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Die naechste Frau

Die naechste Frau

Titel: Die naechste Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sanne Hipp
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kaum in der Lage, ihre Schicht zu Ende zu bringen.
    Sie war vor Enttäuschung über sie selbst wie gelähmt, konnte sich kaum aufraffen. Sie hatte tatsächlich ihre Chefin angemacht, auf übelste Weise. Was war bloß in sie gefahren? Sie hatte irgendwann nur noch diese Frau gesehen. Sie konnte ihren Blick nicht mehr von ihr abwenden, war kaum mehr in der Lage, etwas Klares zu denken. Wie würde es sich anfühlen, wenn man sie berührte? Sie war so verdammt hübsch.
    Dann musste ihr irgendwie eine Sicherung durchgebrannt sein.
    Was wäre geschehen, wenn sich die Breitenbach damals auf einen Flirt mit ihr eingelassen hätte? Wieder und wieder hatte Jackie sich Versionen vorgestellt, wie der Tag hätte verlaufen beziehungsweise enden können. Ihr wurde wieder heiß bei dem Gedanken. Wäre sie mit zu ihr gegangen? Auf ihre Bude? Diese Frau?
    Vielleicht wäre es für sie ein Abenteuer gewesen, einfach etwas anderes, auf das sie sich eingelassen hätte. Wahnsinn. Vielleicht hätte sie diese Frau ja tatsächlich ins Bett gekriegt. Es wäre der Himmel auf Erden gewesen. Alex war sich sicher.
    Wen hätte es gestört, wenn sie sich später hier begegnet wären? So etwas passiert, sei’s drum. Vielleicht wäre auch mehr daraus geworden.
    Mehr? Wie viel mehr?
    Jackie wusste selbst, dass sie zu keiner längeren Beziehung fähig war. Warum sehnte sie sich ausgerechnet bei Alex Breitenbach danach? Weil sie sowieso unerreichbar für sie war? Hatte Jackie sich deswegen in sie verliebt, weil sie nie Angst haben müsste, dass es eines Tages ernst werden könnte?
    Sie war verwirrt, es gelang ihr kaum, ihre konfusen Gedanken zur Seite zu schieben.
    Währenddessen arbeitete Aslan für zwei. Sie machte Abendbrot, brachte ihre zugeordneten Bewohner und die ihrer Kollegin ins Bett, kümmerte sich um die korrekte Dokumentation.
    Jackie übergab alles an die Nachtwache.
    Dann ging sie.
     
    Zehn Minuten später stand sie an der Bürotür der Hausleitung. Es war dunkel darin. Sie hatte auch nicht wirklich angenommen, Alex Breitenbach noch anzutreffen. Sie musste sich entschuldigen. Dringend.
    Hatte sie das wirklich gesagt?
    Sie schien in der Nähe dieser Frau nicht mehr zurechnungsfähig zu sein. Was hätte sie ihr sonst sagen sollen? Dass sie es nicht mehr schaffte, sie aus ihrem Kopf zu bekommen? Dass andere Frauen sie schon lange nicht mehr interessierten?
    Seit Jackies Antrittsbesuch im Büro ihrer neuen Chefin hatte sich alles verändert. Sie konnte ihr Leben nicht mehr einfach so weiterleben wie bisher. Es ging nicht mehr.
    Jackie dachte nur noch an Alex. Es war mehr als ein Schwarm, es war auch mehr als nur Verliebtsein. Sie war wie krank. Es erschien ihr selbst als nicht mehr normal. Sie sehnte sich immer mehr nach dieser Frau, ihre dunklen Augen, ihrem Lächeln, nach der Art, wie sie ihre Hände beim Sprechen bewegte. Sie mochte es, wie Alex sich kleidete, schminkte … einfach alles an ihr. Jackie mochte ihren Geruch, den man sofort wahrnehmen konnte, wenn sie das Büro betrat. Kein Parfüm, nein, wesentlich dezenter, vielleicht strömte ihr Duschgel oder die Bodylotion ihn aus, diesen Duft. Alle ihre Sinne schärften sich in Alex’ Nähe oder schalteten ganz ab, wie es heute geschehen war.
    Sie hatte es wieder einmal völlig versiebt.
    Erschöpft und maßlos enttäuscht von sich selbst lehnte sie sich an die Bürotür ihrer Hausleitung, sank in die Knie und weinte.
     
    Sie hatte Klaus angerufen, in ihrer Verzweiflung. Gott sei Dank, er war zu Hause.
    „Komm zu mir“, sagte Klaus am Telefon, „wir überlegen gemeinsam, was du jetzt noch tun kannst.“
    Er half ihr, so gut er konnte. Sie schmiedeten einen Plan. Jackie sollte sich gleich am nächsten Tag für alles entschuldigen. Klaus würde sie begleiten.
    „Komm schon, es wird alles gut“, tröstete er seine Freundin, wie er es schon so oft getan hatte.
    Sie waren schon immer so etwas wie Geschwister füreinander gewesen. Eigentlich schon ab ihrer Grundschulzeit. Jackie wohnte damals mehr bei Klaus’ Familie als bei ihrer eigenen Mutter. Niemandem würde er sich je so anvertrauen wie ihr, und bei Jackie war es genauso. Klaus war immer für sie da.
    Sie kuschelte sich dankbar in seinen Arm. „Ach Klaus, wenn ich auf Männer stehen würde, würde ich dich heiraten.“
    Er lächelte auf seine süße, bescheidene Art. „Das würde uns auch nichts bringen.“
    Natürlich nicht – schließlich war Klaus schwul.
    Sie lachten beide.
    Jackie sah ihn dankbar an. Es würde alles

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