rechtsanwalt zu Rate gezogen, um uns wegen unerlaubten Beischlafs zu verklagen. Birte riskierte also nicht nur ihren Job, sondern auch noch einen Gerichtsprozess. Ich wurde aus der Frau nicht schlau.
    «Ich warte», knurrte Birte plötzlich ungeduldig.
    «Worauf?»
    «Auf deine Entschuldigung.»
    Mir sträubten sich die Nackenhaare. Ich wollte mich mit dieser Frau nicht versöhnen. Ich wollte mit dieser Frau eigentlich gar nichts mehr zu tun haben.
    «Entschuldigung», sagte ich trotzdem halbherzig. Denn ohne Birte würde ich diesen Job nicht bekommen – den Job, den ich nicht nur unbedingt wollte, sondern inzwischen auch wirklich brauchte.
    «Geht es vielleicht noch etwas freundlicher?»
    «Tja, also 

es tut mir wirklich leid, Birte», fing ich an und dachte, dass genau genommen wohl eher sie sich bei mir entschuldigen müsste. Deshalb konnte ich mich auch nur schwer zurückhalten. «Aber warum hast du das nur getan? Warum hast du meinem Vater alles erzählt? Du weißt doch, dass 

»
    «Weißt du, Paul», unterbrach sie mich, «ich hatte bereits in der letzten Woche den Eindruck, dass es eine andere Frau in deinem Leben gibt. Aber du wolltest ja nicht mit mir reden. Und bei meiner Scheidung wolltest du mich plötzlich auch nicht mehr unterstützen.»
    «Plötzlich?!» war das Einzige, was ich dazwischenwerfen konnte, ehe sie fortfuhr.
    «Das ist so typisch für dich. Und im Grunde auch für alle anderen Männer. Erst bist du nicht bereit, dich mit mir auseinanderzusetzen, planst hinter meinem Rücken bereits dein Verschwinden, buchst ein Doppelzimmer für dich im Rotlichtviertel und wunderst dich am Ende noch, dass ich wütend bin.»
    «Aber 

» Ich wusste gar nicht, wo ich anfangen sollte. Es war doch von Anfang an klar, dass ich mich eines Tages beruflich umorientieren würde. Das musste ihr doch ebenfalls klar gewesen sein, immerhin wurde sie tagtäglich Zeuge, wie mein Vater und ich uns stritten. Und was das Doppelzimmer anging 

    «Es gibt keine andere Frau», brachte ich schlapp hervor und fühlte mich augenblicklich, als hätte ich gelogen.
    Birte fühlte das offenbar auch. «Ach wirklich?», fragte sie spitz, und ich wusste, wie sie dabei den Mund verzog. «Dann war das also doch eine Prostituierte? Ich bin ja mal gespannt, was dein Vater dazu sagt 

»
    «Birte!», entfuhr es mir. Im gleichen Moment dachte ich aber, dass es meinem Vater vermutlich bereits egal war, ob ich mich im Rotlichtviertel, im Terroristencamp oder auf dem Mars herumtrieb. Viel schlimmer war die Tatsache, dass ich mich nach allem, was ich gerade erfahren hatte, immer noch mit Birte gutstellen musste. In diesem Szenario gab es demnach tatsächlich einen Prostituierten, nämlich mich.
    «Ich würde dir gern Einiges erklären.» Mehr konnte ich so spontan nicht hervorbringen, bemühte mich aber nach Kräften, dabei reumütig zu klingen. «Aber nicht jetzt am Telefon.»
    «Gut», schnaubte Birte, «nach deiner Rückkehr. Am Dienstagabend. Um acht bei dir.» Dann legte sie auf.
    Nur noch ein halbes Jahr, dachte ich, dann bin ich ein freier Mann mit einem gutbezahlten Job in der Schweiz. Die Stelle bei Professor Schümli war also meine einzige Rettung, und ich würde alles daransetzen, ihn auch am letzten Tag noch von meinen Fähigkeiten zu überzeugen.
     
    Heute bestand meine Aufgabe darin, zwei Patienten ernährungsmäßig zu beraten, drei Nasolabialfalten zu mildern und ein Paar Augenlider dahin zurückzubefördern, wo sie vor etwa zehn Jahren einmal hergekommen waren. Wer seine herabhängenden Lider nämlich nicht operieren lassen will, der entscheidet sich erst einmal für die unblutige Lösung: eine Portion Botox. Ein bisschen Nervengift in den Muskel über der Augenbraue injiziert, und er zieht sich zusammen. Dabei wird der gesamte darunterliegende Hautbereich angehoben. Die Augen werden nicht mehr

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